Wolford könnte sich von Börse verabschieden

BILANZ-PK WOLFORD AG 'ERGEBNISSE GESCHAeFTSJAHR 2016/17 - AUSBLICK'
BILANZ-PK WOLFORD AG 'ERGEBNISSE GESCHAeFTSJAHR 2016/17 - AUSBLICK'APA/GEORG HOCHMUTH
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Anlegerschützer Rasinger rechnet damit, dass am Ende des Tages die Kleinanleger hinausgedrängt werden dürften. Er finde es "ungewöhnlich", dass die ehemalige AR-Vorsitzende am Bieterprozess teilnimmt.

Der Kleinanlegerschützer Wilhelm Rasinger rechnet "am Ende des Tages" mit einem Börsenabschied des Vorarlberger Strumpfherstellers Wolford. Das Unternehmen hatte im vergangenen Geschäftsjahr 2016/17 (per Ende April) ein Minus von 17,88 Mio. Euro erwirtschaftet. Auslöser für die schwachen Zahlen waren Nachfragerückgänge, Planungs- und Vertriebsfehler, teure Expansion sowie Wertberichtigungen im Ausmaß von 12,33 Mio. Euro.  "Wir rechnen damit, dass es zu einem Squeeze-out kommen wird, weil eine Börsennotiz für einen neuen Eigentümer keinen Sinn macht", sagte Rasinger am Freitag zur APA. Wolford braucht dringend Geld und sucht einen neuen Eigentümer.

Für ein Unternehmen dieser Größenordnung - Wolford macht 154 Mio. Euro Umsatz - seien die derzeitigen Regulierungen zu aufwendig und die zusätzliche Kostenbelastung zu hoch, so Rasinger.

Doch bis es zu einem Hinausdrängen der Kleinanleger kommt, müssten noch einige Schritte geschehen. Ein Squeeze-out ist nur möglich, wenn ein Gesellschafter zumindest 90 Prozent hält. Die Streubesitzaktionäre werden dann hinausgedrängt, indem man ihnen eine Barabfindung gibt.

"25-Prozent-Eigner Bartel als Schlüsselfigur"

Derzeit befinden sich aber noch 30 Prozent der Wolford-Anteile im Streubesitz. Das soll Finanzinvestoren im aktuellen Bieterprozess abschrecken. "Wir haben kein Verständnis dafür, wenn man so tut, als wäre der Streubesitz ein Hindernis", sagte Rasinger. Kommt es letztlich zu einem Squeeze-out, werde der Interessenverband für Anleger (IVA), dessen Präsident Rasinger ist, diesen Prozess "konstruktiv begleiten".

Ein Szenario ist laut Rasinger ein Einstieg eines Investors über eine Kapitalerhöhung, die zu einer deutlichen Verwässerung der Anteile führen würde. Spießen wird es sich letztlich aber an dem deutschen Investor und Dotcom-Millionär Ralph Bartel, der mehr als 25 Prozent an Wolford hält. "Bartel ist die Schlüsselfigur in dieser Konstellation, an ihm kommt man nicht vorbei", sagte Rasinger.

Ob Bartel auch verkaufen will, ist nicht bekannt. Er war für eine Stellungnahme noch nicht erreichbar. Bartel könnte sich aber mit den Gründerfamilien Palmers und Wilhelm zusammenschließen, die ihre Wolford-Mehrheit verkaufen wollen.

Mit Interesse hat Rasinger die Ankündigung der ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Antonella Mei-Pochtler zur Kenntnis genommen, die am aktuellen Bieterverfahren um Wolford teilnimmt. Mei-Pochtler, die die Österreich-Niederlassung von Boston Consulting leitet, hat den Vorsitz im Kontrollgremium kürzlich abgegeben, um bei Wolford mitbieten zu können. "Dass sie mitbietet ist ungewöhnlich", findet der Kleinanlegerschützer. "In einer schwierigen Situation verlässt man ein Unternehmen nicht."

(APA)

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