Trotz Absetzungsgerüchten: Tillerson will nach Wien kommen

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Das US-Außenministerium bestätigt in einer Aussendung, dass der US-Außenminister am OSZE-Treffen nächste Woche teilnehmen wird.

Eines beweist US-Außenminister Rex Tillerson: Er hat Durchhaltevermögen. Monatelang schon kursieren Gerüchte, dass der Texaner bald das Handtuch werfen wird. Ein ums andere Mal ließ er die Gerüchte wieder zerstreuen. Nachdem die "New York Times" am Donnerstag berichtete, das Weiße Haus habe einen Plan entwickelt, um Tillerson mit CIA-Chef Mike Pompeo zu ersetzen, kamen in der Nacht mehrere direkte und indirekte Dementi.

Unter anderem versuchte das US-Außenministerium selbst, ein Zeichen der Kontinuität zu setzen. Es veröffentlichte ein Statement, dass Tillerson an seiner Teilnahme am OSZE-Gipfeltreffen in der Wiener Hofburg am 7. und 8. Dezember festhalten werde. Dort soll Tillerson mit Außenminister Kurz zusammentreffen. "Die Presse" berichtete. Zugesagt haben zudem Russlands Außenminister Sergej Lawrow und der Russland-Beauftragte der deutschen Bundesregierung, Gernot Erler, der den deutschen Außenminister Sigmar Gabriel vertreten wird.

Auch Verteidigungsminister Jim Mattis stärkte Tillerson am Donnerstag den Rücken. "Da ist nichts dran", sagte Mattis. Doch offenbar steckt hinter den gezielten Sticheleien eine Strategie Donald Trumps. So auch die am Donnerstag gestreuten Gerüchte, der frühere Chef des Ölkonzerns ExxonMobil solle um den Jahreswechsel von CIA-Direktor Mike Pompeo abgelöst werden. Trump selbst habe sich mit dem Vorhaben befasst, berichtet CNN. Die Berichte sollten die Unzufriedenheit Trumps mit dem Außenminister zum Ausdruck bringen, Tillerson öffentlich bloß stellen - und ihn letztlich aus dem Kabinett mobben, berichtete der US-Sender in Berufung auf eine Quelle aus dem Weißen Haus. Trump wolle (vorerst) noch vermeiden, Tillerson formell zum Rücktritt aufzufordern.

Uneinigkeit in außenpolitischen Fragen

Seit Monaten schon unterminiert der Präsident Tillerson öffentlich. Im Gegenzug bestritt der Minister nie, den Präsidenten in seiner Abwesenheit als "Schwachkopf" bezeichnet zu haben. Die beiden Männer beharren bei großen außenpolitischen Fragen auf gegensätzlichen Standpunkten: Er sprach sich offen gegen die Aufkündigung des Pariser Klimavertrags und des Iran-Abkommens aus und setzt in der Nordkorea-Frage auf Verhandlungen. Auch unter den Diplomaten im Außenministerium selbst soll die Stimmung schlecht sein. Tillerson verdränge dort seit Monaten potenzielle Konkurrenten.

Am Freitag dementierte Trump in einer Stellungnahme die Ablösepläne nicht offen. "Er ist da. Rex ist da", sagte er schlicht und deutete damit an, dass sich Tillerson im gleichen Gebäude aufhalte. Auch die Sprecherin des Präsidialamts, Sarah Sanders, vermerkte nur nüchtern: "Wenn der Präsident das Vertrauen in Personen verliert, bleiben sie nicht länger im Amt."

>>> Bericht auf CNN.

(red.)

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