Neuer Büromöbel-Krösus: "Wollen kein undifferenzierter Haufen werden"

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bene Bueromoebel(c) Clemens Fabry
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Der Büromöbelhersteller soll für Unternehmen leistbar sein, sagte Bene-Geschäftsführer Fried zur Neuaufstellung nach dem Übernahme-Deal. Ein Experte hält höhere Preise für möglich.

Die vier größten Büromöbelhersteller in Österreich, Bene, Neudörfler, Hali und Svoboda, sind bald unter einem Dach. Bene-Geschäftsführer Michael Fried warnte im APA-Interview davor, ein "undifferenzierter Haufen" zu werden. "Jedes Unternehmen hat seine eigene Positionierung und das ist gut so", sagte Fried. Man dürfe ja nicht alles verschmelzen, ganz im Gegenteil. Die Marken müssten noch mehr geschärft und spitzer positioniert werden, sodass für jeden Markt und für jede Zielgruppe das Richtige dabei sei. "Das ist jetzt nicht alles ein BGO-Brei (Bene gehört der BGO Holding, Anm.), sondern es sind ganz unterschiedliche Marken, unterschiedliche Positionierungen und unterschiedliche Zielgruppen", so Fried.

Einer der Schwerpunkte in der Zukunft soll sein, dass der Büromöbelhersteller leistbar ist. "Bene ist nicht abgehoben und nicht nur im 5-Stern-Bereich und unerreicht", sagte Fried. Die Botschaft soll sein: Auch ein Start-up kann sich Bene leisten.

Gruppe "europäischen Formats" als Ziel

Der Sanierer Erhard Grossnigg und Ex-ÖVP-Wirtschaftsminister Martin Bartenstein, denen bisher über die BGO Holding schon Bene und Neudörfler gehörten, schnappten sich kürzlich auch die Mitbewerber Hali und Svoboda. Die Bundeswettbewerbsbehörden (BWB) genehmigte den Deal unter Auflagen. Nicht aufgelöst werden dürfen die Standorte Waidhofen/Ybbs (Bene), Neudörfl/Leitha (Neudörfler) und Eferding (Hali). Der Svoboda-Kauf hängt noch von einer Due-Diligence-Prüfung ab.

Auch ohne Auflage der Behörde seien Bene und der Standort Waidhofen "eng verknüpft", betonte Fried. Das Werk sei voll ausgelastet, ein weiteres sei aber nicht geplant. Bene produziert abgesehen von Polstermöbeln und Stühlen ausschließlich in Waidhofen an der Ybbs.

Grossnigg will aus dem Büromöbel-Quartett eine Gruppe "europäischen Formats" machen und zu den Top-3 in Europa aufsteigen. Derzeit hat lediglich Bene einen nennenswerten Exportanteil. Für Neudörfler, Hali und Svoboda ist Österreich der Kernmarkt, wenngleich sie in den D-A-CH-Raum exportieren.

Höhere Preise möglich

Andreas Kreutzer vom Berater Kreutzer, Fischer & Partner erwartet, dass heimische Firmen, die sich Büromöbel anschaffen wollen, mit höheren Preisen rechnen müssen. Sie hätten praktisch keine Alternative, als sich an einen der vier zu wenden, sagte Kreutzer zur APA. Durch die Marktmacht - zusammen kommen Bene, Neudörfler, Hali und Svoboda auf fast auf 50 Prozent Marktanteil - könnten sie die Preise locker anheben.

Schuschnig stellt das in Abrede: Unternehmen holten sich grundsätzlich mehrere Angebote ein. "Ob wir jetzt vier Marken haben oder nicht, es ist keiner daran gebunden, bei uns einzukaufen. Da gibt es sehr viele andere Möglichkeiten. Wir sehen ja auch, wie stark deutsche, tschechische oder spanische Herstellerlieferanten nach Österreich drängen." Zudem hätten auch die Möbelhändler Lutz, Kika, Leiner und Ikea ein großes Angebot im Büromöbelbereich.

Auch vor Konkurrenz aus dem Ausland sei man nicht gefeit. Schon bisher seien viele der wirklich großen Projekte an ausländische Mitbewerber gegangen, räumte Fried ein. Das Megaprojekt für die Möblierung des Erste Campus holte sich etwa der deutsch-schweizerische Büromöbelkonzern Vitra. "Daran wird sich auch in Zukunft nicht viel ändern. Einmal der Gigl, einmal der Gogl", sagte Fried.

Brexit schmerzt Bene

2017 war für Bene ein gutes Jahr. Das Unternehmen hat den Gewinn 2017 gesteigert, allerdings beim Umsatz aufgrund von Rückgängen in Großbritannien Einbußen erzielt. Das Betriebsergebnis (Ebit) stieg von 5 auf 7,3 Mio. Euro, unter dem Strich blieb ein Nettogewinn von 5,8 Mio. Euro, nach 2,2 Mio. Euro davor. Der Umsatz brach um 11 Prozent auf 135,1 Mio. Euro ein. Schuld daran war vor allem der britische Markt.

Die Entscheidung der Briten, aus der EU auszusteigen ("Brexit"), führte zu einem zurückhaltenderen Expansionsverhalten der Unternehmen. Dazu belastete der Pfundkurs. In Summe führte das in Großbritannien zu Umsatzrückgängen von 20 Prozent, erläuterte Bene-Geschäftsführer Michael Fried im APA-Interview.

(APA)

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