Burschenschaft "Bruna Sudetia": Lehnen Antisemitismus "zutiefst" ab

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Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen gegen unbekannte Täter wegen des Verdachts auf NS-Wiederbetätigung eingeleitet. Nun gab die Burschenschaft eine Stellungnahme ab.

In der schlagenden Wiener Burschenschaft "Bruna Sudetia" sollen Liederbücher mit antisemitischen Texten aufgetaucht sein. Die Staatsanwaltschaft hat bereits Ermittlungen gegen unbekannte Täter wegen des Verdachts auf NS-Wiederbetätigung eingeleitet, Mittwochabend fanden Hausdurchsuchungen statt. Am Donnerstagnachmittag lud die Burschenschaft zu einer Pressekonferenz. Der Vorsitzende Herwig Götschober, der als Pressereferent im Kabinett von Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) tätig ist, entschuldigte sich und hielt fest, "dass wir als Burschenschaft 'Bruna Sudetia' und ich, und ich glaube ich spreche auch für andere Burschenschaften, null Toleranz bei Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit haben". 

Inhalt des beschlagnahmten Materials unbekannt

Die Hausdurchsuchung, die am Mittwoch stattfand, dauerte drei Stunden, so Götschober. Dabei wurden Kartons und Kisten mit unbekanntem Material mitgenommen. "Der Inhalt dieses Materiales ist uns nicht bekannt." Es dürfte sich dabei um Kisten aus dem zweiten Untergeschoß der "Bude" - der Räumlichkeiten der Burschenschaft - handeln. Eventuell geht es dabei "um Nachlässe von vor Jahrzehnten verstorbenen Bundesbrüdern", meinte Götschober.

Ob bei den beschlagnahmten Dingen strafrechtlich Relevantes dabei ist, konnte der beauftragte Anwalt Werner Tomanek nicht einschätzen. Er betonte, dass der Besitz "von historisch bedenklichen Dingen" in Österreich nicht verboten sei. "Es wird einige Wochen dauern das Material zu sichten", so Tomanek weiters.

Götschober hatte sich nach einem Bericht der Stadtzeitung "Falter" über angeblich in der Burschenschaft kursierende NS-Liederbücher beurlauben lassen, "um vereinsrechtliche Angelegenheit zu klären". Er möchte, "dass das vollkommen aufgeklärt wird".

Der Vorsitzende der Burschenschaft bedankte sich im Rahmen der Pressekonferenz bei Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache für die Rückendeckung. Die Burschenschaft Bruna Sudetia trage, so Götschober, die "Konsequenzen". Er "versichert vollständige Kooperation mit den Behörden".

>>> Dossier: Burschenschaften in Österreich [premium]

(Red./APA)

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