Präsident Abdullah Gül bestätigte General Necdet Özel als neuen Armeechef. Die neuen Kommandanten der Teilstreitkräfte Heer, Marine und Luftwaffe wurden ebenfalls vom Präsidenten eingesetzt.
Nach dem geschlossenen Rücktritt der Armeeführung in der Türkei sind die Spitzenposten der Streitkräfte neu besetzt worden.
Wie das türkische Präsidialamt am Donnerstag mitteilte, wurde der nach den Rücktritten kommissarisch eingesetzte General Necdet Özel jetzt auch offiziell zum neuen Generalstabschef ernannt. Einen Kompromiss gab es in der strittigen Frage zum Schicksal von 14 Generälen, denen Putschvorbereitungen vorgeworfen werden.
Geschlossener Rücktritt
Der alte Generalstab war am vergangenen Freitag aus Protest dagegen zurückgetreten, dass die Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan einige Personalvorstellungen der Militärs nicht akzeptieren wollte. Die Rücktritte wurden als Zäsur bewertet, weil die lange sehr mächtigen türkischen Militärs damit ihre Niederlage im Machtkampf mit der Regierung einräumten.
Der frühere türkische Generalstabschef Işık Koşaner begründete seinen Rücktritt mit den Worten, er habe ihm untergebene Offiziere nicht vor einer Strafverfolgung wegen angeblicher Umsturzpläne schützen können. Die Zeitung "Milliyet" zitierte aus einer Erklärung Koşaners, wonach derzeit 173 Generäle und andere Militärangehörige unter dem Vorwurf der Verschwörung gegen die Regierung Erdoğans in Haft seien. Gül entgegnete, die Ermittlungen würden von unabhängigen Richtern ohne Einmischung der Regierung geleitet.
Neben Özel gehören dem neuen Generalstab der Luftwaffenchef Mehmet Erten, der Heereskommandant Hayri Kivrikoglu, der Marinechef Emin Murat Bilgel und Gendarmerie-Kommandant Bekir Kalyoncu an. Die Beförderung einiger Generäle, die vom Rang her für Kommandeursposten in Frage kamen, scheiterten am Einspruch von Erdoğan und Staatspräsident Abdullah Gül. Darunter war ein General, der sich vor vier Jahren öffentlich geweigert hatte, der Ehefrau von Gül die Hand zu schütteln. Die strikt säkularistischen Militärs betrachten die islamisch geprägte Regierung Erdoğan mit Misstrauen.
Die neue Besetzung des Generalstabs war in einer Sitzung des Hohen Militärrats seit Montag unter Führung Erdoğans erörtert worden. Ursprünglich hatten die Militärs auch die Beförderung von 14 Generälen verlangt, die wegen mutmaßlicher Beteiligung an Putschplänen gegen Erdoğan in Untersuchungshaft sitzen. Die Regierung lehnte dies ab. Als Kompromiss wurde nun beschlossen, die Laufbahnen der Beschuldigten für ein Jahr einzufrieren.
Erdoğans Macht gestärkt
Mit dem Wechsel an der Spitze der Streitkräfte festigt der islamisch-konservative Regierungschef seine Kontrolle über die einst allmächtige Armee. Sie sieht sich als Bewahrerin des weltlichen Erbes des Staatsgründers Kemal Atatürk und hat sich seit 1960 dreimal an die Macht geputscht hat. Noch 1997 setzte die Generalität die Absetzung einer islamistisch geführten Regierung durch, der auch Erdoğan und der heutige Präsident Gül angehörten.
(Ag.)