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Bilderbuch in der Arena: So heiß im Regen!

Nach wie vor auf Erfolgskurs: Bilderbuch
Nach wie vor auf Erfolgskurs: Bilderbuch(c) Niko Ostermann
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Die österreichische Band Bilderbuch sorgte beim ausverkauften Open Air-Konzert in der Wiener Arena für Euphorieschübe, die alle Wetterlaunen vergessen ließen.

Der goldene Vorhang vor der Bühne fällt. Die Musiker von Bilderbuch, die zunächst nur als Silhouetten erkennbar waren, stürzten sich nach exzessivem Trommelwirbel in das erste Stück des Abends, das auch das erste ihres soeben mit einer Goldenen Schallplatte ausgezeichneten Erfolgsalbums "Schick Schock" ist: "Willkommen im Dschungel". Was für ein Auftakt! Die Luft im Open Air-Areal der Wiener Arena war tatsächlich "so elektrisch" wie es im Text dieses auf einem knappen Funk-Rhythmus reitenden Songs heißt. Sie blieb es 90 Minuten lang.

Auch als es gegen Mitte des Konzerts zu regnen begann. "Ist eh schon so hot hier", kommentierte Sänger Maurice Ernst die ersten Regentropfen. Grinste. Und sorgte mit seinen Mitstreitern Peter Horazdovsky (Bass), Michael Krammer (Gitarre) und Philipp Scheibl (Drums) für Euphorieschübe, die jegliche Wetterlaunen vergessen ließen. Das altersmäßig sehr durchmischte Publikum dankte es ihnen, indem es die Refrains lauthals mitsang. Erlebt man auch nicht alle Tage.

Vom Arena-Beisl zum ausverkauften Open Air

Vor sieben Jahren habe es hier im Arena-Beisl begonnen, erzählte Sänger Maurice Ernst in seinem nonchalanten Ton. Damals trug er gewiss noch Jeans und T-Shirt. Heute ist es feinste Seide, konkret an diesem Abend: ein goldener Anzug. Auch die Bühnen hier in Erdberg wurden über die Jahre größer: Beisl, Dreiraum, Große Halle, Open Air. Die beiden letzteren ausverkauft, im Abstand von drei Monaten. Nächste Station? Egal!

An diesem Abend zählte nur der Moment. Etwa als sich Ernst im scharfen Scheinwerferlicht jene gelben Handschuhe überstreifte, die man aus dem Video von Bilderbuchs Durchbruchshit "Maschin" kennt. Ganz langsam, unter größten Jubel. Ja, diese Herren wissen, wie man Spannung erzeugt. Nicht zuletzt mit dem darauf folgenden, bis zum Nicht-Mehr-Aushalten gedehnten Intro von "Maschin", das erst nach einer gefühlten Ewigkeit von diesem großen, fanfarenartigen Riff durchbrochen wurde, einem des prägnantesten der letzten Jahre. Es war Erlösung - und zugleich Startpunkt für die nächste dramaturgische Steigerung. Seit Bilderbuch bei ihrem Konzert im Brut Anfang 2014 den Song gleich zweimal spielen mussten, ist es fast schon Tradition, dass die erste Strophe von "Maschin" vom Publikum gesungen wird: ein Gänsehautmoment unterm Erdberger Himmel.

Überwältigendes Konzert

Bei der Zeile „Unsere Jugend wird dahin sein wie der Rauch aus dem Schornstein“ (vom zweiten Album "Die Pest in Piemont") deutete Ernst nach oben: zum blau beleuchteten Schornstein der Arena, einem Überbleibsel der alten Industriearchitektur. Nimmt man dieses überwältigende Konzert als Maßstab dürfte sie wohl noch länger andauern. Nachdem sie zum vorletzten Song einen Bodybuilder auf die Bühne geholt hatten ("den hübschen Harald", so Ernst), entsandten Bilderbuch ihr Publikum mit einer großartigen Version von "Om" in die Nacht. Zunächst nur von Gitarrist Michael Krammer eingeleitet, ließ es die Band auf Überlebensgröße anschwellen. Am Weg zur U-Bahn hatten dennoch manche einen anderen Song im Kopf: "If you don't know me by now", zu dessen Klängen sich die Band von der Bühne verabschiedete. Welch Schelme!

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