Die USA kündigen "härtere Maßnahmen" gegen Nordkorea an und fordern von China, Schritte "gegen diesen Unsinn" zu setzen. Das Regime in Pjöngjang legt indes nach: Die abgefeuerte Rakete könne einen "großen und schweren Atomsprengkopf" befördern.
Die USA haben einen Tag nach Nordkoreas Test einer ballistischen Interkontinentalrakete (ICBM) "härtere Maßnahmen" gegen Pjöngjang angekündigt. Man verurteile den Start der Rakete scharf, erklärte Außenminister Rex Tillerson. Der Test stelle "eine neue Eskalation der Bedrohung für die Vereinigten Staaten, unsere Verbündeten und Partner, die Region und die Welt dar". Seine Regierung werde es niemals zulassen, dass Nordkorea über Atomwaffen verfügt, bekräftigte der Chefdiplomat in Washington. Als Warnung an Machthaber Kim Jong-un hielten das amerikanische und südkoreanische Militär zudem am Dienstag eine gemeinsame Raketenübung ab. Der UNO-Sicherheitsrat wird indes heute, Mittwoch, Abend (21.00 Uhr) zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen.
Das Regime unter der Führung von Kim Jong-un zeigte sich bisweilen unbeeindruckt vom amerikanischen Säbelrasseln und legte rhetorisch nach: Die am Vortag abgefeuerte Rakete könne einen "großen und schweren Atomsprengkopf" befördern, wurde am Mittwoch seitens der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA mitgeteilt. Demnach erreichte die neue Rakete eine Flughöhe von 2802 Kilometern und flog 933 Kilometer weit. Pjöngjang sprach zudem von einem letzten Schritt zur Atommacht. Kim Jong-un nannte die Rakete ein "Geschenk" für die "amerikanischen Bastarde" zum Unabhängigkeitstag der USA.
Die Führung in Pjöngjang arbeitet ungeachtet scharfer internationaler Proteste seit Jahren an der Entwicklung von Langstreckenraketen, mit denen atomare Sprengköpfe bis in die USA getragen werden könnten. Experten zweifeln aber an der Fähigkeit Nordkoreas, tatsächlich die nötige Technologie für einen solchen Angriff zu entwickeln.
Trump fordert von China Schritte gegen "diesen Unsinn"
UNO-Generalsekretär Antonio Guterres bezeichnete den Raketentest als "weiteren unverschämten Verstoß gegen Resolutionen des Sicherheitsrats". Er warf Nordkorea "eine gefährliche Eskalation der Lage" vor. Die Europäische Union erklärte, sie erwäge als Reaktion neue Sanktionen gegen Nordkorea. US-Präsident Donald Trump forderte von Nordkoreas Verbündeten China entschiedene Schritte gegen "diesen Unsinn" und erklärte im Kurzmitteilungsdienst Twitter. Er glaube kaum, dass Japan und Südkorea die Tests "noch länger hinnehmen" würden:
Zur Entschärfung des Konflikts forderten Russland und China ein Aussetzen von Nordkoreas Atom- und Raketenprogramm und zugleich den Verzicht der USA und Südkoreas auf große gemeinsame Militärmanöver. Doch bereits am Mittwoch sendeten Washington und Seoul ein Signal der militärischen Stärke: Bei einer gemeinsamen Übung simulierten sie einen Angriff auf Nordkorea und feuerten mehrere ballistische Raketen ab. Die südkoreanische Armeeführung sprach von einer "starken Botschaft der Warnung".
Trump hat seit seinem Amtsantritt im Jänner den Druck auf Pjöngjang erhöht. Seine Regierung schloss auch ein militärisches Vorgehen wegen des nordkoreanischen Atom- und Raketenprogramms nicht aus. Bisher blieben Trumps Bemühungen um eine Beilegung des Konflikts aber erfolglos. Neben den jüngsten Raketentests verschärfte zuletzt auch der Tod des US-Studenten Otto Warmbier die Spannungen zwischen Washington und Pjöngjang. Der Student fiel in nordkoreanischer Haft ins Koma und starb kurz nach seiner Rückkehr in die USA.
Auf einen Blick
Nordkorea hatte am Dienstag verkündet, es habe in einem "historischen Durchbruch" erfolgreich eine ballistische Interkontinentalrakete des Typs Hwasong-14 getestet. Die US-Streitkräfte hatten zunächst von einer landgestützten Mittelstreckenrakete gesprochen; das US-Außenministerium geht jedoch mittlerweile ebenfalls von einer ICBM aus. Als ICBM gelten Raketen mit einer Reichweite von mehr als 5500 Kilometern. US-Experten warnten, der nördliche US-Staat Alaska könnte mit damit erreicht werden.
(APA/AFP/dpa/Reuters)