Durch den Reformdruck könne es zu einer Spaltung der Kirche und zu einem neuen "Austrittsdesaster" kommen, sagt der Wiener Pastoraltheologe. Er sieht "extremen Handlungsbedarf" in Rom.
Der Wiener Pastoraltheologe Paul Zulehner befürchtet angesichts des Reformdrucks - unter anderem durch die Pfarrerinitiative - eine Spaltung der römisch-katholischen Kirche. "Wenn es zum Crash kommt, ist es mit Sicherheit ein neuerliches Austrittsdesaster für die Kirche. Und dann gehen nicht nur die weg, die eh schon weit weg sind, sondern dann blutet das Innensegment der Kirche aus", sagte er im Ö1-Morgenjournal.
Er sieht "extremen Handlungsbedarf" in Rom, um ein solches Szenario zu verhindern: Die Kirche müsse Signale setzen, dass "da und dort Reformen möglich" sind. Die Pfarrerinitiative schaffe mit ihrem Handeln eine "neue Qualität in der jetzigen Situation": Bereits jetzt haben sich 300 Priester dazu bekannt, etwa Laien predigen zu lassen und Wiederverheirateten die Kommunion zu spenden und damit mit Aktionen Tatsachen zu schaffen.
>>> Am Montag im DiePresse.com-Chat: Helmut Schüller, Initiator der Pfarrerinitiatve
Die Vorgeschichte
Im Juni 2011 hat die Pfarrerinitiative zum "Ungehorsam" gegenüber Rom aufgerufen. So verpflichten sie sich, "gutwilligen" Gläubigen die Eucharistie nicht zu verweigern, also Geschiedenen, die wieder geheiratet haben, Mitgliedern anderer christlicher Kirchen und "fallweise" Ausgetretenen. Außerdem wollen die Priester kompetent ausgebildete Laien, etwa Religionslehrer, predigen lassen. Weiters wollen sich die Priester dafür einsetzen, dass jede Pfarre einen eigenen Vorsteher hat - ob Mann oder Frau, verheiratet oder unverheiratet, haupt- oder nebenamtlich; bei jedem Gottesdienst wird eine Fürbitte um Kirchenreform eingeführt; man will öffentlich für die Zulassung von Frauen und Verheirateten zum Priesteramt eintreten.
(Red.)