Mobilfunker erwarten Daten-Explosion bis 2015

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2011 wurden mehr als 43 Millionen Gigabyte über mobiles Internet übertragen. Bis 2015 soll sich die Menge versiebenfachen. Hoffnung besteht bei der neuen Funktechnik LTE.

Die österreichischen Mobilfunker gehen davon aus, dass der Datenverkehr in den nächsten Jahren explosionsartig zunehmen wird. Wesentlicher Treiber dieser Entwicklung sind Smartphones, durch die sich das Nutzerverhalten der Handykunden verändert hat. 2011 ist in Österreich die Menge der übertragenen Daten um drei Viertel auf 43,54 Millionen Gigabyte angewachsen - weltweit soll sich die Datenmenge bis 2015 versiebenfachen, so die Erwartung. Um diesen Bedarf decken zu können, treibe die Mobilfunkbranche den Ausbau der vierten Mobilfunk-Generation LTE voran, sagte der Telekom-Austria-Chef Hannes Ametsreiter am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien.

Nicht nur eine sondern zwei Digitale Dividenden

Für diese Entwicklung müsse man sich jetzt vorbereiten, nämlich durch die Vergabe der "Digitalen Dividende II", sagte Ametsreiter in seiner Funktion als Präsident der Interessenvertretung (FMK Forum Mobilkommunikation). Gemeint ist damit die Nutzung des Frequenzbereichs unterhalb von 800 MHz. Die erste "Digitale Dividende" ist das 800-MHz-Band, dass durch die Umstellung des analogen Fernsehens auf den digitalen Sendebetrieb frei geworden ist. Auch dieses beanspruchen die Mobilfunker für sich. Seitens der Politik gab es bereits Anzeichen, dass die alten TV-Frequenzen an die Netzbetreiber gehen werden. Die endgültige Vergabe steht aber erst im Herbst an.

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LTE

"Ein Smartphone generiert zirka 50-mal mehr Datenverkehr als ein Handy", erklärte Ametsreiter. "Wir wissen auch, dass ein Laptop zirka 25-mal mehr Traffic erzeugt als ein Smartphone." In Österreich werde es daher heuer zu einer Intensivierung des Ausbaus der schnelleren Mobilfunk-Technik LTE (Long Term Evolution) auf den bestehenden Frequenzen kommen, danach auch auf der 800er Frequenz. "Wir rechnen damit, dass Wien und auch die Landeshauptstädte und große Ballungszentren bis 2015 voll versorgt sind", das seien 30 bis 33 Prozent der Bevölkerung. "Long Term Evolution" ist ein neuer Standard für mobiles Breitband-Internet. LTE verspricht Download-Geschwindigkeiten von bis zu 300 Megabit pro Sekunde statt derzeit gängiger HSDPA-Raten von 3,6 Megabit pro Sekunde. In Österreich gab es bereits erste Testläufe. Der noch schnellere Nachfolger "LTE Advanced" wurde auch bereits in Ausicht gestellt.

Kaum LTE ohne neue Frequenzen

Bis 2020 soll dann ganz Österreich mit LTE versorgt sein. Das könnte sich aber als frommer Wunsch herausstellen, wenn die 800er-Frequenzen nicht für die neue Funktechnik freigegeben werden. Derzeit ist LTE nur auf dem für den Ausbau teuren 2,6-Gigahertz-Band erlaubt. Die Mobilfunker hoffen, dass im Zuge eines "Refarmings" auch die bisher nur für GSM genutzten 900- und 1800-MHz-Frequenzen für LTE freigegeben werden. Das ist einer der Gründe, warum zum Beispiel 3 sich Orange einverleiben will. Im Gegensatz zu ersteren besitzt der zum Verkauf stehende drittgrößte Mobilfunker eine Reihe an 900er- und 1800er-Frequenzen. Die Geschäftsführer von 3 und Orange haben bereits angekündigt, dass es ohne die Freigabe der GSM-Frequenzen nur einen minimalen LTE-Ausbau geben werde. Regulatorisch sind alle Betreiber verpflichtet, 25 Prozent der Bevölkerung abzudecken.

ORF-Tochter wettert gegen Mobilfunker

Naturgemäß gegen die Vergabe der Frequenzen im 800er-Band und darunter sind die Rundfunkbetreiber. Prompt nach der FMK-Pressekonferenz schickte die "Allianz für Rundfunkqualität und Kulturvielfalt" eine Mitteilung aus, in der eine Erweiterung des Frequenzen für Mobilfunk unterhalb der 800 Megahertz kategorisch abgelehnt wurde. Gezeichnet wurde die Aussendung von Michael Wagenhofer, Geschäftsführer der ORS, der Sendeanlagen-Tochtergesellschaft des ORF. Er hatte schon 2009 die Ansicht vertreten, dass (im Gegensatz zum mobilen Internet) nur der Rundfunk "flächendeckende Pluralität" bieten könne.

Die Anzahl der SIM-Karten in Österreich ist im vergangenen Jahr um 5 Prozent auf 12,9 Millionen gestiegen. "Das heißt, dass im Durchschnitt jeder Österreicher über eineinhalb SIM-Karten verfügt", sagte FMK-Vizepräsident Lothar Roitner. In den letzten 15 Jahren sei der Mobilfunk zum einem alltäglichen Gut für alle geworden. "Ich würde mich zu sagen trauen, dass in den letzten hundert Jahren keine Technologie eine derartig rasante Entwicklung gehabt hat", sagte Roitner.

Weniger Umsatz durch sinkende Preise

Die vier Mobilfunkbetreiber haben derzeit etwa 11.800 Mitarbeiter, die ausstattende Industrie rund 2500, das sei etwa das gleich Niveau wie vor einem Jahr, so Roitner. Zusammen mit vor- und nachgelagerten Bereichen generiere die Mobilfunkbranche insgesamt 30.000 Arbeitsplätze. Andererseits sei der Gesamtumsatz 2011 um 9,3 Prozent auf 4,35 Milliarden Euro zurückgegangen, das EBITDA um 4,8 Prozent auf 1,43 Milliarden Euro. Die Preise seien nach Berechnungen der Regulierungsbehörde RTR seit 2006 um 55 Prozent gefallen.

Von der Sprachtelefonie kann man sich keine zusätzlichen Umsätze erwarten, laut FMK-Geschäftsführerin Margit Kropik hat man hier mit 22,2 Milliarden Gesprächsminuten (+0,96 Prozent) die "Reiseflughöhe" erreicht. Mehr kann man sich von Textnachrichten (SMS) erwarten, die im vergangenen Jahr um fast 13 Prozent auf 7,2 Milliarden Nachrichten zugelegt haben. Vor allem beim übertragenen Datenvolumen soll sich der steile Anstieg auch in den nächsten Jahren fortsetzen.

(APA/db)

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