Automarkt: Österreich hinkt Europa hinterher

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Während sich die verunsicherten Österreicher mit Neuzulassungen Zeit lassen, können die großen Autoländer durchatmen. Der Abwärtstrend in Europa scheint gestoppt.

Wien. Der Pkw-Absatz in Europa ist im Jänner auf breiter Front gestiegen. Nur in Österreich nicht. Während in der Europäischen Union im vergangenen Monat 935.640 Autos neu zugelassen wurden – immerhin ein Plus von 5,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat –, brachen die Neuzulassungen in Österreich um 13,6 Prozent ein, teilte die europäische Herstellervereinigung ACEA mit.

Der ÖAMTC vermutet hinter diesen Zahlen ein österreichisches Spezifikum. Die Ursache liege neben der grundsätzlichen Kaufzurückhaltung in der Verunsicherung der Autokäufer während der Phase der Koalitionsverhandlungen im vergangenen Herbst, sagt Elisabeth Brandau von der Abteilung Verkehrswirtschaft beim Automobilklub im Gespräch mit der „Presse“. Einerseits haben die Konsumenten gerätselt, welche neuen Steuern auf sie zukommen werden, andererseits werden in den Monaten Oktober und November großteils die Bestellungen für die Neuzulassungen der Pkw im Jänner getätigt. Die ÖAMTC-Expertin misst aber den im Jänner traditionell niedrigen Zahlen nicht allzu viel Gewicht bei.

Auch der Februar werde aufgrund der vielen Vorziehkäufe wegen der Erhöhung der NoVA keine verlässliche Auskunft über die Entwicklung geben. Frühestens nach den Frühlingsmonaten April und Mai werde man eine realistische Einschätzung abgeben können, ob die Österreicher ihre Kaufzurückhaltung abgelegt und den Anschluss an Europa wiedergefunden haben.

Mehr Gebrauchtwagen

Zugenommen hingegen hat in Österreich die Zahl der Zulassungen bei den gebrauchten Fahrzeugen. Diese erhöhte sich im Jänner gegenüber dem Vorjahresmonat um 4,7 Prozent auf 71.935 Stück. Gegenüber dem Vormonat Dezember habe der Zuwachs sogar 16,2 Prozent erreicht, teilte die Statistik Austria mit. Die gefragtesten Marken auf dem österreichischen Gebrauchtwagenmarkt waren Seat, BMW, Audi, Skoda und Mercedes.

In Europa schafften Deutschland, Großbritannien und Spanien bei den Neuzulassungen jeweils mehr als sieben Prozent Zuwachs. Kein Grund zur Euphorie, denn der Jänner 2014 war trotz der Steigerungen immer noch der zweitschwächste Jahresauftakt seit zehn Jahren. Aber der Abwärtstrend in Europa sei gestoppt, sagte Peter Fuß von Ernst & Young. Die schlechte Nachricht sei jedoch, dass die Krise längst nicht vorüber sei, fügte der Automobilexperte des Unternehmensberaters hinzu. Bis der europäische Absatzmarkt wieder annähernd das Vorkrisenniveau erreicht haben werde, dürften noch Jahre vergehen. Für das Gesamtjahr 2014 erwartet Fuß einen Anstieg der Neuzulassungen im mittleren einstelligen Prozentbereich.

Massenhersteller im Vormarsch

Besonders stark wuchsen im Jänner die Neuwagenverkäufe einiger Massenhersteller. Nicht überraschend war der Zuwachs des Volkswagen-Konzerns mit seinen Marken VW, Audi, Seat und Skoda. Die Wolfsburger legten im Jänner um 8,9 Prozent zu. Unerwartet waren die Steigerungen der angeschlagenen französischen Peugeot-Citroën-Gruppe, die 7,4 Prozent mehr Autos absetzte (siehe auch Bericht). Lokalrivale Renault verkaufte sogar 13,4 Prozent mehr von seinen Fahrzeugen als vor einem Jahr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.02.2014)

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