Speditionen: Preisabsprachen bei über 40 Unternehmen

Mehr Unternehmen Speditionskartellen
Mehr Unternehmen Speditionskartellen(c) Die Presse (Michaela Seidler)
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Die Wettbewerbs-Behörde hat zwei Kartelle in Österreich aufgedeckt. Mehr als 40 Unternehmen der Speditionsbranche sollen Preise abgesprochen haben. Auch die ÖBB steht im Visier der Behörden.

Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) hat zwei Kartelle in der heimischen Speditionsbranche aufgedeckt. Mehr als 40 Unternehmen seien beteiligt, teilte die BWB am Donnerstag mit. Die mutmaßlichen Preisabsprachen betreffen den Transport von Stückgut in den Jahren 1994 bis 2007.

Die mutmaßlichen Absprachen seien in der "Speditions-Sammelladungs-Konferenz" (SKK) organisiert gewesen. Das Gremium sei im Zentralverband für Spedition 6 Logistik angesiedelt sei, so die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB).

Preise vereinbart, Kunden aufgeteilt

Die mehr als 40 SKK-Mitglieder hätten auf Basis einer Rahmenübereinkunft den gesamten Preisbildungsprozess für nationalen Sammelladungsverkehr reguliert. Auch, wer welche Kunden bekommt, sei abgesprochen worden. Das Kartell verstößt nach Auffassung der BWB gegen das Europäische Kartellverbot. 

ÖBB im Visier

Laut einer Vorabmeldung von "Format" stehen auch die ÖBB im Visier der Behörden. Im heimischen Schienen-Spediteursbereich habe die SKK seit 1999 kooperiert. "In fortlaufenden, organisierten Zusammenkünften wurden marktsensible Informationen ausgetauscht sowie Tarife und das Vorgehen bei der Verrechnung der LKW-Maut abgestimmt", teilte die BWB mit.

Kronzeuge von Schenker?

BWB-Chef Theodor Thanner: "Wir haben in diesem Fall intensiv ermittelt, um das Kartell aufzudecken, denn solche Absprachen fügen den Verbrauchern enorme Schäden zu." Einmal mehr habe sich die Kronzeugenregelung bewährt. In Branchenkreisen wird vermutet, dass ein Mitarbeiter des Großspediteurs Schenker aus dem Nähkästchen geplaudert haben soll.

Die Branche selbst gibt sich sehr zugeknöpft. Die ÖBB-Tochter Rail Cargo Austria (RCA), an deren Spitze der Ex-Kühne + Nagl-Chef Friedrich Macher steht, bestätigte Ermittlungen. Man arbeite an einer Antwort auf die BWB-Anfrage, mehr wolle man zu dem laufenden Verfahren nicht sagen. Auch die Gebrüder Weiss bestätigten Ermittlungen, ebenso Mitbewerber Logwin. Kühne + Nagl verweigerte jegliche Auskunft. Die Post, die ebenfalls Mitglied des Zentralverbandes für Spedition & Logistik ist, wird von der BWB nicht untersucht, so Sprecher Michale Homola auf Anfrage.

Der Fachverband der Güterbeförderer betonte am Donnerstag, dass Frächter von den BWB-Verfahren nicht betroffen sind. Zur Erklärung: Frächter transportieren Waren via Lkw, während Spediteure den Güterverkehr neutral vermitteln, also über Straße, Schiene, See- und Luftfracht.

Erinnerung an Aufzugskartell

Die BWB hat beim Kartellgericht Bußgelder beantragt - zunächst in unbestimmter Höhe. Gegen den Kronzeugen, der zur Aufdeckung der Kartelle beigetragen hat, wurde keine Strafe beantragt. Das Ausmaß des Vergehens soll vergleichbar mit dem Aufzugskartell sein, bisher die größte Kartell-Causa. Im Dezember 2007 wurden hier gesamt 75,4 Millionen Euro an Geldstrafen verhängt. Die Unternehmen hatten mehrere Jahre geheime Absprachen über die Aufteilung von Projekten, über Preise sowie über sonstige sensible Marktinformationen getroffen.

(APA)

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