CDU: "Sarrazin trübt Bild Deutschlands im Ausland"

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FILE GERMANY SARRAZIN(c) EPA (Arno Burgi)
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Der Bundesbanker Thilo Sarrazin regt mit seinem Buch "Deutschland schafft sich ab" auf. Er geißelt darin die "Attitüden der muslimischen Einwanderer" und lästert über "Importbräute".

Die Kritik am deutschen Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin wegen seiner Äußerungen über muslimische Migranten wird immer schärfer. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Ruprecht Polenz (CDU), forderte in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vom Donnerstag die Bundesbank indirekt auf, gegen Sarrazin vorzugehen: "Ich frage mich, wie lange die Deutsche Bundesbank dem noch tatenlos zuschauen will".

Polenz warf dem früheren Berliner SPD-Finanzsenator "islamfeindliche und menschenverachtende Tiraden" gegen muslimische Migranten vor. Sarrazin bekleide ein hohes nationales Amt. Wenn ein so wichtiger Funktionsträger mit Vorurteilen und "bösartigen Verallgemeinerungen" operiere, "wird auch das Bild Deutschlands im Ausland eingetrübt."

Sarrazin vertritt in seinem auszugsweise im Voraus veröffentlichten Buch "Deutschland schafft sich ab. Wie wir unser Land aufs Spiel setzen" die These, dass muslimische Einwandererfamilien überproportional von Sozialleistungen profitierten und keinen Beitrag zum Wohlstand leisteten. Er geißelt die "Attitüden der muslimischen Einwanderer" und lästert über "Importbräute".

SPD drängt Sarrazin zu Austritt

Die SPD-Spitze drängt Sarrazin dazu, aus der Partei auszutreten. "Sarrazin ist ein unterbeschäftigter Bundesbanker mit ausgeprägter Profilneurose - das allein wäre noch nicht bemerkenswert, aber er missbraucht den Namen der SPD", sagte SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles dem "Hamburger Abendblatt" (Donnerstagsausgabe).

"Wer einzelne Bevölkerungsgruppen pauschal verächtlich macht und gegeneinander aufbringt, treibt ein perfides, vergiftetes Spiel mit Ängsten und Vorurteilen und hat mit den Werten und Überzeugungen der SPD rein gar nichts mehr zu tun", so Nahles.

SPD-Chef Sigmar Gabriel hat sich ebenfalls von Sarrazin distanziert und ihm den Parteiaustritt nahegelegt. Ein echter Diskurs über das Buch ist allerdings noch nicht möglich, da es noch nicht erschienen ist. Erst am 30. August soll das Buch erscheinen.

Grüne: Sarrazin ist "Stammeskrieger"

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel wandte sich mit scharfer Kritik gegen Sarrazin beziehungsweise seine Aussagen. Das Buch enthalte Formulierungen, "die für viele Menschen in diesem Land nur verletzend sein können, die diffamieren, die sehr, sehr polemisch zuspitzen und die überhaupt nicht hilfreich sind bei der großen nationalen Aufgabe in diesem Land, bei der Integration voranzukommen", sagte ihr Sprecher. Die Welt bezeichnet ihre Kritik als "in der Geschichte von Merkels öffentlichen Interventionen ohne Beispiel".

Der Bundesvorsitzende der Grünen, Cem Özdemir, bezeichnete Sarrazin gegenüber Spiegel Online als "Stammeskrieger, wie ihn sich ein Bin Laden nur wünschen kann". Der Zentralrat der Juden wiederum empfiehlt Sarrazin den Eintritt in die NPD. Diese äußerte sich als einzige positiv zu seinen Thesen.

Sarrazin sorgt immer wieder mit provokanten Thesen für Aufregung. So erklärte er im Juni, Deutschland werde durch das niedrige Bildungsniveau von Zuwanderern "auf natürlichem Wege immer dümmer".

(Ag./Red.)

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