Polen: Streit um Blut des Papstes als Reliquie

Johannes Paul II
Johannes Paul II(c) EPA (Nicholas Kamm / Archivio)
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Ein Fläschchen mit dem Blut von Johannes Paul II. soll nach dessen Seligsprechung in einer Krakauer Kirche ausgestellt werden. Kritiker sprechen von einer "mittelalterlichen Praxis".

Während Papst Benedikt XVI. am Freitag das Datum der Seligsprechung seines Vorgängers Johannes Paul II. auf den 1. Mai festlegte, ist in der polnischen Kirche ein Streit über eine Ampulle mit dem Blut des Verstorbenen ausgebrochen. Sie soll als Reliquie in einer Kirche des im Bau befindlichen Johannes Paul II.-Zentrums in Krakau ausgestellt werden, erklärte Pater Jan Kabzinski gegenüber der Zeitung "Gazeta Wyborcza".

Der Krakauer Erzbischof und Testamentsvollstrecker von Johannes Paul II., Stanislaw Dziwisz, habe dem bereits zugestimmt, so Kabzinski zu der Zeitung. Demnach rückte der Kardinal offenbar von früheren Aussagen ab: In einer Biografie über den verstorbenen Papst mit dem Titel "Zeugnis" (polnisch "Swiadectwo") lehnte er es ab, im Falle einer Seligsprechung Reliquien des Leichnams an Kirchen zu verteilen. Er stellte den Kirchen allerdings persönliche Gegenstände aus dem Leben des Papstes in Aussicht. Zeitungen berichteten, wertvollstes Stück sei die blutverschmierte Soutane, die Johannes Paul II. 1981 während des Attentats auf ihn trug.

Das Blut des Verstorbenen sei aber "eine natürliche Reliquie, und es ist nichts Seltsames daran, dass wir sie ausstellen wollen", erklärte Pater Kabzinski der "Gazeta Wyborcza". Nach Informationen der Zeitung wurde es 2005 vor einer Operation in einem Spital in Rom zu Analysezwecken entnommen. Die Klinik habe das Blut Kardinal Dziwisz als dem Testamentsvollstrecker des Papstes übergeben.

"Mittelalterliche Praktik"

Viele Geistliche seien gegen die Verwendung des Blutes als Reliquie, auch wenn sich die meisten dazu nicht namentlich äußern wollten, so die "Gazeta Wyborcza". Pater Krzysztof Madel vom Jesuitenorden erklärte der Zeitung, die geplante Ausstellung erinnere an "mittelalterliche Praktiken", die heute nicht mehr zeitgemäß seien. "Damals konnten viele Gläubige nicht lesen und schreiben und wussten nicht viel über die Welt", so Madel. Heute könne Blut als Reliquie von den Gläubigen "negativ bewertet" werden, befürchtet der Pater.

Kabzinski sucht unterdessen bereits nach einem Künstler, der ein Kristallgefäß entwirft, in dem die Ampulle aufbewahrt werden soll. Er betont, das Blut sei trotz der vielen Jahre bisher nicht geronnen, was jedoch auch auf eine in der Klinik zugefügte Substanz zurückgeführt werden könnte. Außerdem soll ein Pileolus, die Kopfbedeckung des Papstes, und ein Kreuz aus seinem persönlichen Besitz im Johannes Paul II.-Zentrum in Krakau ausgestellt werden.

(APA)

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