Burgtheater: Vizedirektorin ficht ihre Entlassung an

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Die Grünen haben eine parlamentarische Anfrage eingebracht. Schauspielstars Gert Voss und Peter Simonischek wünschen sich eine Rückkehr von Silvia Stantejsky.

Um die Entlassung der Vizedirektorin des Wiener Burgtheaters, Silvia Stantejsky, herrscht weiter Aufruhr: Die Grünen haben eine parlamentarische Anfrage eingebracht. Stantejsky selbst hat ihre Entlassung vor dem Arbeits- und Sozialgericht Wien angefochten und ist "überzeugt, dass sich die Vorwürfe im Rahmen dieses Verfahrens zerschlagen werden", erklärte sie. "Ich habe während meiner über dreißigjährigen Anstellung ausschließlich die Interessen des Burgtheaters verfolgt und für das Burgtheater gelebt", so die entlassene Vizedirektorin. "Die Entlassung hat mich persönlich schwer getroffen, zumal ich das Burgtheater stets nach bestem Wissen und Gewissen vertreten habe und mir nichts vorzuwerfen ist."

Der Grüne Kultursprecher Wolfgang Zinggl erhebt indes schwere Vorwürfe gegen Burg-Direktor Matthias Hartmann und Bundestheater-Leiter Georg Springer:"Anstatt die Verantwortung bei sich selbst zu suchen, erklären die beiden Herren eine langjährige loyale Mitarbeiterin zum Sündenbock, sprechen die Entlassung aus, ohne im Detail zu erläutern, worin die Vorwürfe eigentlich bestehen, und waschen ihre Hände in Unschuld". Umso wichtiger sei es daher, die Bundestheater wieder der parlamentarischen Kontrolle zu unterstellen, meint Zinggl. Im aktuellen Fall haben die Grünen eine Anfrage eingebracht - in den vergangenen Jahren habe man aber wegen der Ausgliederung keine Antworten erhalten.

Hartmann und Springer verteidigen sich

Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer hat indes in einem Interview mit dem heutigen Ö1-"Mittagsjournal" betont, dass es derzeit "nicht um konkrete Vorwürfe, sondern um Ungereimtheiten" gehe und dass die Frage, ob dadurch ein Schaden für das Burgtheater entstanden sei, "derzeit nicht zu beantworten" sei. Von Vorverurteilungen sei abzusehen, das Gesetz habe nach Bekanntwerden der Unregelmäßigkeiten im Zuge einer Gebarungsprüfung keine andere Vorgangsweise als die Entlassung zugelassen.

Hartmann selbst bekräftigte in "News": "Natürlich ist es die Pflicht der Holding und auch meine, lückenlose Aufklärung zu fordern, wenn sich unsere Geschäftsvorgänge nicht transparent darstellen lassen." Allerdings sei "Stantejsky eine Freundin, welcher man uneingeschränkt glauben möchte".

Solidarität von Voss und Simonischek

Zu den Solidaritätsbekundungen des Burgtheater-Ensembles kamen heute Statements von prominenten Schauspielern gegenüber "News". Gert Voss wünscht sich eine Rückkehr Stantejskys. Sie "eine der wichtigsten Personen" in "all meinen Wiener Jahren" gewesen. "Was ihr jetzt vorgeworfen wird, glaube ich nicht: Sie hat in all der Zeit nie an sich gedacht, immer an das Theater." Ihre Kündigung sei "ein entsetzlicher Verlust", man solle Stantejsky "möglichst rasch zurückholen".

Für Peter Simonischek war die Vizedirektorin "die Seele des Hauses". Statt künstlerische Höhenflüge zu bremsen, wie es kaufmännische Direktoren oft täten, habe sie "immer versucht, alles zu ermöglichen. Und das mit definitiv immer weniger Geld."

Unregelmäßigkeiten

Die Vorwürfe, die zu der im Dezember ausgesprochenen Entlassung geführt haben, beziehen sich auf Unregelmäßigkeiten, die eine Gebarungsprüfung der vergangenen Spielzeit, für die Stantejsky als kaufmännische Geschäftsführerin zuständig war, zutage gebracht habe. Dem Haus sei daraus kein finanzieller Schaden erwachsen, doch Buchungsvorgänge seien derart aufklärungsbedürftig, dass sofortige dienstrechtliche Konsequenzen notwendig gewesen seien, hieß es seitens der Direktion.

(APA)

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