Warum Segways floppten und Inkontinenz-Wäsche boomt

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Innovationen. Gute Ideen hat bald jemand. Echte Innovationen aber stillen Bedürfnisse.

Ein Segway ist ein cooles Gerät. Als Fortbewegungsmittel aber floppte es, weil es nicht wirklich mobil macht. Erfolgreiche Innovationen hingegen erkennen ein Bedürfnis (hier Mobilität) und befriedigen es.

Das habe nichts mit Marktforschung, Trends oder gar mit dem Kopieren der Konkurrenz zu tun, sagen drei Berater um Autor Clayton M. Christensen. Gemeinsam schrieben sie „Besser als der Zufall“ („Jobs to be done“), worin sie Innovationen profan definieren: Sie müssten einfach nur „ihren Job erledigen“, ein Bedürfnis stillen.

Dafür bringen sie viele Beispiele: Mit Airbnb übernachten Reisende preiswert und authentisch. Mit Snapchat versenden Teenager ihre Nachrichten elternsicher. Der Haken dabei: Es gibt kein Kochrezept, wie man Bedürfnisse aufspürt. Nur Anregungen.

► Man beobachte sein eigenes Leben. Worüber ärgert man sich, was wünscht man sich? So entstand der Sony Walkman, mit dem man Musik überallhin mitnahm.

► Man beobachte nicht die Konkurrenz. Weil echte Innovation einen Markt schafft, den es vorher noch nicht gab. Beispiel: Kimberly-Clark stellt Inkontinenz-Unterwäsche her, die sich wie ein Höschen trägt und nicht wie eine Windel. Angeblich war der Markt schon im ersten Jahr 50 Mio. Euro schwer.

► Man halte Augen und Ohren offen, was sich Konsumenten aus der Not heraus einfallen lassen. Als es auf dem Markt keine reizvollen Sparbuchzinsen mehr gab, bastelten US-Eltern Familiensparbücher, um ihren Kindern das Sparen beizubringen. Die ING-Direktbank erkannte das Bedürfnis und kreierte kindertaugliche Online-Sparformen. Sie wurde die schnellstwachsende Bank in den USA.

Besser als der Zufall
Besser als der Zufall

► Man suche ungeliebte Tätigkeiten, die man seinen Kunden abnimmt. Wieder ein Beispiel aus den USA: Weil berufstätige Eltern sich schwertun, mit kranken Kindern stundenlang in der Arztpraxis zu warten, entstand die „Minutenklinik“ QuickMedX, in der man sofort drankommt.

► Man halte Ausschau nach atypischen Verwendungen. Als Patienten angaben, nach Einnahme eines Erkältungsmittels besser schlafen zu können, separierte der Hersteller den Wirkstoff und bot ihn fortan als Schlafmittel an.

Die Japaner sind wahre Meister im Aufspüren ungestillter Bedürfnisse. Ein paar (nicht immer ernst gemeinte) Beispiele zeigt eine Galerie unter www.diepresse.com/karriere.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.02.2018)

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