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Johnny Marr und Morrissey: Rampenlicht statt Reunion

Johnny Marr Morrissey The Smiths
Johnny Marr Morrissey The Smiths(c) imago stock&people (imago stock&people)
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Auch 26 Jahre nach dem Ende der Kultband The Smiths sind deren Protagonisten im Gespräch. Morrissey präsentierte seine Autobiographie, Johnny Marr seine Live-Qualitäten in London.

Sie gehören ja irgendwie zur britischen Tradition. Die Auflösung und die Reunion großer Pop-Kapellen. New Order, Blur, Stone Roses und ja, The Smiths. 1987 verließ Gitarrist Johnny Marr eine der bedeutendsten Formationen der Pop-Historie Englands und ließ Mastermind-Diva Morrissey zurück. Nicht grundlos. Immer stärker werdende musikalische und vor allem persönliche Differenzen zwischen den beiden sollen zum Bruch geführt haben. Während sich Blur, New Order (inzwischen ist Peter Hook ausgestiegen) und zuletzt auch die Stone Roses - wohl auch des lieben Geldes wegen - (temporär) wiederfanden, wartet die Smiths-Fangemeinde weiterhin auf die große Versöhnung.

Morrissey: "Ich bin humasexuell"

Auf der Insel sind beide auch 26 Jahre nach der Trennung, im speziellen seit dem vergangenen Wochenende, nach wie vor Gesprächsthema. Sänger (Steven Patrick) Morrissey veröffentlichte kürzlich seine erste Autobiographie. Der 54-Jährige wird von seiner Anhängerschaft trotz umstrittener Äußerungen (nach dem Breivik-Anschlag 2011 in Norwegen: “Das ist alles nichts gegen die Dinge die täglich bei McDonald's und Kentucky Fried S.... passieren”) immer noch vergöttert.

Das Buch führt durch die Kindheit des Sohn katholischer Iren (“Natürlich bringt meine Geburt meine Mutter fast um, denn mein Kopf ist zu groß”), das Beinahe-Kidnapping 2007 in Mexiko und seine sexuelle Orientierung (“Ich bin nicht homosexuell, ich bin humasexuell. Ich fühle mich von Menschen (humans) angezogen. Aber natürlich von nicht allzu vielen”. Dass das Morrissey-Buch nun die britischen Verkaufscharts anführt, ist wohl keine Überraschung.

Marr live in London: Grundsolide, dann grandios

Just am selben Wochenende trat Johnny Marr in London auf. 49 Jahre ist er mittlerweile alt, aber auf der Roundhouse-Bühne präsentierte sich der Sänger und Gitarrist agil wie zu alten Smiths-Zeiten. Die Setlist enthielt beides - sowohl Stücke seiner Soloalben, ein guter Teil davon seiner aktuellen Platte “Messenger” (Warner) - seines gemeinsamen Projekts mit Bernard Sumner Electronic (“Getting Away With It”) und 80er-Hadern wie “Panic” oder “Stop Me If You Think You've Heard This One Before”.

Mit der letzten Nummer vor der Zugabe steigerte sich Marr von grundsolide zu grandios. “How Soon Is Now” spielte er mit viel Verve, die Crickets/Clash-Coverversion “I Fought The Law” punktgenau und “There’s A Light That Never Goes Out” ist ohnehin eine der würdigsten letzten Nummern, die man bei einem Konzert zu hören bekommt. Und, könnte man sich abschließend fragen: Kommt sie wirklich nicht, die Smiths-Reunion? Eine Antwort darauf findet sich möglicherweise in einer Smiths-Textzeile: “You Just Haven't Earned It Yet, Baby ... You Must Suffer And Cry For A Longer Time”.

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