Drei Tote: Ägyptens Polizei schießt auf Demonstranten

Drei Tote aegyptische Polizei
Drei Tote aegyptische Polizei(c) AP (Mohammed Abou Zaid)
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Schwere Unruhen erschüttern das Zentrum Ägyptens. Den Machthabern reißt der Geduldsfaden. "Es wird kein Ende des Regimes geben." Die Muslimbruderschaft legte die Gespräche mit dem Regime auf Eis.

Die ägyptische Regierung verliert offenbar die Geduld mit den Demonstranten im Land. Vizepräsident Omar Suleiman sagte am Mittwoch, man könne die Proteste nicht mehr lange hinnehmen, die Krise im Land müsse so rasch als möglich beendet werden. Trotz des Aufrufs ging der Volksaufstand auch am 16. Tag nach Ausbruch der Proteste weiter. Auf dem zentralen Tahrir-Platz in Kairo demonstrierten am Mittwoch erneut 200.000 Regimegegner gegen Staatschef Hosni Mubarak. Zudem blockierten Demonstranten den Eingang zum Parlament.

Doch nicht nur in der Hauptstadt probt das Volk den Aufstand gegen die Regierung. Wie am Mittwoch bekannt wurde, sind bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei im Zentrum Ägyptens in den vergangenen zwei Tagen mindestens drei Menschen getötet worden.

Staatliche Gebäude in Flammen

Nach Informationen aus Sicherheitskreisen schoss die Polizei in der Oasenstadt El Chargo mit scharfer Munition auf die Menge. Dabei wurden Dutzende Demonstranten verletzt, drei von ihnen erlagen später ihren Verletzungen, berichtet die Nachrichtenagentur AFP. Die Demonstranten setzten daraufhin sieben staatliche Einrichtungen in Brand, darunter zwei Polizeiwachen, eine Polizeikaserne, ein Gerichtsgebäude und die örtliche Zentrale der Regierungspartei von Präsident Hosni Mubarak.

"Es wird kein Ende des Regimes geben"

Der Ton des Regimes gegenüber seinen Kritikern wird unterdessen schärfer: Es werde "kein Ende des Regimes" und keinen sofortigen Rücktritt von Präsident Hosni Mubarak geben, erklärte Vizepräsident Suleiman. Mubarak werde auch nicht nach Deutschland flüchten, wie das mehrere Politiker vorgeschlagen hatten.

Muslimbruderschaft legt Gespräche auf Eis

Die Muslimbruderschaft legte daraufhin die Gespräche mit der Regierung auf Eis. "Wir können nur mit jemandem sprechen, der die Forderung des Volkes nach einem Ende des Regimes anerkennt", sagte Essam al-Erian, ein Führer der Bewegung. Nach seinen Worten strebt die Muslimbruderschaft nicht nach einer Übernahme der Macht in Ägypten und beabsichtigt derzeit nicht, einen eigenen Präsidentschaftskandidaten aufzustellen.

"Mubarak ist ein Held"

Vizepräsident Suleiman beklagte die angebliche Respektlosigkeit von Hunderttausenden Demonstranten, die einen raschen Rücktritt Mubaraks verlangen. Wer Mubarak den Abgang empfehle, "beleidigt nicht nur den Präsidenten, sondern auch das ägyptische Volk". Mubarak sei ein "Held" des Krieges gegen Israel im Jahr 1973 gewesen. Darüber hinaus bezeichnete Suleiman Aufrufe zum zivilen Ungehorsam als "schwere Bedrohung für die Gesellschaft". Das Regime wolle "einen hastigen und irrationalen Putsch verhindern".

Die Machthaber machen trotz der Kritik auch Zugeständnisse an die Demonstranten: Ein von Suleiman geschaffenes Expertenkomitee arbeitet derzeit an einer Änderung der Verfassung. Wie am Mittwoch bekannt wurde, sollen sechs Artikel des ägyptischen Grundgesetzes geändert werden, darunter auch zwei umstrittenen Punkte die eine unbegrenzte Wiederwahl des Präsidenten ermöglichen und die Kandidatur von Oppositionskandidaten erschweren.

Druck auf Regime wächst

Auch international wird der Ruf nach einem echten demokratischen Wandel am Nil lauter, die Vereinten Nationen und die USA drücken aufs Tempo. Der Wandel müsse kommen, "je früher, desto besser", sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon am Dienstag nach einer Unterredung im Sicherheitsrat in New York.

US-Vizepräsident Joe Biden forderte von seinem ägyptischen Amtskollegen Suleiman "sofortige Taten". Gemeinsam mit der Opposition müsse eine Strategie und ein Zeitplan für einen geordneten Übergang zur Demokratie entwickelt werden. US-Verteidigungsminister Robert Gates lobte das ägyptische Militär für die "beispielhafte" Reaktion auf die politischen Unruhen in dem Land.

"Ägypten ist vom Jihad bedroht"

Auch der irakische Ableger der Terrororganisation al-Qaida meldete sich zu Wort - und rief zum Dschihad in Ägypten auf. "Ägypten ist nun von Kriminellen und Jihad-Organisationen bedroht", sagte Suleiman.

(Ag./Red.)

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