Arbeitskampf: AUA drohen Ende Juli Chaostage

Archivbild: Warteschlange am Flughafen Wien-Schwechat
Archivbild: Warteschlange am Flughafen Wien-SchwechatAPA/HERBERT NEUBAUER
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Nach dem Platzen der Tarifverhandlungen drohen mitten in der Hauptreisezeit wegen Betriebsversammlungen Flugausfälle. Ein Streik, wie ihn heute schon die Ryanair erlebt, hängt in der Luft.

Es ist die erste Belastungsprobe für die größte europäische Billig-Airline, die Laudamotion-Mutter Ryanair: Nachdem Verhandlungen noch am Mittwoch geplatzt sind, starteten die irischen Piloten der Ryanair am Donnerstagfrüh einen 24-stündigen Streik. Es ist - nach einem kurzen Warnstreik im vorigen Dezember in Deutschland - der bisher größte Ausstand in der Geschichte der Airline, die sich im Vorjahr mit 130 Millionen Passagieren an die Spitze der europäischen Luftfahrt katapultiert hat.

Der Streik der 120 Ryanair-Piloten, der gleich in der Früh zum Ausfall von 30 der 290 Flüge von irischen Flughäfen geführt hat, dürfte freilich nur das Vorspiel für heftigere Auseinandersetzungen sein. Denn nicht nur die Piloten haben weitere Streiktage angekündigt, auch die Flugbegleiter der Ryanair kämpfen um bessere Arbeitsbedingungen und haben schon Streiktage am 25. und 26. Juli fixiert.

Der Arbeitskampf bei der Ryanair bietet Passagieren der AUA einen Vorgeschmack auf das, was der österreichischen Fluglinie Ende Juli droht. Der Konflikt um den bereits weitgehend auspaktierten neuen Kollektivvertrag für das Bordpersonal ist in den letzten Tagen eskaliert. Kommt es nicht doch noch in letzter Minute zu einer Einigung, droht die Gewerkschaft Vida, die einen gültigen Streikbeschluss in der Tasche hat, mit Betriebsversammlungen - das ist quasi die erste Stufe eines Arbeitskampfes. Wie die "Presse" erfuhr, dürfte es in der letzten Juliwoche so weit sein: Am 24. 25. und/oder 26. Juli sollen Betriebsversammlungen stattfinden. Den genauen Termin und die weitere Vorgangsweise wollen Bordbetriebsrat und Vida morgen, Freitag, bekanntgeben. Betriebsversammlung - das  bedeutet, dass etliche Flüge ausfallen, je nachdem wieviele der 4000 Piloten und Flugbegleiter an den Versammlungen teilnehmen. Für Chaos mitten in der Hauptreisezeit ist jedenfalls gesorgt.

Neue Forderungen

Nach monatelangem Ringen um einen neuen KV mit einem höheren Gehaltsniveau und besseren/anderen Arbeitsregelungen haben die Sozialpartner (AUA-Management bzw. der Fachverband Luftfahrt in der WKO auf der einen Seite und die Gewerkschaft Vida auf der anderen Seite) am 1. Mai eine Grundsatzvereinbarung erzielt. Der Tarifvertrag soll bis 2021 laufen.  Eigentlich sollte es in den folgenden Gesprächen nur mehr um Details gehen, am 18. Juni sollte endgültig unterschrieben werden. "Es wurden uns auf einmal neue Forderungen auf den Tisch gelegt", sagt Johannes Schwarcz, Belegschaftsvertreter und Vorsitzender des Fachbereichs Luftfahrt in der Vida, zur "Presse". Das habe man nicht akzeptieren können. Bei den nachfolgenden Gesprächen habe man keine Einigung erzielen können.

Ein Knackpunkt sind Regelungen für Teilzeitarbeit: "Diese Punkte können wir nicht gutheißen, unter anderem sollen Mütter und Teilzeitangestellte in Zukunft benachteiligt werden“, sagt der stellvertretende AUA-Bordbetriebsratsvorsitzende Andreas Geldner.

Schwarcz kann sich einen Seitenhieb nicht verkneifen: "Das Unternehmen wollte offenbar sicherstellen, dass die 60-Jahr-Feier der AUA planlos und ohne Störungen über die Bühne gehen kann. Das hat man erreicht."  Ob die Hinhaltetaktik auch mit dem Wechsel an der Airline-Spitze zusammenhängt? Alexis von Hoensbroech übrnimmt mit 1. August den Chefposten von Kay Kratky."Das kann ich mir nicht vorstellen, von Hoensbroech ist sicher informiert und daran interessiert, ein ruhiges Unternehmen zu übernehmen", meint Schwarcz.

Management ist gesprächsbereit

AUA-Sprecher Peter Thier will das so nicht stehenlassen: Man sei gesprächsbereit und könne die Drohungen nicht nachvollziehen. Man stehe zur Vereinbarung, sagte er zur APA. Es sei bei der Ausformulierung des Kollektivvertrags zuletzt nur noch ein Detailpunkt offen gewesen, nämlich die Mehrleistungsfaktorisierung bei Teilzeit-Piloten.

Flugausfälle wegen Betriebsversammlungen und einen kurzen Warnstreik hat es bereits im März gegegeben. Die Kosten für die Flugausfälle waren ein Hauptgrund, dass die AUA im ersten Quartal einen Verlust von 67 Mio. Euro einflog,  nach 57 Mio. Euro im Vorjahresquartal.

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