Nach dem angeblich lesbischen Duo Tatu schickt Russland in diesem Jahr das Senioren-Ensemble Buranovskiye Babushki zum Gesangswettbewerb nach Baku.
Frühpension ist beim diesjährigen Song Contest ein Fremdwort: Nachdem Großbritannien den 76-jährigen Schnulzensänger Engelbert nach Baku schickt, geht für Russland ein Senioren-Ensemble namens Buranovskiye Babushki an den Start. Die Urgroßmütter in Trachten und mit geflochtenen Bastschuhen setzten sich mit dem Song "Party for Everbody" ("Come on and Dance") im nationalen Wettbewerb des Staatsfernsehens Rossija 1 in der Nacht zum Donnerstag gegen 24 Mitbewerber durch.
Unerwartet unterlag Popstar Dima Bilan, der 2008 beim ESC mit dem Song "Believe" gesiegt hatte. Bilan kam mit der Sängerin Julia Wolkowa von dem ehemaligen, angeblich lesbischen Duo Tatu (Platz drei für Russland beim Song Contest 2003) mit "Back to Her Future" nur auf Platz zwei. Die sechs Großmütter aus dem Ort Buranowo aus der Region Udmurtien westlich des Uralgebirges waren schon 2010 angetreten, damals aber beim Vorentscheid gescheitert.
Der diesjährige Song Contest wird - wie gewohnt - auch heiter. Der Interpret für Großbritannien ist: Engelbert Humperdinck, im deutschsprachigen Raum auch nur als Engelbert bekannt. Der Schnulzensänger hatte zuletzt 1969 einen Top-Ten-Hit in seiner Heimat. (c) AP (DARRIN BUSH) Beim Song-Contest-Finale am 26. Mai (Großbritannien ist direkt für die Finalshow qualifiziert) wird Humperdinck 76 Jahre alt sein. Damit wird er der älteste Interpret sein, der je an dem Gesangswettbewerb teilgenommen hat. (c) REUTERS (INTS KALNINS) Für das Finale haben sich die Buranowskije Babuschki erst qualifizieren müssen. Die russischen Damen zwischen 56 und 76 Jahren begeisterten im ersten Semifinale mit ihrem Lied "Party for Everbody" ("Come on and Dance"). In der Final-Show treffen sie auf ... (c) AP ... die Zwillinge Jedward, die sich ebenfalls weiterkamen. Die aufgedrehten 20-Jährigen sorgten bereits beim Song Contest 2011 in Deutschland - mit ihrer Performance - für Aufsehen. Letzten Endes reichte es aber "nur" für Platz acht. (c) AP (Sergey Ponomarev) Selbstverständlich gab es auch in den vergangenenn Jahren immer wieder Kandidaten, die visuell aus der Reihe tanzten. Ein Rückblick auf weitere skurrile Song-Contest-Höhepunkte: (c) Dapd (Nigel Treblin) Für einen der außergewöhnlichsten Auftritte der Geschichte des Song Contest sorgen 1979 Dschingis Khan mit dem gleichnamigen Song. Der "exotische" Beitrag bescherte Deutschland immerhin Platz vier.Musikproduzent Ralph Siegel stellte die Gruppe eigens für die Eurovision zusammen. Der Titel "Dschingis Khan" war anschließend vier Wochen auf Platz 1 der Deutschen Charts. (c) Jupiter Records Die (unsägliche) Mode der 70er feierte beim Song Contest 1998 ihr Comeback: Schlaghosen, Rüschen und Samt. Die schrille Schlager-Kunstfigur Guildo Horn erreichte für Deutschland den guten siebten Platz. Hinter dem Beitrag stand Stefan Raab alias Alf Igel, ein Verweis auf den Schlagerproduzenten Ralph Siegel. (c) © Reuters Photographer / Reuters Eine Parodie auf den Song Contest lieferte Alf Poier 2003 ab. Der österreichische Kabarettist sang in "Weil der Mensch zählt": "Die Hosn leben im Woid. Die Kotzn in da Wiesn. Und die Kakerlaken, die leben hinter die Fliesn".Der humoristische Beitrag war an Skurrilität nicht zu überbieten und zur Überraschung vieler äußerst erfolgreich. Fazit: Platz sechs und damit das beste Abschneiden für Österreich seit 1989 (Thomas Forstner mit "Nur ein Lied"). (c) AP (ALASTAIR GRANT) Das Song-Contest-Jahr 2003 brachte nicht nur Alf Poier sondern auch das russische Duo Tatu, das vor allem aufgrund ihrer offenkundigen Zurschaustellung ihrer (angeblichen) Homosexualität und Erotik bekannt wurde. Sie waren mit dem dritten Platz noch erfolgreicher als Alf Poier. (c) EPA (Ullrich Perrey) Eine Horror-Version der Gruppe Dschingis Khan waren wohl Lordi, zumindest optisch mit ihren langen Bärten und exzentrischen Outfits. 2006 sorgte die finnische Monster-Metal-Band für Furore und sogar ... (c) EPA (Sebastian Widmann) ... für den Sieg. Hard Rock Halleluja. (c) EPA (Orestis Panagiotou) Auch im Jahr darauf gab es eine Erscheinung, die sofort ins Auge stach: Verka Serduchka aus der Ukraine. Dance und Folklore gemischt mit Euro-Dance der Marke Mo-Do ("Eins, zwei, Polizei"). Somit zur musikalischen Einordnung von "Dancing lasha tumbai". Auch optisch war die Show ein "Hingucker". (c) AP (Pekka Sakki) Andrij Mychajlowytsch Danylko, der hinter der trashigen Kunstfigur steht, hatte Erfolg und wurde Zweiter. (c) AP (ALASTAIR GRANT) Ebenfalls 2007 waren Scooch, allerdings für Großbritannien, am Start. Mit "Flying The Flag" erlebte die vierköpfige Crew aber eine Bruchlandung: Rang 23 (vorletzter Platz). (c) Scooch/Facebook Wer Irland sagt, muss an den zweifachen Song-Contest-Gewinner Johnny Logan denken. Vielleicht auch an Jedward, aber an Dustin the Turkey? Die Puppe aus dem irischen Kinderfernsehen vertrat den Inselstaat 2008. Der Truthahn samt seiner gefiederten Tänzer und Tänzerinnen erlebte das Finale aber nicht, im Semifinale war Schluss. www.eurovision.tv Song-Contest-Trash einst und jetzt Die Buranovskiye Babushki treten mit ihrem teils auf Udmurtisch gesungenen Lied am 22. Mai in der aserbaidschanischen Hauptstadt im Halbfinale an. Gelingt es ihnen sich zu qualifizieren, wird man das Senioren-Ensemble beim Finale am 26. Mai sehen.
(APA)
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