TV-Beobachtungen

Nachrichten aus der Post-Pröll-Ära oder: Wie Mikl-Leitner die Wahl gewinnen will

"NÖ-Elefantenrunde": Udo Landbauer, Indra Colli, Johanna Mikl-Leitner, Helga Krismer, Franz Schnabl (v. l.).
"NÖ-Elefantenrunde": Udo Landbauer, Indra Colli, Johanna Mikl-Leitner, Helga Krismer, Franz Schnabl (v. l.).APA/HANS PUNZ
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In der "Niederösterreich-Elefantenrunde" auf Puls 4 und Schau TV stapelte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner tief. Dabei hat sie gute Chancen auf die absolute Mehrheit - auch dank Frank Stronach.

Bei Johanna Mikl-Leitner, seit einem knappen Jahr Landeshauptfrau von Niederösterreich, tut sich Neos-Chef Matthias Strolz gerade sehr schwer, von einer „Fürstin der Finsternis“ zu sprechen – jedenfalls, wenn es um das äußere Erscheinungsbild geht. In der „Niederösterreich-Elefantenrunde" von Puls 4 und Schau TV, die am Sonntagabend ausgestrahlt wurde, war Mikl-Leitner die einzige nicht dunkel gekleidete Person am Podium (die Moderatoren Corinna Milborn und Helmut Brandstätter inklusive), wiewohl die einzige Schwarze.

Für den Zuseher war das eine nette, wenn auch ungewollte optische Hilfestellung, zumal das politische Match an diesem Abend nicht „Jeder gegen jeden" lautete, sondern „Alle gegen Mikl-Leitner". Kein Wunder auch: Die ÖVP möchte bei der Landtagswahl am 28. Jänner ihre absolute Mehrheit verteidigen, die Erwin Pröll vor fünf Jahren geholt hat.

Der Langzeit-Landeshauptmann war den Diskutanten am Sonntagabend übrigens keine Erwähnung wert. Dafür stapelte Mikl-Leitner sicherheitshalber tief: Wenn man sich in der politischen Gegenwart umsehe (also in der Post-Pröll-Ära, Anm.), dann stelle man fest, dass absolute Mehrheiten nicht mehr erreichbar seien. Dabei stehen ihre Chancen gar nicht so schlecht. Auf dem niederösterreichischen Markt sind nämlich fast zehn Prozent Stronach-Stimmen. Bei der Landtagswahl im März 2013 war das Team Stronach – Gott habe es selig – am Höhepunkt seiner politischen Strahlkraft. Und nicht wenige Meinungsforscher gehen davon aus, dass die ÖVP einen Großteil der Stronach-Stimmen lukrieren wird können.

Die FPÖ zwischen Schwarz und Türkis

Allerdings mischt hier auch die FPÖ mit Spitzenkandidat Udo Landbauer mit. Der 31-Jährige war altersmäßig so etwas wie der Sebastian Kurz der „NÖ-Elefantenrunde", hatte jedoch alle Mühe, vorbei an der türkis-blauen Harmonie im Bund, ÖVP-Kritik anzubringen. Seine Feststellung, dass die niederösterreichische Volkspartei nach wie vor schwarz und nicht türkis sei, nahm Mikl-Leitner mit einem gelangweilten Nicken zur Kenntnis. Auch die Provokationen der anderen lächelte sie landesmütterlich weg.

Franz Schnabl erging es da nicht besser. Allerdings überraschte der SPÖ-Spitzenkandidat insofern, als er nicht nur die roten Sozialschlager herunterspulte, sondern die Positionen seiner Partei anhand konkreter Alltagsbeispiele darlegte. Schnabl beanstandete etwa, dass niederösterreichische „Frauen und Familien“ in ihrer Wahlfreiheit eingeschränkt seien, weil die Kinderbetreuung am Nachmittag etwas koste. Und indem Mikl-Leitner diese Maßnahme verteidigte, hatte Schnabl erreicht, was er wollte.

Grüne gegen Neos

Neos-Landessprecherin Indra Collini, bis dahin weitgehend unbekannt, sogar in Niederösterreich, machte einen selbstsicheren, rhetorisch sattelfesten Eindruck, kam aber mit ihrer Ansage, alte Machtstrukturen im Land aufbrechen zu wollen, nicht so recht durch. Den Macht-braucht-Kontrolle-Ansatz haben schließlich auch die Grünen um Helga Krismer, erweitert vielleicht noch um Umweltpolitik. Und deshalb ist fraglich, ob im nächsten Landtag Platz für beide Parteien sein wird. Krismer ist sich jedenfalls sicher, dass es die Grünen, die 2013 mit acht Prozent fast so gut abgeschnitten haben wie die Freiheitlichen, wieder schaffen werden. Aber das waren ihre Kollegen im Bund auch.

Zum Schluss, als es um die Flüchtlingskrise und die Sicherheitspolitik ging, holte Mikl-Leitner doch noch ihre Vergangenheit als Innenministerin ein. Ob ihr das schaden wird? Eher nicht. Auch, weil Landbauers Zuschreibung „Moslem-Mama“ unter Kickl-Niveau ist. Und zwar deutlich.

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