Sieben Tage Hochwasser: Die Pegel sinken auch im Osten
Das Wasser geht langsam zurück, in Ober- und im westlichen Niederösterreich beginnen die Aufräumarbeiten wie hier nahe Melk.(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
Die Lage sei "stabil", sagt die NÖ Feuerwehr, die Dämme halten. In weiten Teilen Österreichs wird aufgeräumt. Umweltminister Berlakovich will den Hochwasserschutz für die nächsten Jahre weiter ausbauen.
Die Hochwasser-Gefahrenzone verlagerte sich in der Nacht auf Donnerstag weiter in den Osten. Kritisch bleibt die Situation in Niederösterreich. Hier sind zwei Dämme in Gefahr. Am Donnerstag, dem siebenten Tag des Hochwassers, war aber auch hier erstmals von wirklicher Entspannung die Rede. Die Donau "beruhigte" sich, die Pegel waren allmählich im Sinken begriffen - auch östlich von Wien an der Messstelle Wildungsmauer (Bezirk Bruck a.d. Leitha). "Es erfolgt zwar sehr langsam, aber es geht zurück", hieß es beim hydrografischen Dienst. m Westen Niederösterreichs liefen bereits Aufräumarbeiten, sagte Franz Resperger, Sprecher des Landesfeuerwehrkommandos, Donnerstagvormittag nach einer Lagebesprechung.
Der Damm am Kremsfluss in Theiß, wo nicht nur 600 Tonnen Schotter, sondern auch 1000 Tonnen Sand aufgebracht wurden, hielt ebenso wie jener in Stopfenreuth (Bezirk Gänserndorf), der durch Sandsäcke erhöht wurde. Es bestehe "keine Gefahr", so Resperger. "Unverändert" und "stabil" sei die Lage auch in Hainburg (Bezirk Bruck a.d. Leitha), wo das Augenmerk u.a. dem vom Hochwasser bedrohten Bahnhof galt. In der Wörtharmsiedlung mussten Bewohner versorgt werden. Es handelte sich um Menschen, die sich zwar nicht in einem gefährdeten Bereich befanden, deren Häuser jedoch auf dem Straßenweg nicht mehr erreichbar waren. 82 Objekte in der Wörtharm- und der Jägerhaushaussiedlung mussten am Dienstag wegen des Hochwassers geräumt werden. Der Strom ist abgeschaltet.
Das Essl Museum in Klosterneuburg wird ab morgen, Freitag, wieder seine Pforten für Besucher öffnen, hieß es am Donnerstagabend in einer Aussendung. Die sich verschärfende Hochwasser-Situation in Klosterneuburg hatte die Betreiber dazu gezwungen, am Dienstag aus Sicherheitsgründen vorübergehend zu schließen.
In vielen Köpfen sitzt noch immer die Erinnerung an die Katastrophe von 2002, das damals als "Jahrhundert-Hochwasser" bezeichnet wurde. Schon 2013 wurden die Pegelstände aber noch einmal übertroffen. Vermurungen, Überflutungen, Vermisste und zwei Tote in ganz Österreich. In einigen Gemeinden mussten ganzen Ortsteile evakuiert werden. Erst am Freitag konnte in ganz Österreich Entwarnung gegeben werden.Bild: Der Hochwasserschutzdamm unter der Bahnlinie in Hainburg APA
Die Hochwasser-Gefahrenzone hatte sich immer weiter in den Osten verlagert. Entspannung gab es erst in der Nacht auf Freitag im Bereich an der Donau östlich von Wien. In Bad Deutsch-Altenburg musste die Feuerwehr Abpumparbeiten durchführen. >>Bilder: Die Aufräumarbeiten nach der Flut APA-FOTO: HERBERT NEUBAUER
Stabil war die Lage auch in Hainburg an der Donau (Bezirk Bruck a.d. Leitha), wo das Augenmerk unter anderm dem vom Hochwasser bedrohten Bahnhof galt. . APA-FOTO: HERBERT NEUBAUER
Der Bahndamm wurde zum Hochwasserschutzdamm und wurde mit Schotter und Sandsäcken verstärkt. . APA-FOTO: HERBERT NEUBAUER
Hochwasserschutzmaßnahmen in der Hainburger Au: Freiwillige Helfer beim Befüllen von Sandsäcken in Stopfenreuth. . APA-FOTO: HERBERT NEUBAUER
In Niederösterreich standen 14.200 Kräfte von 1.093 Feuerwehren mit 3.214 Fahrzeugen im Hochwassereinsatz. Dazu zählten auch 32 Züge des Katastrophenhilfsdienstes APA
Bange Stunden hatte es am Mittwoch und Donnerstag nahe Krems gegeben: Der Schutzwerk bei Theiß war laut Feuerwehrsprecher Franz Resperger massiv unterspült. Reuters (Foeger)
Eine Hundertschaft an Helfern rückte aus, um ein Brechen des Damms zu verhindern. APA-FOTO: NÖLFK/RESPERGER
Als zweite Sicherung wurde mit Betonleitwänden ein Schutzwall neben dem Damm errichtet. (c) APA (Hochmuth)
Feuerwehr und freiwillige Helfer versuchten mit allen Mitteln den Damm zu sichern. APA (Hochmuth)
Etwa 200 Menschen haben am Mittwochvormittag freiwillig dabei geholfen, weitere Sandsäcke zu befüllen. APA (Hochmuth)
Auch schweres Gerät war in Einsatz, um die Sandsäcke auf dem Damm schnell zu verteilen. APA (Hochmuth)
Die Arbeiten waren erfolgreich - der Damm hielt. APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH
In Kritzendorf bei Klosterneuburg kurz vor Wien wurde ein Pegelstand erreicht, der jenen von 2002 sogar übertrifft. Reuters (Bader)
Mit Sandsäcken und Baubrettern wurden Gebäude am Mittwoch in Krems-Stein vor dem Hochwasser gesichert. Alle ergriffen Vorsichtsmaßnahmen, sollte der mobile Hochwasserschutz brechen. APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH
Sandsäcke prägten das Ortsbild: Geschäfte, Banken und Privatwohnungen werden gesichert. APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH
In der Wachau hatte die Donau in den frühen Morgenstunden des Mittwoch ihren Höchststand erreicht. Der Pegel in Kienstock stieg letztlich bis auf 10,78 Meter. Die Schutzwand in Krems-Stein hält, wurde aber mit Sandsäcken verstärkt. APA (Fohringer)
Das waren laut den Aufzeichnungen des Hydrografischen Dienstes des Landes nur 15 Zentimeter weniger als beim August-Hochwasser 2002. APA (Fohringer)
In Emmersdorf am Eingang der Wachau war die Altstadt am Mittwoch noch überflutet, erst am Donnerstag zog sich das Wasser zurück, die Aufräumarbeiten konnten beginnen. >>Bilder: Die Aufräumarbeiten APA (Fohringer)
Auch Paddler waren in den Fluten unterwegs - zur Versorgung der in den oberen Stockwerken ausharrenden Menschen. APA (Fohringer)
In Grein (Oberösterreich) hatte man bis zuletzt gezittert. "Die Kurve ist flacher, es wird trotzdem knapp", hieß es noch Dienstagnachmittag. Es war tatsächlich eine Frage von Zentimetern, der Hochwasserschutz hat allerdings gehalten. APA-FOTO: BUNDESHEER/THOMAS KERMER
"Presse"-Reporter Georg Renner war in Marbach an der Donau. Dort erfuhr er von den Betroffenen, dass der Bau eines neuen Hochwasserschutzes für 2012 geplant war - aber aus Budgetgründen verschoben wurde. (c) Die Presse (Georg Renner)
Eine Verschiebung, die sich nun mehr als rächt: Seit Montag dringt das Wasser bis in den Ortskern vor. Die Feuerwehr kommt kaum nach mit dem Auspumpen von Kellern und Wohnräumen. APA (Fohringer)
"Man hat uns - im wahrsten Sinn des Wortes - absaufen lassen", sagt Anton Gruber. Der Bürgermeister der 1600-Einwohner-Gemeinde Marbach unterhalb von Maria Taferl am linken Donauufer macht kein Hehl aus seiner Frustration. >>Mehr dazu PA-FOTO: HELMUT FOHRINGER
Rund 150 Häuser standen unter Wasser, an der Kirchenpforte ankerte ein Ruderboot der Feuerwehr. (c) Die Presse (Georg Renner)
In Walding im Bezirk Urfahr-Umgebung retteten sich Menschen vor den Fluten auf Hausdächer. Im nahegelegenen Feldkirchen mussten zahlreiche Gebäude evakuiert werden. Laut Auskunft der Feuerwehr waren rund 200 Personen betroffen. APA-FOTO: RUBRA
In Ottensheim im selben Bezirk gab es in der Nacht auf Dienstag Probleme mit dem Damm, die Lage sei aber unter Kontrolle, teilte das Landesfeuerwehrkommando mit. Auch wenn es auf diesem Bild nicht so wirkt. APA
Einen "Hotspot" gab es am Dienstag in der Gemeinde Mautern (Bezirk Krems). Dort war im Ortsteil Hundsheim vermutlich unter der Schutzwand Wasser eingedrungen, berichtete Matthias Fischer vom Landesfeuerwehrkommando. Eine Rohrdurchführung dürfte nachgegeben haben. Eine Kleingartensiedlung wurde überflutet. Die Feuerwehr musste mit Großpumpen ausrücken. APA (Fohringer)
Auch Politiker machten sich ein Bild von der Lage: Verteidigungsminister Gerald Klug kontrollierte persönlich eine Hochwasserschutzwand in Krems. In den anderen Bundesländern haben bereits die Aufräumarbeiten begonnen: Die Bilder finden Sie hier APA-FOTO: ANDY WEZEL
In Emmersdorf auf der nördlichen Seite der Melker Donaubrücke stand das Orts-Zentrum bis zum ersten Stock unter Wasser. Ein Weiterkommen war nur noch über Zillen der Feuerwehr möglich. APA (Fohringer)
Auf der anderen Seite der Brücke: Das Stift Melk thront auf seinem Felsen, die sogenannte "Hubinsel", die Melk von der Donau trennt und auf der sich die Donauarena befindet war völlig überflutet. In der Stadt unter dem Stift drang das Wasser bis über den Hauptplatz vor. APA (Schlager)
In Melk wurden Häuser mit Sandsäcken gesichert und Häuser evakuiert. An einem mobilen Hochwasserschutz wird derzeit gearbeitet, für diese Flut kommt er allerdings zu spät. (c) John Haas
Um wieviel der Pegel von Montag auf Dienstag gestiegen ist sieht man hier im Vergleich. Erst am Donnerstag zog sich das Wasser zurück, die Aufräumarbeiten konnten beginnen. >>Bilder: Weg mit dem Schlamm (c) John Haas
Im Zentrum von Emmersdorf waren fünf Zillen der Feuerwehr im Einsatz. Die Bewohner sind zwar hochwassererprobt, aber ratlos: "Es stimmt nachdenklich, dass die Hochwasser an Häufigkeit zunehmen", sagt eine junge Mutter. APA (Fohringer)
Sie sei zwar nicht direkt betroffen, habe aber einigen Bekannten beim Ausräumen geholfen. "Für die ist es schlimm, immer wieder von vorne beginnen zu müssen." REUTERS/Leonhard Foeger
Das wahre Ausmaß der Überflutungen sieht man vom Hubschrauber aus. APA-FOTO: ROLAND SCHLAGER
Stromabwärts in Aggsbach-Markt bangte ein Feuerwehrmann um sein Haus: "Im Keller ist noch nichts, den habe ich extra wasserdicht gebaut. Aber es wird heute wieder eine schlaflose Nacht werden." Den Mut will er aber dennoch nicht verlieren. Man könne jetzt einfach nur Abwarten, sagt er. APA (Fohringer)
An der B3 kurz vor Aggsbach stand eine Schlange an Motorbooten und kleineren Jachten, die zur Sicherheit auf die Fahrbahn gestellt worden sind. APA (Fohringer)
Feuerwehrleute und freiwillige Helfer versuchten am Dienstag einen aufgeweichten Damm in Ottensheim (Bezirk Urfahr-Umgebung) mit Sandsäcken zu stabilisieren - es gelang. APA (Rubra)
Gesehen in den Fluten in Melk: Ein schwimmender Hund. (c) John Haas
Einige Kilometer flussabwärts in Spitz an der Donau: Der mobile Hochwasserschutz war in seiner ganzen Breite montiert und beschützte die Bewohner. APA (Schlager)
Die Strandhäuser in Kritzendorf bei Klosterneuburg wurden evakuiert. In diesem Gebiet ist man Überflutungen gewohnt, darum stehen die Häuschen auf Stelzen. (c) Claudia Schreiner
Die Feuerwehr Kritzendorf rettete auch Rehe aus den Fluten. APA-FOTO: HERBERT P. OCZERET
Rund um das Strandbad in Kritzendorf hatte sich die Donau Land erobert. APA (Schlager)
Die "Sunken City" auf der Donauinsel war eineinhalb Meter unter Wasser - die Neue Donau wurde geflutet. Die Presse (Fabry)
Überschwemmte Gastronomiebetriebe an der "Copa Cagrana" an der Neuen Donau: Dieses Entlastungsgerinne wird nur bei Hochwasser zum Fluss. Die Donauinsel schützt Wien vor größeren Fluten. APA (Schlager)
Überflutet waren auch zwei der drei Häfen der Bundeshauptstadt. In Albern stand das Wasser 30 bis 40 Zentimeter hoch, in der Lobau 1,20 Meter über der Kaikante APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH
In Linz trat die Donau über die Ufer - das Museum Lentos wurde so zum Museumsschiff. APA (rubra)
Wie eine versunkene Stadt: Schärding in Oberösterreich, der Inn trat weit über die Ufer. Der Pegel fiel erst in der Nacht auf Dienstag, Aufräumarbeiten konnten beginnen. >>Bilder von den Aufräumarbeiten APA (Dasch)
In Schärding wurden mehr als 200 Häuser überflutet und Bewohner evakuiert. Ein Blick auf das Kraftwerk Schärding zeigt das Ausmaß der Katastrophe. APA (Dasch)
Ein Gehöft bei Schärding, das vom über die Ufer getretenen Inn überschwemmt wurde. APA-FOTO: MANFRED FESL
Der Inn lag wie ein See über Schärding. APA-FOTO: MANFRED FESL
Ein ganzer Stadtteil war ab Sonntag nur mehr per Zillen erreichbar. 240 Menschen leben in den Häusern, die vom Hochwasser betroffen sind. Etwa 80 Schärdinger wurden bis Montagnachmittag von der Feuerwehr evakuiert. Einige, vor allem ältere Menschen und die Bewohner der oberen Stockwerke, wollen trotzdem in ihren Wohnungen bleiben. Sie werden von der Feuerwehr mit warmem Essen versorgt. (C) Imlinger
Ein Hochwasser dieses Ausmaßes ist in der wassergeplagten Stadt am Inn ein Extremfall. Und dagegen schützen auch die neu errichteten Hochwassermauern nicht: Diese schützen nur vor 30-jährige Hochwasser, bis zu einem Pegelstand von 3,90 Meter. Mehr, so sagt Bürgermeister Franz Angerer, sei technisch und statisch nicht möglich. (c) Imlinger
Dutzende Schärdinger und Anrainer benachbarter Orte sammelten sich am Montag im Regen im Schlosspark, dem Aussichtspunkt über den Lauf des Inn, die barocken Bauten am Wasser. "Wahnsinn", "so etwas haben wir noch nie gesehen", hört man hier, dutzende Schärdinger halten das Hochwasser mit Kameras fest. (c) Imlinger
Kräfte der Feuerwehr bei der Rettung eines Huhnes bei Schärding. APA (Fesl)
Hochwasser und Vermurungen gab es am Sonntag auch in den westlichen Bundesländern: Auch im Tiroler Kössen wurde ein Ortsteil evakuiert. Nicht alle Bewohner konnten ihr Hab und Gut rechtzeitig in Sicherheit bringen. Dieses Auto fiel den Wassermassen zum Opfer.
Auch heftige Murenabgänge machten den Einsatzkräften zu schaffen. In Taxenbach im Pinzgau sollen ein Bauer und eine Frau von Muren mitgerissen worden sein. Sie werden noch vermisst. Die Gleisanlagen in dem Ort wurden durch Murenabgänge schwer beschädigt. (c) APA/EXPA/J�RGEN FEICHTER (EXPA/J�RGEN FEICHTER)
Im Salzburger Schüttdorf wurde ein Wohnhaus von einer Mure erfasst. (c) APA/EXPA/MARKUS CASNA (EXPA/MARKUS CASNA)
Wassermassen und Rettungseinsätze
Die Hydrologen des Landes erwarteten in Wildungsmauer (Bezirk Bruck a.d. Leitha) am Nachmittag den "lang gezogenen Scheitel". In Korneuburg erreichte der Strom am Mittwochabend seinen Höchststand. In Wildungsmauer wurden in der Früh 8,76 Meter gemessen. Seither stieg der Pegel nicht mehr an.
Einen Rekord-Wert hatte die Donau am Mittwoch gegen 20.45 Uhr in Korneuburg erreicht. Der Pegel stieg letztlich auf 8,10 Meter. Vor knapp elf Jahren waren es an der Station 7,89 Meter oder 21 Zentimeter weniger. Im westlichen Niederösterreich lagen die Werte am Donnerstag bereits deutlich unter den Höchstständen vom Dienstagabend.
(c) APA
Berlakovich will Österreich "sicherer machen"
Umweltminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) will in Abstimmung mit den Ländern das Hochwasserschutzprogramm für die nächsten Jahre weiter ausbauen und damit "Österreich Stück für Stück sicherer machen", wie er am Donnerstagnachmittag gegenüber der Austria Presse Agentur ankündigte. Auf konkrete Zahlen - Oberösterreichs Umweltlandesrat Rudi Anschober (Grüne) hatte von Berlakovich für sein Bundesland bis Ende 2016 zusätzliche Mittel in Höhe von 27,5 Millionen Euro gefordert - wollte sich der Umweltminister vorerst nicht festlegen.
Man müsse jetzt der Natur Zeit geben, sich zu beruhigen, um danach die Schäden von Experten berechnen zu lassen, hieß es aus dem Ministerium. Es sei zu früh, Forderungen nach Schutzmaßnahmen mit konkreten Zahlen zu verbinden. Berlakovich bekannte sich aber dazu, dass dafür "ganz klar auch noch mehr Mittel von Bund- und Ländern notwendig sind". Und weiter: "Wir werden aus den Überschwemmungen der letzten Tage die richtigen Schlüsse ziehen und in unseren künftigen Hochwasserschutzmaßnahmen mitberücksichtigen."
Höhepunkt des Hochwassers in Wien
Aufatmen konnte auch die Bundeshauptstadt. Laut Wiener Gewässerabteilung wurde der Pegel stetig niedriger. Die Häfen Lobau und Albern waren zwar weiter überschwemmt, aber auch hier ging das Wasser zurück. Der Höhepunkt in Wien wurde in der Nacht auf Donnerstag erreicht: Um Mitternacht lag der Donau-Pegel Korneuburg noch bei einem Rekordniveau von 8,09 Meter, was eine Durchflussmenge von rund 11.000 Kubikmeter pro Sekunde bedeutete.
Auch in den beiden betroffenen Häfen sei das Wasser noch einmal um circa 20 Zentimeter gestiegen - auf rund 70 Zentimeter im Albern und circa 1,50 Meter in der Lobau, teilte eine Sprecherin des Wiener Hafens mit: "Jetzt ist das Wasser langsam rückläufig." Im Alberner Hafen sicherte die Feuerwehr am Vormittag einen Öltank, damit er nicht aufschwimmen und davontreiben kann. Gefahr war keine im Verzug. Die Sperre der A4-Unterführung Stadionbrücke konnte aufgehoben werden.
130 Passagiere eines Donau-Kreuzfahrtschiffes, das in Nussdorf angelegt war, konnten nicht mehr von Bord gehen, da der ans Ufer führende Steg überflutet ist. Sie wurden von der Feuerwehr versorgt, wie ein Sprecher der Berufsfeuerwehr Wien berichtete. Die Feuerwehr baute am Donnerstag einen provisorischen Steg, um 19 Uhr soll das Schiff evakuiert werden. >> Mehr dazu
Auch in Linz ist ein Schiff aufgrund des Hochwassers in Schwierigkeiten geraten. Wie erst jetzt bekannt wurde, hat die Polizei Sonntagfrüh 120 Passagiere eines Schweizer Schiffes in Sicherheit gebracht. Die Beamten hatten erkannt, dass ein ungehindertes Passieren der Eisenbahnbrücke nicht mehr möglich und eine Kollision die Folge gewesen wäre. Nachdem die Menschen das Schiff verlassen hatten, konnte es auf der hochwasserführenden Donau buchstäblich in letzter Sekunde unter dem Bauwerk durchfahren. >> Mehr dazu
Weitere Flutopfer in Vorarlberg?
In Vorarlberg könnten möglicherweise zwei weitere Männer im Hochwasser des vergangenen Wochenendes ihr Leben verloren haben. Am Mittwoch wurden gleich zwei Leichen entdeckt, wie die Polizei berichtete. In einer Unterführung in Hörbranz (Bezirk Bregenz) wurde ein 55-jähriger Mann in 20 Zentimeter tiefem Wasser liegend aufgefunden, vor Gaißau barg die Feuerwehr einen tote Person aus dem Bodensee.
Der 55-jährige ist ertrunken, ergab die gerichtsmedizinische Obduktion am Donnerstag. Der Mann war allerdings stark alkoholisiert. In nüchternem Zustand wäre der 55-Jährige wahrscheinlich nicht zu Tode gekommen, hieß es bei der Polizei. Im Falle der zweiten Leiche gibt es noch keine Obduktionsergebnisse.
In Österreich sind bisher zwei Menschen beim Hochwasser ums Leben gekommen, ein Vorarlberger und ein Salzburger. Zwei Menschen werden nach einem Murenabgang in Salzburg immer noch vermisst.
Bei den Aufräumarbeiten wollen nach Angaben des Landes Zigtausende helfen. Im Bezirk Urfahr-Umgebung hat der Ansturm von Freiwilligen am Donnerstag zu Verkehrsproblemen geführt. Die Polizei musste die Straße zur Gemeinde Goldwörth, die von der Flut besonders arg worden ist, abriegeln. Die Hilfe müsse koordiniert ablaufen, appellierten LH Josef Pühringer und der zuständige Landesrat Max Hiegelsberger (beide V), sich über das "Team Österreich" anzumelden.
Das derzeit wohl wichtigste Werkzeug in vielen Teilen Österreichs: Die Schaufel. (c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
Dort, wo das Wasser in die Flussbette zurückgekehrt ist, stehen nun die Aufräumarbeiten an der Tagesordnung. Bild: Inspektion des Bundesheers am Donau-Arm in Melk vor der in die Höhe gehobenen Hubbrücke. APA-FOTO: HELMUT FOHRINGER
Die Donau hat eine Mondlandschaft aus Schlamm hinterlassen. APA-FOTO: HELMUT FOHRINGER
Auch die Kleinsten helfen mit beim Aufräumen und Aufwaschen. APA-FOTO: HELMUT FOHRINGER
Langsam aber sicher sind die Straßen wieder als solche erkennbar. APA-FOTO: HELMUT FOHRINGER
An der Donau in Niederösterreich sind am Freitag nach Angaben des Militärkommandos 1.500 Soldaten im Assistenzeinsatz gestanden. Dabei kam auch verstärkt schweres Gerät zur Verwendung. Mit Faltstraßensystemen, Baggern und Ladern der Pioniere wurden und werden Schäden der Überschwemmungen beseitigt. APA-FOTO: HELMUT FOHRINGER
Seit Sonntag saß die MS Filia Rheni an derNussdorfer Anlegestelle fest - ein Viersterne-Flusskreuzfahrtschiff unter niederländischer Flagge. Die Bergung des voll besetzten Schiffes gestaltete sich als schwierig. APA (Jäger)
"Die Aktion ist sehr geordnet verlaufen, die Passagiere wurden einzeln und mit Schwimmwesten an Land gebracht, wo schon Busse warteten. Alles bestens", berichtete Gerald Schimpf, Sprecher der Wiener Berufsfeuerwehr im APA-Gespräch. APA (Punz)
Für die "Evakuierung" wurde am Donnerstag von der Feuerwehr eine Pontonbrücke errichtet. Am Schiff befanden sich rund 160 Personen - 130 davon gehörten zu einer britischen Seniorenreisegruppe. APA (Punz)
Melk war besonders stark vom Hochwasser betroffen, das Wasser stand bis zum Hauptplatz. Nun wird der Schlamm wegtransportiert. APA-FOTO: HELMUT FOHRINGER
In der gesamten Wachau war schweres Gerät unterwegs, um die Straßen von Schlamm zu befreien. APA-FOTO: HELMUT FOHRINGER
Die Sandsäcke haben die Häuser geschützt - jetzt müssen sie entsorgt werden. APA-FOTO: HELMUT FOHRINGER
Die Säcke werden mit Bagger auf LKWs verladen und abtransportiert. (c) APA (Fohrenburger)
Hunderte Helfer der Feuerwehr und Freiwillige sind im Einsatz. Die Stadt wurde deswegen so heftig getroffen, weil der mobile Hochwasserschutz erst in Bau befindlich ist. APA-FOTO: HELMUT FOHRINGER
Wenige Kilometer flussabwärts in der Wachau in Schönbühel wird der Schlamm von den Straßen entfernt. Die hier so genannte "Let'n" muss so schnell wie möglich beseitigt werden, bevor sie eintrocknet und hart wird. APA-FOTO: HELMUT FOHRINGER
Traktoren mit vorgespanntem Pflug werden genauso eingesetzt wie alle Arten von Schaufeln. APA-FOTO: HELMUT FOHRINGER
In Ottensheim, Bezirk Urfahr-Umgebung, waren Hunderte Häuser geflutet. Nach dem Rückgang des Pegels wird nun gerettet, was noch zu retten ist. APA-FOTO: RUBRA
Das österreichische Bundesheer ist im Einsatz. APA-FOTO: RUBRA
In Schärding liefen am Mittwoch die Aufräumarbeiten nach dem Hochwasser auf Hochtouren. Der Pegel habe beinahe wieder den Normalstand erreicht, teilte Michael Hutterer von der Feuerwehr Schärding mit. Reuters (Rattay)
700 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei und Bundesheer waren damit beschäftigt, die Schäden nach den Überflutungen zu beseitigen - auch vor dem Friedhof. Reuters (Rattay)
In einigen Stadtteilen könne die Infrastruktur bis zum Abend wieder weitgehend hergestellt werden, sagte Hutterer. In manchen Gebieten, wie etwa der Innenstadt und der Altstadt, werde es noch Tage dauern, bis alles aufgearbeitet sei. Reuters (Rattay)
Kräfte der Feuerwehr bei Aufräumarbeiten in Hagsdorf nahe Ybbs, nachdem die Pegelstände der Donau leicht zurückgegangen waren. APA-FOTO: HELMUT FOHRINGER
Das Land Salzburg rechnet damit, dass für die Aufarbeitung der Hochwasserkatastrophe mindestens 50 Millionen Euro an öffentlichem Geld benötigen werden. Davon sind für die Wiederinstandsetzung von Flussufern und Hochwasserschutzeinrichtungen sowie für Arbeiten der Wildbach- und Lawinenverbauung elf Millionen Euro an Bundesgeldern beantragt worden. APA-FOTO: NEUMAYR/SUSI BERGER
Einige Gebäude sind nach wie vor nicht bewohnbar. In Hüttau konnten dem Katastrophenschutzreferat zufolge 20 bis 25 Personen noch nicht in ihre Häuser zurückkehren. APA-FOTO: NEUMAYR/SUSI BERGER
Für den gesamten Pinzgau stehen 60 Soldaten von der Jägerkompanie als mobile Reserve bereit. Mozartkugeln als Dankeschön und kleine Motivation bekommen heute die 117 Pioniere aus Villach vom Militärkommando Salzburg überreicht, die in Hüttau die Schlammmassen von abgegangenen Muren beseitigen. APA-FOTO: BARBARA GINDL
Ganze Teile von Häusern wurden weggerissen und müssen erst überprüft werden, ob die Statik noch ausreichend ist. APA-FOTO: NEUMAYR/SUSI BERGER
Rettungskräfte kümmerten sich nicht nur um Menschen: Hier sieht man Kräfte der Feuerwehren Aich, Assach und Schladming bei der Rettung eines durchgegangenen Pferdes aus der hochwasserführenden Enns. APA-FOTO: BFV LIEZEN / SCHLÜSSLMAYR
Laut dem Landesfeuerwehrkommando Salzburg standen zu Dienstagmittag 25 Feuerwehren und Löschzüge mit rund 800 Einsatzkräften im Einsatz. In vielen Gemeinden werden nach wie vor Keller ausgepumpt. Dabei kamen auch zwei große Hochleistungspumpen zum Einsatz, die bis zu 15.000 Liter pro Minute fördern können, eines der Geräte wurde am Nachmittag zur Unterstützung nach Schärding verlegt. APA-FOTO: DIETER WAGENBICHLER
Kaum zu erkennen, dass es sich hier um einen Turnsaal handelt: Kräfte der Feuerwehr bei Aufräumarbeiten im Kindergarten in Hochburg Ach bei Braunau APA-FOTO: Daniel Scharinger
Für die Einsatzkräfte bot sich nach den Unwettern ein verheerendes Bild, zum Teil waren die Schäden enorm, insbesondere im arg getroffenen Ort Kössen im Bezirk Kitzbühel. APA-FOTO: EXPA/MARKUS CASNA
Bisher wurden im Tiroler Unterland an die 100 Hangrutschungen und Muren verzeichnet, berichtete Marcel Innerkofler, Leiter des Landeswarnzentrale. Die Wasserrettung hatte Boote aus allen Teilen des Landes für das Katastrophengebiet zusammengezogen. APA
Viele Wohnräume sind von einem gelblichen Schlamm überzogen. Dieser wird jetzt so schnell wie möglich entfernt. APA-FOTO: FRANZ NEUMAYR/MMV
Nach den Vermurungen und Überflutungen zeigt sich erst jetzt das wahre Ausmaß der Schäden. Nun sind die Helfer gefordert, um die Aufräumarbeiten voranzutreiben.Im Bild: Verwüstungen in Hüttau in Salzburg. APA-FOTO: FRANZ NEUMAYR/MMV
Politiker machen sich ein Bild von den Schäden: Bundeskanzler Werner Faymann, Verteidigungsminister Gerald Klug und Staatssekretär Josef Ostermayer bei einem Besuch im oberösterreichischen Ebensee. APA-FOTO: BKA/MILITÄRKOMMANDO OBERÖSTERREI/GERHARD SIMADER
Aufräumarbeiten in Oberndorf bei Salzburg: Die Bewohnerin zeigt auf die Wasseroberkannte des Hochwassers. APA-FOTO: BARBARA GINDL
Bei den Aufräumarbeiten ist auch das österreichische Bundesheer im Einsatz. APA (Gindl)
Scheibtruhen und Bagger werden in den nächsten Tagen die Unglücksgemeinden beherrschen: Aufräumungsarbeiten in der Gemeinde Taxenbach im Salzburger Pinzgau. APA-FOTO: EXPA/JÜRGEN FEICHTER
Einwohner und Helfer vor einem Haus während der Aufräumarbeiten in Taxenbach im Ortsteil Högmoos, die durch eine Mure verschlammt wurde. APA-FOTO: EXPA/ JUERGEN FEICHTER
Helferinnen bei Aufräumarbeiten in einem vom Hochwasser verwüsteten Hotel in Schüttdorf. APA-FOTO: EXPA/JÜRGEN FEICHTER
Die Inneneinrichtung dieses Gasthauses in Hüttau in Salzburg ist wohl ein Fall für die Müllkippe. PA-FOTO: FRANZ NEUMAYR/MMV
Der Schlamm muss so schnell wie möglich weggeschafft werden, bevor er hart wird. APA-FOTO: EXPA/JÜRGEN FEICHTER
Bei den Aufräumarbeiten wird von allen verfügbaren Kräften mitgeholfen. APA-FOTO: EXPA/JÜRGEN FEICHTER
Aufräumarbeiten auf Hochtouren
Auswirkungen weniger schlimm als 2002
Helmut Habersack, Wasserbauer von der Universität für Bodenkultur in Wien, konstatierte, dass die Auswirkungen des Hochwassers wohl etwas weniger schlimm seien, weil viele Maßnahmen nach der Katastrophe 2002 gegriffen haben dürften. Dennoch gibt es dem Experten zufolge Probleme, die auch nach dem großen Hochwasser 2002 nicht restlos beseitigt wurden: Öltanks in Privathäusern etwa. "Da hat sich seit 2002 zu wenig verändert", sagte Habersack. Man könne sich nicht sicher sein, dass ein 100-jährliches Ereignis nur alle 100 Jahre wiederkehrt. "1965, 1966 hatten wir drei 100-jährliche Ereignisse in einem Jahr", erläuterte der Forscher.
Noch nicht allzu viel kann man dem Experten zufolge über die Folgen der Überschwemmungen für Trink- und Abwasser sagen. "Man muss abwarten, bis das Wasser weg ist", so Habersack. Auch für eine Bewertung der Schutzmaßnahmen ist es noch zu früh. Man müsse abwarten, was passiert sei, welche Maßnahmen gegriffen hätten.
Der Verkehr auf der Westbahnstrecke läuft seit Montagvormittag zwar wieder von Wien bis Salzburg, die Verbindungen weiter nach Tirol sind aber weiterhin nicht wieder in Betrieb. Dementsprechend kommt es zu zahlreichen Zugausfällen. >> Mehr zum Bahnverkehr
Service
Entspannung gab es bei der Verkehrssituation in Wien, weil Donnerstagmittag die A4-Unterführung bei der Praterbrücke wieder freigegeben worden ist. Die Brennerbundesstraße (B 182) ist bei Schönberg im Tiroler Bezirk Innsbruck-Land seit Mittwochabend nach einem Hangrutsch komplett gesperrt. Der Schwerpunkt der Probleme in Ober- und Niederösterreich lag entlang der Donau. Der ÖAMTC gibt einen Überblick über alle Sperren und Störungen auf den Straßen Österreichs. Pegelstände, Straßensperren, Spendenmöglichkeiten >> Alle Informationen und Kontaktadressen