Fremdwährungskredite: Franken wird als zu stabil gesehen

Viele Schwezer Franken Geldscheine der Schweiz
Viele Schwezer Franken Geldscheine der Schweiz(c) (Erwin Wodicka)
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Fast jeder dritte Privatkredit in Österreich ist nicht in Euro aufgenommen. Finanzdienstleister vermitteln sie deutlich lieber als Banken, warnen aber vor der "Schweizer Franken-Illusion": Die Währung schwankt immer stärker.

In Österreich sind rund 30 Prozent der Privatkredite in fremder Währung. Ende des dritten Quartals 2009 waren rund 36 Milliarden Euro aushaftend, allerdings mit sinkender Tendenz. Die Neuaufnahme ist nach der von der Finanzmarktaufsicht (FMA) initiierten Selbstregulierung der Banken massiv zurückgegangen.

Finanzdienstleister vermitteln gerne

Bei den von gewerblichen Finanzdienstleistern vermittelten Krediten entfallen 60 Prozent auf Fremdwährungskredite. Daher spricht sich auch der Fachverband der Finanzdienstleister gegen ein Verbot von Fremdwährungskrediten, aber für eine stärkere Regulierung mit erhöhten Aufklärungspflichten aus. Verbandsobmann Wolfgang Göltl will das "de facto-Verbot" der Finanzmarktaufsicht aktiv bekämpfen und Reformen unterstützen. Auch eine Studie der Universität Linz kommt zu dem Schluss, dass sich ein Verbot aus der Produktgestaltung nicht ableiten lässt.

Endfällige Kredite noch sehr beliebt

Rund 90 Prozent der 600 für die Studie befragten Finanzdienstleister gaben an, Fremdwährungskredite mit endfälliger Tilgungsleistung zu vermitteln. Beliebtester Tilgungsträger ist die fondsgebundende Lebensversicherung. Eine Spielart dieses Modells ist erst vor wenigen Monaten vom Handelsgericht Wien verurteilt worden.

Finanzberater verkaufen solche Modelle oft mit einem rechnerischen Kniff: Dem Kunden wird bei einem normalen Kredit vorgerechnet, dass praktisch nur die Bank verdient, weil man für den Kredit Zinsen zahlt. Bei der Variante mit endfälligem Darlehen hingegen "verdienen" beide Seiten: Die Bank durch die Kreditzinsen, die Kunden durch die Veranlagung. Das Modell kann durchaus funktionieren, solange die Veranlagung gute Renditen abwirft. Besonders "kühne" Finanzberater rechnen in ihren Modellen sogar mit höheren Veranlagungs- als Kreditzinsen.

Fachverband für Professionalisierung

Eine Professionalisierung des Risikomanagements sei eine effiziente Form des Konsumentenschutzes. Deutlich höhere Anforderungen der Regulatoren an das Risikomanagement würden einen Fremdwährungskredit ohne Zweifel teurer machen, was allerdings aus Sicht des Gesetzgebers die gewünschte Reduktion der scheinbaren Attraktivität bewirken würde, heißt es in der Studie.

Generell sei die Risikowahrnehmung verzerrt, der Heimmarkt werde - in Österreich wie in anderen Ländern auch - als sicherer eingestuft. Der Schweizer-Franken-Kredit wird von den Befragten als etwa gleich riskant wie eine Telekom-Austria-Anleihe eingestuft, besser bewertet ist nur das Sparbuch. Hohes Risiko wird dagegen dem Yen-Kredit attestiert.

Die Franken-Illusion der Österreicher

Eine Spezialbehandlung der Fremdwährungskredite sei aber sinnvoll, so Teodoro Cocca, Studienautor und Professor für Asset Management an der Universität Linz. Fremdwährungskredite könnten in bestimmten Situationen für Privatkunden trotz höheren Risikos durchaus Sinn haben. Das Risiko werde aber oft unterschätzt: Cocca ortet in Österreich eine psychologische "Schweizer-Franken-Illusion".  Die Währungsschwankungen hätten nämlich auch hier zugenommen.

(Ag./Red)

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