Graz: Mordkomplott-Kronzeuge begeht Selbstmord

Symbolbild Gefängnis
Symbolbild Gefängnis(c) FABRY Clemens
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Der 30-jährige Kurde hat einen Lehrer belastet: Dieser habe ihm Geld für den Mord an einem Pensionisten gezahlt. Nun hat sich der Kronzeuge in seiner Zelle in Graz-Karlau erhängt.

Eine dramatische Wende hat ein Mordfall in Graz erfahren: Ein 30-jährige kurdischer Häftling, der einen 55-jährigen Lehrer wegen Mordes schwer belastete, ist laut Sicherheitsdirektion vom Donnerstag an den Folgen eines zweiten Selbstmordversuches, den er in der Strafvollzugsanstalt Graz-Karlau unternommen hatte, gestorben. Der wegen Mordes verurteilte Kurde hatte Anfang 2009 einen Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens gestellt und den 55-Jährigen der Mittäterschaft bezichtigt.

Der 30-Jährige hatte schon vor knapp drei Wochen einen Suizidversuch unternommen. Er war damals nach kurzer stationärer Behandlung im LKH Graz wieder in die Justizanstalt Graz-Karlau überstellt werden. Vergangenen Freitag unternahm der Mann einen neuerlichen Suizidversuch durch Erhängen, den er nicht überlebte. Die Leiche wurde obduziert.

Zu Zeugen Jehovas konvertiert

Die Tat, für die der 30-Jährige verurteilt worden war, geschah am 16. November 2003. Der seit zwei Jahren in Graz lebende Kurde war hier auch vom Islam zu den Zeugen Jehovas übergetreten. Von dem 55-jährigen Lehrer soll er in dieser Zeit religiös betreut worden sein. Als der Kurde nicht länger im Caritas-Heim bleiben konnte, fand er beim späteren Opfer Bernd A. Unterschlupf. Der 58-jährige Pensionist hatte schon mehrmals Asylwerber bei sich wohnen lassen.

Was in der Tatnacht geschah, konnte nur zum Teil rekonstruiert werden. Tatsache ist, dass sowohl Bernd A. als auch der Kurde betrunken waren. Angeblich wollte der Pensionist Sex von dem jungen Mann und bedrohte ihn mit einem Messer. Dieser wehrte sich und soll mit mehreren Messern laut Gerichtsgutachter über 80 Mal auf den älteren Mann eingestochen haben.

Antrag auf Wiederaufnahme

Anfang 2009 stellte der Verurteilte einen Antrag auf Wiederaufnahme seines Verfahrens. Er bezichtigte nun den 55-jährigen Lehrer der Mittäterschaft. Der Grazer wurde daraufhin in Untersuchungshaft genommen. Im Zuge der Ermittlungen wurde nachgewiesen, dass der Verurteilte rund 50.000 Euro von dem Lehrer überwiesen bekommen hat. Wofür das Geld war, konnte bisher nicht einwandfrei geklärt werden.

Nach dem ersten Selbstmordversuch hatte es geheißen, dieser sei aufgrund eines Missverständnisses erfolgt: Der Türke habe aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse angenommen, ihm werde nun auch der Tod der Frau des Lehrers angelastet. Die Frau war vor einigen Jahren verhungert, ihrem Mann konnte keine Schuld nachgewiesen werden.

(APA)

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