US-Zeitungen "verbünden" sich gegen Trump

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350 Zeitungen verteilt über das ganze Land wehren sich in Leitartikeln gegen die Anschuldigungen von US-Präsident Donald Trump, "Fake News" zu produzieren.

350 Zeitungen aus den USA haben sich in einer konzertierten Aktion gegen die Anfeindungen von Donald Trump und seines "schmutzigen Kriegs gegen die freie Presse" zur Wehr gesetzt. In ihren am Donnerstag und teils bereits am Mittwoch veröffentlichten Leitartikeln beziehen die Zeitungen Position gegen die Anschuldigungen des US-Präsidenten, "Fake News" zu verbreiten. Aufgerufen hatte die Zeitung "Boston Globe" zu der Aktion.

Nach Angaben des "Globe" beteiligten sich bisher etwa 350 Medien daran. Freie Medien durch staatlich kontrollierte zu ersetzen, sei stets eine der ersten Ziele eines korrupten Regimes bei der Machtübernahme in einem Land, schrieb der "Globe". Trump verbreite unter anderem die Lüge, dass Medien, die seine Regierungspolitik nicht unterstützen, "Feinde des Volkes seien". Die Redaktion wies auf eine Ipsos-Umfrage hin, der zufolge 48 Prozent der Republikaner der Meinung seien, die Nachrichtenmedien seien Volksfeinde. Dieser unerbittliche Angriff auf die freie Presse habe gefährliche Folgen, schrieb das Blatt.

"Wir sind nicht der Feind des Volkes. Wir sind das Volk. Wir sind nicht Fake News. Wir sind Ihre Nachrichten und wir arbeiten Tag und Nacht hart, damit wir die Fakten richtig berichten", schrieb etwa die "Syracuse New Times" aus dem Bundesstaat New York.

Trump hatte im Februar 2017 mit einer entsprechenden Formulierung auf Twitter für Empörung in der US-Presse gesorgt. Zudem hat er wiederholt die Berichterstattung der Medien als "Fake News" - "gefälschte Nachrichten" - bezeichnet.

"Kansas City Star" vergleicht Trump mit Stalin

Die renommierte "New York Times" forderte in ihrem Kommentar mit dem Titel "Die freie Presse braucht dich" Leser dazu auf, Lokalzeitungen zu abonnieren. In ihrem Eingangsstatement erinnerte sie an einen Brief des einstigen US-Präsidenten Thomas Jefferson, den er 1787 an einen Freund schrieb: "Wenn ich entscheiden müsste, ob wir eine Regierung ohne Zeitungen, oder Zeitungen ohne Regierung haben sollten, würde ich nicht zögern und mich für letzteres entscheiden."

Der Herausgeber der "New York Times", A. G. Sulzberger, hatte sich bereits Ende Juli mit Trump angelegt: In einem offenen Brief hatte er Trumps pauschale Angriffe gegen Medien als "schädlich für unser Land" bezeichnet.

Der "Kansas City Star" verglich Trumps Aussagen zur Presse mit dem Vorgehen des sowjetischen Machthabers Josef Stalin gegen Kritiker. In den ersten 558 Tagen seiner Präsidentschaft habe Trump 4229 seinerseits falsche oder irreführende Behauptungen gemacht, hieß es im Leitartikel des "Boston Globe" unter Berufung auf die "Washington Post". Allerdings glaubten nur 17 Prozent der Trump-Anhänger, dass die US-Regierung regelmäßig falsche Behauptungen verbreite: "Die 'alternativen Fakten' sind 'de facto' geworden." Eine Stellungnahme des US-Präsidialamts lag zunächst nicht vor.

"Wall Street Journal" kritisiert Aktion

Einige Medienhäuser zeigten sich jedoch auch kritisch. Das konservative "Wall Street Journal" etwa warnte in einem Kommentar in den Tagen vor Veröffentlichung der Leitartikel, dass eben eine solche abgestimmte Aktion nicht den Eindruck von Unabhängigkeit der Redaktionen erwecke.

(APA/dpa/red.)

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