Dass Beyoncé bei den Musikpreisen in der Hauptkategorie übergangen wurde, sorgte für Kritik. Selbst Konkurrentin Adele hätte ihr den Sieg gegönnt.
Nicht nur Fans und Kritiker hätten der Sängerin Beyoncé für ihr hochgelobtes Album "Lemonade" den Hauptpreis bei den heurigen Grammys gegönnt – auch Adele, die den Preis letztlich für ihr Album "25" bekam: "Ich fand, dass die Zeit gekommen ist für ihren Sieg. Was zum Teufel muss sie denn noch tun, um 'Album des Jahres' zu gewinnen?", soll sie hinter den Kulissen gesagt haben.
Musiker und Kommentatoren warfen der Grammy-Jury vor, schwarze Künstler systematisch zu übergehen: Auch im Vorjahr hätte etwa der schwarze Kendrick Lamar die Trophäe verdient, die die weiße Sängerin Taylor Swift bekam. Der letzte schwarze Musiker, der in der Hauptkategirie siegte, war Herbie Hancock mit einer Würdigung an die kanadische Songwriterin Joni Mitchell 2008.
Neil Portnow, der Präsident der Recording Academy, die die Grammy-Preise vergibt, hat die Vorwürfe zurückgewiesen: "Es gibt kein Problem mit Rassismus", sagte er dem Magazin "Pitchfork". Die Academy habe 14.000 Mitglieder, die demokratisch wählen. "Wir als Musiker hören Musik nicht auf der Basis von Geschlecht oder Ethnie."
Beyonce gewann heuer nur zwei Awards: "Lemonade" wurde als bestes Urban Contemporary Album ausgezeichnet, "Formation" als bestes Musikvideo.
Am Ende ist es unmöglich, diese Frauen nicht zu mögen. Unter Tränen steht Adele auf der Bühne des Staples Centers in L.A. und schluchzt: "Ich kann das nicht annehmen. Die Künstlerin meines Lebens ist Beyonce." Zuvor war die Britin als letzte Siegerin der 59. Grammy-Verleihung ausgerufen worden. Ihr "25" setzte sich in der Königskategorie bestes Album des Jahres gegen "Lemonade" von Beyonce durch. (c) REUTERS (LUCY NICHOLSON) "Du bist unser Licht", sagte Adele zu ihrer Konkurrentin Beyonce. Es war der versöhnliche Abschluss eines monatelangen Wettbewerbs um den begehrtesten Musikpreis der Welt. Britische Bodenständigkeit gegen amerikanischen Glamour. Am Ende gehen nun beide Frauen als Siegerinnen von der Bühne, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Im Bild: Beyonce mit ihren Grammys: "Lemonade" wurde als bestes Urban Contemporary Album ausgezeichnet, "Formation" als bestes Musikvideo. (c) APA/AFP/ROBYN BECK (ROBYN BECK) In Adeles Fall ist da die makellose Grammy-Bilanz dieses Abends: Fünf Mal war sie nominiert, fünf Preise hat sie gewonnen, darunter die in den drei Hauptkategorien Lied des Jahres, Aufnahme des Jahres und Album des Jahres. Auf 15 Trophäen kommt sie insgesamt in ihrer Karriere. (c) APA/AFP/ROBYN BECK (ROBYN BECK) Die Herzen des Publikums erobert sie an diesem Abend aber mit einer Panne: Während ihrer Darbietung von "Fastlove", einer von Streichern getragenen Version zum Gedenken an den verstorbenen George Michael, bricht sie ab. Sie flucht, entschuldigt sich sofort dafür und erklärt: "Ich kann das nicht versauen, seinetwegen." So viel Menschlichkeit und Größe lieben die Stars - Standing Ovations waren der Lohn. (c) REUTERS (LUCY NICHOLSON) Auch Beyonce begeistert mit einer eindrucksvollen Show. Der erste großer Auftritt nach Bekanntwerden ihrer Schwangerschaft bietet weit mehr als nur Gesang. Ihre Performance gerät zum anspielungsreichen Hohelied auf die Mutterschaft und die Kraft der Frauen. In einem umwerfenden goldfarbenen Kostüm legt die 35-Jährige eine Multimedia-Performance mit Hologrammen und zwei Dutzend Tänzerinnen hin, das unter anderem an das letzte Abendmahl Jesu erinnert. (c) REUTERS (LUCY NICHOLSON) Im Vergleich bleibt da der Rest des Abends zwangsläufig blass. Anders als bei der engagierten Rede Meryl Streeps anlässlich der Golden Globes vor einigen Wochen bekommen die Zuschauer von "Music's Biggest Night" keine große Rede gegen den neuen US-Präsidenten Donald Trump zu sehen. Am politischsten sind da noch die Hip-Hopper von A Tribe Called Quest, die zusammen mit Busta Rhymes und Anderson .Paak auf der Bühne stehen. Sie trommeln Dutzende Statisten zusammen und lassen sie eine Mauer durchbrechen. Zum Ende reißen Frauen in Kopftücher und Afroamerikaner ihre Arme hoch und fordern zum fortdauernden Widerstand auf: "Resist!" (c) REUTERS (LUCY NICHOLSON) Andere sind zurückhaltender, Katy Perry trägt zum Beispiel ein Armband mit dem ähnlichen "Persist" während ihres Songs "Chained to the Rhythm". Von ihrem Song wird wie auch von den übrigen Auftritten wenig in Erinnerung bleiben. (c) REUTERS (LUCY NICHOLSON) Metallica-Sänger James Hetfield plagen bei seiner Heavy-Metal-Performance mit Lady Gaga Mikrofonprobleme. (c) APA/AFP/GETTY IMAGES/KEVORK DJAN (KEVORK DJANSEZIAN) Bruno Mars gibt in lilafarbenem Anzug den verstorbenen Prince, zusammen mit dessen langjähriger Funk-Truppe Time. (c) APA/AFP/VALERIE MACON (VALERIE MACON) Und Little Big Town, Demi Lovato, Andra Day und Tori Kelly bekommen Nostalgie-Punkte für ihr Bee-Gees-Medley anlässlich des 40-jährigen Jubiläums der Veröffentlichung von "Saturday Night Fever". Alles hochprofessionell, aber eben nicht wirklich nachhaltig. (c) REUTERS (LUCY NICHOLSON) Ein späte Ehre kommt dem 2016 verstorbenen David Bowie zu Teil. Sein Album "Blackstar", das zwei Tage vor seinem Tod erschienen war, wird in vier kleineren Kategorien ausgezeichnet, ein weiterer Preis geht an den Titelsong der Platte. Zu Lebzeiten hatte der Sänger nur einen Grammy gewonnen, vor mehr als 30 Jahren für das Video zu "Jazzin' for Blue Jean". 2006 folgte eine Ehrung mit dem "Lifetime Achievement Award". Entgegengenommen haben den Grammy The Chainsmokers - das sorgte in den sozialen Medien für Aufregung. (c) REUTERS (LUCY NICHOLSON) Die deutsche Opernsängerin Dorothea Röschmann siegte in der Kategorie bestes klassisches Solo-Album für "Schumann & Berg", zusammen mit "Shakespeare Songs" von Ian Bostridge. Die in dieser Kategorie nominierte österreichisch-russische Opernsängerin Anna Netrebko ging mit "Verismo" (Deutsche Grammophon) leer aus. Im Bild: Anna Netrebko und Dorothea Röschmann in "Le Nozze di Figaro" 2006 bei den Salzburger Festspielen (c) ORF (Milenko Badzic) Am Ende noch ein Wort zu den Verlierern des Abends: Rihanna geht trotz acht Nominierungen leer aus und auch dem früheren Skandalstar Justin Bieber bleibt das Lob für seinen Imagewandel ("Sorry") versagt. Für den 22-Jährigen ist in der Dramaturgie dieses Abends schlicht kein Platz - stattdessen feiert die Musikbranche zwei unterschiedliche Frauen. (c) REUTERS (MARIO ANZUONI) Grammys: Adele gewinnt, Beyonce begeistert Die Preisträger in den wichtigsten Kategorien: Aufnahme des Jahres:
Album des Jahres:
Song des Jahres:
Bester Newcomer:
Beste Pop-Solo-Performance:
Beste Pop-Duo-Performance:
Twenty One Pilots - "Stressed Out" Bestes Popgesangs-Album:
Bestes traditionelles Popgesangs-Album:
Willie Nelson - "Willie Nelson Sings Gershwin" Bestes Rock-Album:
Cage The Elephant - "Tell me I'm pretty" Bestes Alternative Music Album:
David Bowie - "Blackstar" Bestes Rap-Album:
Chance The Rapper - "Coloring Book" Bestes R&B-Album:
Lalah Hathaway - "Lalah Hathaway Live" Bestes Urban Contemporary Album:
>> Das Interview in "Pitchfork"
(Red. )
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