Die Splittergruppe Ghost-Sec ersetzt die Propaganda-Webseite durch eine Homepage mit Werbung für "blaue Pillen".
Das Hacker-Kollektiv Anonymous hat wieder zugeschlagen. Der Kampf gegen die Terrormiliz IS nimmt, zumindest online, konkrete Formen an. Konten auf sozialen Netzwerken werden aufgedeckt sowie Namen und Adressen von mutmaßlichen IS-Anhängern ermittelt. Aber auch das Lahmlegen von Propagandaseiten gehört zum erklärten Ziel der lose organisierten Hacker. Zweck dieser Aktionen ist, die Online-Kommunikation des IS abzuschneiden.
"Ghost-Sec", eine Splittergruppe des Hacker-Kollektivs, das sich damit rühmt einen Anschlag verhindert zu haben, hat eine Propaganda-Webseite zweckentfremdet. Statt Kriegsparolen gab es nur mehr Werbung für Viagra zu sehen.
Die Aktion erinnert an die kürzlich bekannt gewordene Aktion von Anonymous. Dabei wurde ebenfalls eine Seite umgewandelt, nämlich in eine Online-Apotheke für Valium. Doch im Gegensatz zu Beruhigungsmitteln trifft man Anhänger des IS mit dieser Aktion auf einer weiteren Ebene. Denn im Islam spricht man nicht offen über Sex und erst recht nicht über eine Eingeschränkheit des Mannes, auch wenn sie medizinisch begründet ist.
Zwist unter Hackern
Der größte Unterschied zwischen GhostSec und Anonymous ist, dass sich die Vertreter der Splittergruppe als Spione sehen und weniger als Cyberkrieger. Dabei geht man mit den Ansichten der Geheimdienste konform, die das Vorgehen des Hacker-Kollektivs kritisieren. Denn die ausgeforschten Seiten würden Überwachung ermöglichen und somit Anschläge verhindern können.
Die Hacker sind sich untereinander über das Vorgehen uneins. Anonymous fordert unnachgiebiges Zerstören der Kommunikationswege. GhostSec wählt einen anderen Weg: "Wir hatten die simplen DDOS-Attacken von Anonymous satt. Wir hatten das Gefühl, damit nicht genug Schaden anzurichten", wird der Sprecher in einem Interview von der BBC zitiert. Ein Anonymous-Mitglied, das die BBC über Twitter kontaktiert haben soll, konterte, Ghostsec ginge damit auf Kuschelkurs mit der Regierung.
Durch die Aktionen der Hackergruppe würden IS-Anhänger noch vorsichtiger in ihrer Kommunikation werden. Das ist eines der Hauptargumente der Geheimdienste. Aber bereits Anhänger Osama Bin Ladens hatten wieder auf die alten Methoden vertraut. Aus Angst überwacht zu werden, wurden Kurier beauftragt handschriftliche Notizen zu überbringen, oder USB-Sticks.
Anhand der regelmäßigen Meldungen über gehackte IS-Webseiten in den dunklen Ecken des Internets, dem sogeannten "Deep Web", ist aber nicht davon auszugehen, dass sich die gesamte Kommunikation bereits verlagert hat.
Anmerkung der Redaktion:
Für die genannte Terrormiliz sind mehrere Bezeichnungen in Gebrauch, darunter "Islamischer Staat" (IS), Islamischer Staat im Irak und Syrien (ISIS), oder die arabische Abkürzung Daesh. Anonymous schreibt ISIS, aus Gründen der Einheitlichkeit haben wir dies zur bei der "Presse" gebräuchlichen Variante IS geändert.
(Red.)