"Young Carers": Debatte um Kinder als Pflegekräfte

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Symbolbild (c) APA (BARBARA GINDL)
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FPÖ-Generalsekretär Kickl fordert eine Pflegelehre. Die Grüne Sozialsprecherin Schwentner den Ausbau mobiler Dienstleistungsangebote.

Die neue Studie im Auftrag des Sozialministeriums zur Situation jugendlicher Pflegender hat wieder eine Debatte zu diesem Thema ausgelöst. Caritas-Präsident Michael Landau verlangte Entlastungsangebote für pflegende Angehörige, FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl eine Pflegelehre und die Grüne Sozialsprecherin Judith Schwentner einen Ausbau mobiler Dienstleistungsangebote.

In der Studie war betont worden, dass man ein ganzes Maßnahmen-Bündel brauche, um die Situation der so genannten "Young Carers" zu verbessern. Erwogen wird etwa eine Meldepflicht für Ärzte. Dabei könnte beispielsweise bei Konsultation chronisch kranker Menschen in der Hausarztpraxis oder bei der Entlassung aus dem Krankenhaus gezielt nach Kindern im Haushalt gefragt werden, um hier Betroffene zu identifizieren und ihnen Unterstützungsangebote zukommen zu lassen.

Wolle man die Zielgruppe erreichen, müssten Projekte jedenfalls dort aufgebaut werden, wo die Nutzer selbst sind, schreiben die Studienautoren. Zentral bleibe auch weiter die Schule als Ort, an dem Betroffene am besten erreicht werden.

Schenk: "Kinder sind keine Pflegekräfte"

"Kinder sind keine Pflegekräfte", betonte Martin Schenk, Sozialexperte der Diakonie Österreich, dass aus seiner Sicht jedenfalls mehr mobile Dienste angeboten werden müssten, um Jugendliche von entsprechenden Aufgaben zu entlasten. Familien müssen aktuell mit der Situation zurechtkommen, dass mobile Dienste stundenmäßig nur beschränkt angeboten werden, kritisierte auch Schwentner. Es sei daher logisch, dass Kinder ihre Eltern nicht im Stich lassen wollten und einsprängen. Dabei solle es auch einem Kind möglich sein, nur Kind zu sein.

Wenn Kinder und Jugendliche ihre Eltern pflegten, dann auch deshalb, weil professionelle Pflege noch immer nicht für alle Menschen in diesem Land leistbar sei, kritisierte Caritas-Präsident Landau. Eine Valorisierung des Pflegegelds, die diesen Namen auch verdiene, sei längst überfällig.

Als "Hohn" bezeichnete FP-Sozialsprecher Kickl, dass 43.000 Kinder und Jugendliche ihre kranken und pflegebedürftigen Angehörigen pflegen müssten, aber mit 15 Jahren noch keine Pflegelehre beginnen dürften. Eine neuerliche Informationskampagne an Schulen für diese Kinder zu starten sei gut, aber gelinde gesagt einfach zu wenig.

(APA)

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