Wintereinbruch legte Bahnverkehr in Tirol lahm

WETTER: WINTEREINBRUCH IN TIROL
WETTER: WINTEREINBRUCH IN TIROLAPA/ZEITUNGSFOTO.AT/DANIEL LIEBL
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Der frühe Wintereinbruch fällt stärker als erwartet aus. Unter der Schneelast umgestürzte Bäume sorgten für Verkehrschaos und Stromausfälle. Bald dürfte das Wetter aber wieder milder werden.

Der frühe Wintereinbruch ist in Westösterreich am Freitag heftiger ausgefallen, als angekündigt. Bis in die Täler blieb der Schnee liegen, in Innsbruck gab es laut dem Wetterdienst ubimet bis zu 15 Zentimeter Neuschnee, im etwas höher gelegenen Seefeld war es mehr als ein halber Meter. Der Zugverkehr in Tirol wurde vorübergehend komplett lahmgelegt, auf vielen Straßen herrschte Chaos.

"Momentan geht nichts mehr", sagte ÖBB-Sprecher Rene Zumtobel in der Früh. Umgestürzte Bäume hatten einige Fahrleitungen abgerissen, zum Teil landeten sie auf den Gleisen. Die Westbahnstrecke war zwischen Hall und Innsbruck sowie bei Imst unterbrochen. Auch auf den Verbindungen Scharnitz-Innsbruck und Innsbruck-Brenner ging nichts mehr.

Am späteren Vormittag konnten dann die Züge in Richtung Ostösterreich wieder fahren. Die Brenner-Strecke zwischen Innsbruck und Matrei wurde am frühen Nachmittag eingleisig für den Personenverkehr freigegeben.

Chaos auf den Straßen

Auch der Autoverkehr war mitunter stark beeinträchtigt: Die Inntalautobahn musste wegen umgestürzter Bäume zeitweise komplett gesperrt werden. Der Autobahnbetreiber Asfinag berichtete auch von Problemen auf dem ganzen Streckenverlauf der Brennerautobahn (A13). Fahrzeuge mit Sommerreifen blieben hängen. Wegen umgestürzter Bäume mussten mehrere Anschlussstellen - Innsbruck-Ost, Innsbruck-West und Brennersee - gesperrt werden.

Die Tiroler Straße (B171) zwischen Kranebitten und Kreuzung Zirl sowie die Paznauntalstraße (B188) zwischen See und Pians mussten gesperrt werden. Auch in Innsbruck gaben mehrere Bäume der Schneelast nach. In der ganzen Stadt herrschte Schneeglätte. Die Polizei rief dazu auf, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen.

22.000 Haushalte ohne Strom

Der Schnee hat in Tirol auch für weitreichende Unterbrechungen im Stromnetz gesorgt. Rund 22.000 Haushalte waren in den Morgenstunden ohne Strom. Laut Angaben der Tinetz-Stromnetz Tirol AG waren gegen 7.30 Uhr 327 Trafostationen in knapp 50 Gemeinden unversorgt. Vor allem betroffen war das Tiroler Oberland, insbesondere das Ötztal, Pitztal und Imst. Am späteren Vormittag waren laut Tiroler Tageszeitung weiterhin 6000 Haushalte in 37 Gemeinden ohne Strom.

Zwei Kühe in Vorarlberg getötet

Auch in Vorarlberg gab es Behinderungen. Während es in tiefer gelegenen Gebieten lediglich regnerisch und kühl war, fielen in den Bergregionen bis zu 20 Zentimeter Neuschnee. Betroffen davon waren vor allem das Arlberggebiet und weitere höher gelegene Straßen. Dort herrschte zeitweise Kettenpflicht für Lkw und Winterreifenpflicht für Pkw. Ein Schneechaos wie in anderen Teilen Österreichs blieb aus.

Der Schneefall setzte im Ländle bereits am Donnerstagnachmittag ein, er verlagerte sich im Laufe der Nacht weiter nach Osten. Am meisten Neuschnee verzeichnete laut ZAMG die Station Mittelberg im Kleinwalsertal mit 18 Zentimetern, gefolgt von Warth am Arlberg mit 15 Zentimetern. Die Bergregionen im Süden Vorarlbergs waren lediglich "angezuckert".

Eine Herde Kühe entkam in Außerbraz (Bezirk Bludenz) aus ihrer Umzäunung, die vom Neuschnee niedergedrückt worden sein dürfte, und lief auf das Bahngleis. Zwei Kühe wurden gegen 23.50 Uhr von einem Schnellzug in Fahrtrichtung Bregenz erfasst und getötet, ein weiteres Tier wurde verletzt.

Schnee dürfte sich nicht lange halten

Das recht heftige, erste kurze Winter-Gastspiel hat in der Nacht auf Freitag und Freitag früh auch im Bundesland Salzburg zu Behinderungen geführt. Die Schneelast brachte immer wieder Äste und Bäume zum Knicken oder zerstörte Stromleitungen, mehrere Straßen-und Bahnverbindungen wurden unterbrochen. Im manchen Tälern wurden bis zu 20 Zentimeter Neuschnee registriert, am Sonnblick fiel nahezu ein halber Meter Schnee. "In Radstadt gab es 15 Zentimeter Neuschnee, gestern hatte es dort noch 17 Grad plus", sagte Meteorologe Christian Ortner von der ZAMG. Später wurden dann auch aus Oberösterreich  Verkehrsbehinderungen und Stromausfälle gemeldet. Am Pötschenpass und am Pass Gschütt, beide im Salzkammergut im Süden des Bundeslandes, mussten Schwerfahrzeuge vor dem Schneematsch kapitulieren. Das berichtete die Polizei im Bezirk Gmunden. Sie riet den Autofahrern zu Winterausrüstung. Kurzes Schnee-Intermezzo

Wie die ZAMG prognostizierte, dürfte sich der Schnee aber nicht lange halten. Schon am Samstag sollen die Temperaturen wieder deutlich anziehen.

Schnee im Oktober eher selten

Eine Decke von zehn Zentimetern Neuschnee wurde am Freitag in Innsbruck gemessen. Das ist vor dem 15. Oktober in der Tiroler Landeshauptstadt ein eher ungewöhnliches Ereignis, berichtete Alexander Orlik, Klimatologe an der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Zuletzt lag 1980 um diese Zeit eine Schneedecke in Innsbruck, allerdings war die nur einen Zentimeter dick.

Der Experte musste schon weit zurückschauen: "Am 7. Oktober 1936 lag in Innsbruck eine Schneedecke von fünf Zentimetern", so Orlik. In höheren Lagen schaut es schon anders aus. In Reutte und im Außerfern generell etwa kommt so ein Ereignis etwa alle drei bis fünf Jahre vor.

(APA/Red.)

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