RHI-Aktie stellt sich an der Wiener Börse aufs Abstellgleis

Reuters
  • Drucken

Nach der Fusion mit dem brasilianischen Mitbewerber Magnesita will Feuerfesthersteller RHI an die Londoner Börse ziehen. Für Wien bleibt nur eine Nebennotiz übrig.

Feuerfesthersteller RHI ist ein Fixstern im Leitindex der Wiener Börse. Aber bekanntlich können Sterne auch verglühen. Die Tage der RHI als ATX-Mitglied sind bereits gezählt. Am Mittwoch bekräftigte der Konzern erneut, dass nach der geplanten Fusion mit dem brasilianischen Mitbewerber Magnesita die Börsenotiz in Wien endet. Es wird die Notiz der Aktien des kombinierten Unternehmens im Premiumsegment der "Official List" am "Main Market" der London Stock Exchange angestrebt.

Kleines Trostpflaster: Um den österreichischen Privataktionären auch weiterhin den Handel über den gewohnten Börsenplatz zu ermöglichen, wird RHI, nach Diskussionen mit der Wiener Börse, die Einbeziehung der zukünftigen RHI Magnesita NV-Aktien in den Handel im Dritten Markt beantragen. RHI-Finanzchefin Barbara Potisk-Eibensteiner erklärte dazu: "London bietet dem neuen Unternehmen als globalem Weltmarktführer im Feuerfestbereich Zugang zu einem wichtigen Kapitalmarkt. Gleichzeitig wollen wir aber Wien und der Wiener Börse treu bleiben und berücksichtigen damit auch die Interessen der heimischen Privatanleger sowie der RHI Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter."

Gemeinsam Weltmarktführer

RHI ist ein weltweit tätiger Anbieter von hochwertigen Feuerfestprodukten, Systemen und Serviceleistungen für industrielle Hochtemperaturprozesse über 1200 Grad Celsius. Der Konzern beschäftigt 7.900 Mitarbeiter in merh als 30 Produktionswerken und 70 Vertriebsstandorten und produziert über 1,5 Millionen Tonnen Feuerfestprodukte jährlich. Im Vorjahr ging der Umsatz um rund 100 Millionen Euro auf 1,65 Milliarden Euro zurück, das operative Ergebnis blieb mit 123 Millionen Euro stabil, unterm Strich wurden 76 Millionen Euro verdient.

RHI ist derzeit an der Börse 915 Millionen Euro wert. Wunschpartner Magnesita, vor acht Jahren noch mit 1,5 Milliarden Euro bewertet und RHI damals für eine Übernahme viel zu teuer, bringt es auf umgerechnet 395 Millionen Euro Börsewert (bei 885 Millionen Euro Umsatz und 117 Millionen Euro Gewinn im Vorjahr).

Der geplante Zusammenschluss befindet sich derzeit im kartellrechtlichen Genehmigungsverfahren. Ein Scheitern der Fusion sei sehr unwahrscheinlich, sagte Borgas. Von der Kartellbehörde in den USA habe man bereits grünes Licht bekommen, jetzt sei noch die Zustimmung der EU-Kommission und der brasilianischen Behörde ausständig, darüber hinaus gebe es noch ein kleineres Verfahren in Kolumbien. "Wir erwarten keine großen Auflagen, aber Sie wissen ja, wie die Kartellbehörden sind."

Mit dem Closing rechnet Borgas "wenn alles gut geht" im November, dann soll Anfang 2018 der Umbau beginnen. "Ich denke, wir werden 80 Prozent der Maßnahmen in zwei Jahren umgesetzt haben."

Das gemeinsame Unternehmen wäre globaler Weltmarktführer in der Feuerfestindustrie. RHI-Chef Vorstand Stefan Borgas bekräftigte am Mittwoch, dass der Zusammenschluss es dem österreichischen Unternehmen ermögliche, als global führender Konzern im harten Wettbewerb auch gegenüber der chinesischen Feuerfestindustrie erfolgreich zu bestehen. Borgas: „Europa ist kein Wachstumsmarkt, während Nord- und Südamerika deutlich interessanter sind. Auch können wir uns mit dem komplementären Produktportfolio der beiden Firmen neue Chancen erarbeiten. Natürlich wird mit dem Zusammenschluss unsere Kostenstruktur verbessert, sodass wir weiterhin in Technologie und F&E investieren und unseren Kunden einen Mehrwert bieten können. Davon werden vor allem auch die österreichischen Standorte profitieren."

Fröhliche Brasilianer

RHI will nach der Fusion eine Reihe von Werken in Europa und Südamerika schließen, rund 30 Fabriken sollen erhalten bleiben. "In Österreich haben wir derzeit ungefähr 1.800 Mitarbeiter. An der Gesamtsumme sollte sich relativ wenig ändern", sagte Borgas. "Der Standort Wien wird zumindest am Anfang leicht gestärkt werden, weil wir das Headquarter in Brasilien ziemlich rasch schließen werden. Dann kommt eine Reihe von fröhlichen Brasilianern nach Wien." Leichtes Wachstum werde es wegen Produktionsverlagerungen am steirischen Standort Veitsch geben. Andererseits werde ein Teil der Verwaltung in Shared Services Centers an anderen europäischen Standorten gehen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.