Plädoyer für den (Spitzen-)Sport

Bevor man den Leistungssport als Doping-Sumpf verteufelt, sollte man ein paar Dinge nicht vergessen. Nicht erst seit Seefeld läuft vieles falsch in der Sportwelt.

Korrupte Funktionäre, Rassismus in den Stadien, Missbrauch in Ausbildungsstätten, Wettbetrug – wenn der Sport die Schlagzeilen dominiert, dann oft nicht wegen sportlicher Leistungen. Doch bevor man den Leistungssport nun verteufelt, als Doping-Sumpf oder Spielball von Wirtschaftsinteressen, sollte man nicht vergessen: Er ist Teil unserer Kultur. Auch der gerade viel gescholtene Langlauf.

Schon vor 4500 Jahren wurden in Skandinavien Holzbretter an den Füßen befestigt, um sich im Winter fortbewegen zu können. Es liegt nur in der Natur der Menschen, dabei irgendwann den Besten und Tollsten ausmachen zu wollen. Wie überall sonst auch. Felix Gottwald, Österreichs erfolgreichster Olympia-Teilnehmer, erklärte unlängst: "Ich möchte nicht wissen, was los wäre, wenn man im Managementbereich einmal Dopingkontrollen einführen würde".

Die Faszination am Wettkampf ist ungebrochen. So haben sich allein am vergangenen Wochenende wieder Geschichten zugetragen, wie sie nur der Sport schreiben kann. Tennisstar Roger Federer erreichte die aberwitzige Zahl von 100 Turniersiegen, der eigentlich völlig chancenlose Steirer Ralph Hasenhüttl brachte den englischen Rekordmeister Manchester United an den Rand einer Niederlage und die erst 23-jährige Mikaela Shiffrin hat mit ihrem dritten Gesamtweltcupsieg ein neues Kapitel Skigeschichte aufgeschlagen.

Athleten dieses Formats sind Vorbilder in Sachen Disziplin, im Umgang mit Niederlagen, oft auch in Integrationsfragen. Unsportlichkeit wäre für sie der schlimmste Vorwurf. Das soll die Seefelder Blutpanscherei nicht verharmlosen, aber solange Kinder und Jugendliche von den Heldentaten eines Marcel Hirscher schwärmen oder den Erfolgen eines Dominic Thiem nacheifern, wird das Bild, das ein chancenloser und gedemütigter Langläufer in seinem Hotelzimmer abgibt, zu verkraften sein.

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