Vortest: Alijew hatte Betäubungsmittel im Blut

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Im Blut des kasachischen Ex-Botschafters wurden bei einem Vortest Spuren von Barbituraten gefunden. Alijew wurde am Dienstag erhängt in seiner Wiener Gefängniszelle gefunden.

Im Blut von Rachat Alijew wurden bei einem Vortest Spuren von Barbituraten gefunden. Das bestätigt die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien, Nina Bussek, am Freitag gegenüber der "Presse". Sie weist jedoch darauf hin, dass die toxikologische Untersuchung des Toten noch nicht abgeschlossen ist. Diese aussagekräftigere Expertise könne noch Wochen dauern.

Der ehemalige kasachische Botschafter Alijew wurde am Dienstag erhängt in seiner Wiener Gefängniszelle gefunden. Ein erstes Obduktionsergebnis und erste Ermittlungen in der Justizanstalt Josefstadt sahen keine Anzeichen für Fremdverschulden.

Dass nun Barbiturate, die unter anderem als Betäubungs- bzw. Schlafmittel eingesetzt werden können, im Blut Alijews gefunden wurden, muss aber nicht unbedingt die von seinen Anwälten ausgesprochenen Zweifel an der Suizid-Theorie nähren: Alijew könnte sich die Barbiturate illegal besorgt und etwa zur Beruhigung vor seinem Suizid genommen haben.

Dass er die Medikamente vom Gefängnisarzt verschrieben bekam, ist dagegen äußerst unwahrscheinlich. Zwar war der Häftling wegen einer Herzerkrankung in Behandlung, auch Gerüchte über Depressionen kursieren. Ein Wiener Gerichtsmediziner bezweifelt gegenüber der "Presse" aber stark, dass Barbiturate in Medikamenten aus diesen Behandlungen enthalten sein könnten. Die Substanzklasse ist in Österreich als Medikament fast gänzlich verboten und durch modernere Medikamente ersetzt worden.

Barbiturate

Barbiturate werden vor allem in er Anästhesiologie verwendet. Sie wirken dämpfend auf das Nervensystem, schlaffördernd und krampflösend, erläutert eine Expertin der Apothekerkammer. In höheren Dosen gehen sie auf das Atemzentrum und auf den Blutdruck.

Ihre Wirkung setzt sehr schnell ein und hält auch nur sehr kurz an. Daher werden sie vor allem zur Narkoseeinleitung verwendet. Alleine werden sie nur für sehr kurze Eingriffe als Narkosemittel verwendet. In Tablettenform gibt es Barbiturate nur für ein Präparat zur Epilepsiebehandlung.

Eine tödliche Überdosierung ist mit diesem Präparat nur sehr schwer möglich. Ein erwachsener Mensch würde etwa 20 bis 30 Gramm des Wirkstoffs benötigen, was rund 100 Tabletten entsprechen würde. Vor dem Ableben würde ihm dazu übel werden und er müsste erbrechen. APA

(Red.)

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