Der IT-Manager wird Chef der Staatsholding. Er folgt Markus Beyrer, der nach Brüssel wechselt. Die Wahl erfolgte einstimmig.
Rudolf Kemler (56), IT-Manager und früherer Chef von Hewlett Packard Österreich, wird neuer Chef der Staatsholding ÖIAG. Er folgt damit Markus Beyrer, der nach Brüssel wechselt, wo er per Jahresende die Generaldirektion von "Businesseurope" übernehmen wird. Die Wahl von Kemler erfolgte einstimmig. Damit bleibt die ÖIAG-Spitze weiter im Naheverhältnis zur Industriellenvereinigung - Beyrer war deren Generalsekretär, Kemler ist Vorstand in der Industriellenvereinigung Wien. Kemler genießt nach "Presse"-Informationen das Vertrauen von ÖAIG-Aufsichtsratspräsident Peter Mitterbauer, dem früheren IV-Präsidenten.
Im Vorfeld galt noch der steirische Ex-Landesrat Herbert Paierl als aussichtsreichster der vier verbliebenen Kandidaten. Hinter ihm soll die ÖVP-Spitze gestanden sein. Auch AUA-Vorstand Peter Malanik und ÖIAG-Chefjurist Günter Leonhartsberger waren in der engeren Auswahl. Insgesamt gab es 16 Bewerbungen. Beim Hearing gestern, Donnerstag, ging laut ÖIAG Kemler als Sieger hervor. Kemler, der nach dem Hearing der vier Kandidaten als Favorit galt, tritt seinen neuen Job am 1. November an.
Ministerin Fekter ist zufrieden
VP-Finanzministerin Maria Fekter zeigte sich zufrieden mit der Entscheidung. Kemler sei nun gefordert, ein Konzept über die künftige Ausrichtung der Holding (Telekom Austria, Post AG, OMV) vorzulegen. Ein Gespräch mit ihm habe bereits stattgefunden.
Fekter stellte aber auch klar, dass sie mit Paierl leben hätte können. Nun gehe es darum, die ÖIAG aus den medialen Schlagzeilen herauszuhalten. Zu der von der ÖVP in Vergangenheit geforderten Eingliederung der ÖBB in die ÖIAG hielt sie fest, dass man nun mal schauen müsse, was der austro-kanadische Milliardär Frank Stronach mit den ÖBB vorhabe. Wenn es ihm nur darum gehe, Förderungen abzuziehen, sei ein Verkauf an Stronach keine Option. Wenn er aber den Steuerzahler entlastet, müsse man sich das anschauen.
"Er ist ein Vollblutmanager"
Zu seinen Plänen meinte der künftige Chef am Freitagnachmittag in einer Aussendung: "Ich möchte Brücken bauen und das Verbindende über das Trennende stellen." Strategisch steht für Kemler die Aufwertung der ÖIAG an zentraler Stelle. "Eine starke ÖIAG gibt ihren Beteiligungen unternehmerische Verantwortung und entzieht sie dem direkten Einfluss der Tagespolitik", so der IT-Manager.
ÖIAG-Aufsichtsratspräsident Mitterbauer streute vorab Blumen: "Mit Rudolf Kemler konnten wir für die ÖIAG einen Vollblutmanager mit einem beeindruckenden, internationalen Werdegang gewinnen. Er ist ein Mann der Wirtschaft, der in seiner über 35-jährigen Karriere als Geschäftsführer, Vorstand und Aufsichtsrat in einem breiten Spektrum an Branchen überzeugt hat. Neben seiner hervorragenden wirtschaftlichen Karriere hat er sich in verschiedenen Funktionen immer wieder intensiv für standortrelevante Initiativen engagiert."
Reiche Erfahrung in der IT-Industrie
Kemler gewann zuletzt viele Befürworter, wie "Die Presse" berichtete. Nach ersten Karriereschritten in der Bankenwelt (Creditanstalt und Girozentrale) sammelte er reiche Erfahrung in der IT-Industrie. Nixdorf, dann Siemens-Nixdorf Informationssysteme, T-Systems und zuletzt HP lauten seine Stationen. Dass Kemler auch im Vorstand der Industriellenvereinigung Wien sitzt, dürfte jedenfalls kein Nachteil gewesen sein.
Damit steht erneut keine Frau an der Spitze der ÖIAG, wie sich das ÖIAG-Aufsichtsratspräsident Mitterbauer wünschte. Mitterbauer, der auf der vom Gesetz eingeräumten Unabhängigkeit des Aufsichtsrats besteht und selbst auf die Suche ging, holte sich Absagen von Brigitte Ederer (Siemens), Michaela Steinacker (Raiffeisen) und Regina Prehofer (Wirtschaftsuni).
(APA/Red.)