In Zukunft will der Veranstalter des Musikpreises auch Protagonisten der Independent-Szene mit ins Boot holen. Einige Bands, darunter Naked Lunch, hatten heuer ihre Nominierung zurückgezogen.
Seit sich drei heimische Acts - Naked Lunch, HVOB und Monobrother - von den "Amadeus Austrian Music Awards" distanzierten und um die Zurücknahme der Nominierung gebeten haben - DiePresse.com berichtete - wird in Österreich über die Bedeutung des Musikpreises diskutiert. Stefan Häckel, Herausgeber des Magazins "Vice" in Österreich, konstatiert einen "Bruch der alteingefahrenen Strukturen auch im Awards- und Veranstaltungsbereich".
Am Mittwochabend wurde ein Statement des Veranstalters der "Amadeus Awards" veröffentlicht: Darin wird die Kritik der drei ursprünglich Nominierten als Grund gesehen, um "ein neues Kapital in der Weiterentwicklung des Amadeus aufzuschlagen. Man wolle "alle Kritikpunkte und Verbesserungschläge sammeln und berücksichtigen". Protgonisten aus der "Alternative und Independent Szene", die bis dato scheinbar nicht entsprechend repräsentiert waren, sollen zur "aktiven Mitarbeit" eingeladen werden.
Metal-Band "stolz auf Nominierung"
Mittlerweile hat auch die in der Kategorie "Hard'n'Heavy" nominierte Band Chaos Beyond einen Brief verfasst. Wer eine weitere Kritik am "Amadeus" vermutet, irrt aber: Darin schreibt die Rock-Formation, dass sie als "kleine" Metal-Band "stolz auf diese Nominierung" ist und "entgegen vieler guter Ratschläge" nicht zurückzieht.
Hier das Statement des "Amadeus" im Wortlaut:
Der Amadeus ist work in progress. Deshalb haben wir ihn vor fünf Jahren komplett umgekrempelt, haben seitdem einen klaren Fokus auf Musik aus Österreich und statt der Charts-Platzierung entscheiden branchenweite Fachjurys über die Nominierten in den einzelnen Genre-Kategorien. Diese Entwicklung wurde sehr positiv aufgenommen, hat vielen KünstlerInnen, die bis dahin nur in eher kleineren Zirkeln bekannt waren, eine neue Plattform geboten und in den vergangenen 5 Jahren mit rund 50 Awards ausgezeichnet. Heute wird dieses System aber wieder kritisch hinterfragt. Grund genug für uns, ein neues Kapitel in der Weiterentwicklung des Amadeus aufzuschlagen und dabei alle Kritikpunkte und Verbesserungsvorschläge zu sammeln und zu berücksichtigen. Selbstverständlich bedeutet das auch, den Kreis der Mitdenker und Mitkonzipierer für die zukünftigen Amadeus-Awards um Protagonisten aus der Alternative und Independent Szene zu erweitern und diese zur aktiven Mitarbeit einzuladen.
Klar bringt die große Zahl der involvierten KünstlerInnen, Labels und Medienpartner aus unterschiedlichsten Genrebereichen hohes Konfliktpotenzial mit sich. Und wir müssen auch akzeptieren, dass einzelne KünstlerInnen ihre Nominierung aus unterschiedlichen Gründen zurückziehen. Dass aber der Amadeus die gesamte österreichische Musikbranche mit all ihrer Vielfalt und all ihren Reibungspunkten an einem Abend im Jahr versammeln will - diesen Anspruch wollen und werden wir nicht aufgeben!
>> Link zum Brief der Band Chaos Beyond
(Red.)