Afghanistan: Junges Paar wegen Affäre gesteinigt

Steinigung Paar Afghanistan
Steinigung Paar Afghanistan(c) EPA (Stephanie�pilick)
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Ohne Prozess wurden die beiden (28 und 20) von Taliban-Kämpfern öffentlich hingerichtet, weil sie eine außereheliche Affäre hatten. Amnesty international sprach von einem "abscheulichen Verbrechen".

Im nordafghanischen Kunduz ist ein junges Paar von Taliban-Kämpfern gesteinigt worden. Den beiden wurde Ehebruch vorgeworfen. Die 20-jährige Sadika, die nach Angaben des Polizeichefs der Provinz Kunduz mit einem anderen Mann verlobt war, und der verheiratete 28-jährige Kajum wurden am Sonntag in aller Öffentlichkeit hingerichtet. Die Provinz im Norden des Landes gehört zum Einsatzgebiet der deutschen Bundeswehr.

Das Liebespaar hatte sich fünf Tage zuvor ins Haus eines Freundes geflüchtet, um sich vor den Taliban zu verstecken, wie der Verwaltungschef des Bezirks Dasht-e-Archi, Mohammed Ajub Akjar, am Montag sagte. Die beiden wurden jedoch entdeckt und noch am selben Tag vor den Augen von etwa 150 Männern getötet.

Laut Akjar brachten die Taliban zunächst die Frau auf den Platz, um sie zu steinigen. Eine halbe Stunde später habe der Mann das gleiche Schicksal erlitten. Die Hinrichtung sei von zwei örtlichen Taliban-Kommandanten angeordnet worden, sagte er.

"Abscheuliches Verbrechen"

Ein Sprecher der Provinzregierung, Mabubullah Sajedi, verurteilte den Gewaltakt. "Das widerspricht den Menschenrechten und den internationalen Konventionen", sagte Sajedi. "Es gab kein Gericht. Das war grausam."

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International verurteilte die Steinigung als "abscheuliches Verbrechen", das die "zunehmende Brutalität der Taliban und anderer Aufständischer bei der Misshandlung der afghanischen Bevölkerung" zeige. Amnesty warnte vor einer Aussöhnung mit den Taliban auf Kosten der Menschenrechte und betonte, die afghanische Regierung dürfe bei den Verhandlungen mit den Aufständischen insbesondere nicht die Rechte von Frauen und Minderheiten opfern.

Erst vergangenen Monat wurde auf internationalen Druck im Iran die geplante Steinigung einer Frau abgesagt. Sakine Mohammadi Ashtiani war wegen Ehebruchs zum Tode verurteilt worden. Die letzte Steinigung im Iran fand 2008 statt.

Steinigung

Die zum Tode Verurteilten werden meist zum Teil im Boden eingegraben - je nach Region bis zu den Knien oder zur Brust. Anschließend werden sie von einer Menschenmenge so lang mit etwa faustgroßen Steinen beworfen, bis der Tod - meist langsam und qualvoll - eintritt.

Der Tod durch Steinigung steht meist auf das Verbrechen des Ehebruchs, manchmal auch auf Blasphemie oder Homosexualität. Steinigungen gab es in den vergangenen Jahren im Iran, in Afghanistan, Nigeria, Somalia, Irak, Jemen, Nigeria, Pakistan, Saudi-Arabien, Sudan und den Vereinigten Arabischen Emiraten.

(Ag.)

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