Chrysler wird italienisch: Fiat steigt mit vorerst 35 Prozent ein

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Fiat will bis Mitte des Jahres 35 Prozent und später bis zu 55 Prozent an dem US-Autokonzern übernehmen. Dieser sei "im Prinzip wertlos", wie Ferdinand Dudenhöffer meint.

Der italienische Autobauer Fiat und der US-Hersteller Chrysler wollen eine Allianz eingehen. Beide Hersteller unterzeichneten eine entsprechende Vereinbarung, teilte Chrysler am Dienstag mit. Die Abmachung sei allerdings vorläufig und noch nicht bindend.

Chrysler wird schrittweise italienisch

In einem ersten Schritt plane Fiat, bis Mitte des Jahres 35 Prozent an Chrysler zu übernehmen.

Zusätzlich verhandelten die beiden Autobauer über eine spätere Aufstockung auf sogar 55 Prozent. Im Zentrum der Kooperation stünden Klein- und Mittelklassewagen, hieß es übereinstimmend in mehreren Medien.

Krise führt zu Allianzen in allen Branchen

Chrysler-Sprecherin Lori McTavish sagte zu den Berichten, unter den derzeitigen wirtschaftlichen Bedingungen gebe es Gespräche zwischen den Firmen aller Industriebereiche - "unsere ist da keine Ausnahme". Chrysler nehme aber nicht zu vertraulichen Gesprächen Stellung.

Beide Hersteller leiden derzeit massiv unter der Talfahrt am Automarkt und der Konjunkturkrise. Chrysler ist nach General Motors und Ford der kleinste der drei großen US-Autobauer. Der Hersteller ist derzeit nur mit Hilfe von Notkrediten der US-Regierung überlebensfähig und sucht dringend Partner. Zuletzt liefen Gespräche mit dem japanischen Hersteller Nissan.

Wechselnde Besitzer bei Chrysler

Chrysler gehört zu gut 80 Prozent dem US-Finanzinvestor Cerberus, die restlichen knapp 20 Prozent hält noch der deutsche Daimler-Konzern. Daimler wollte den Anteil zuletzt schnellstmöglich verkaufen, konnte sich aber mit Cerberus beim Preis nicht einigen.

Fiat könnte sich über die Kooperation den US-Markt vor allem für seine Klein- und Mittelklassewagen erschließen, so die Berichte. Die Italiener suchen bereits seit längerem nach einer Möglichkeit zur kostengünstigen Expansion in den USA. Dabei gehe es unter anderem um den Fiat 500 sowie um die Traditionsmarke Alfa Romeo.

Chrysler "im Prinzip wertlos"

"Das Unternehmen Chrysler ist im Prinzip wertlos", sagte der deutsche Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. Fiat habe jetzt alle Zeit für einen weiteren Schritt. Eine sinnvolle Zusammenarbeit sei derzeit weit besser als eine Flucht in die Größe. Mit Kooperationen seien die Hersteller derzeit besser für die Zukunft gerüstet.

Dudenhöffer begrüßt die Pläne von Fiat für einen Einstieg bei Chrysler. "Fiat bekommt über das Händlernetz von Chrysler den Zugang zum wichtigen amerikanischen Markt für einen Apfel und ein Ei", sagte er am Dienstag im Gespräch mit "Handelsblatt.com". Und auf dem US-Markt müsse der italienische Autobauer langfristig unbedingt vertreten sein.

Chrysler passt besser Fiat als GM

Auch der amerikanische Autobauer Chrysler profitiere von einer engen Zusammenarbeit, sagte Dudenhöffer. "Chrysler braucht dringend Kleinwagen, und die hat Fiat im Angebot." Das Unternehmen habe eine richtige Entscheidung getroffen. "Chrysler und Fiat, das passt hundertmal besser als GM und Fiat", erklärte der Autoexperte mit Blick auf die gescheiterte Partnerschaft zwischen der Opel-Mutter General Motors und dem italienischen Autobauer vor einigen Jahren.

(Ag/Red. )

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