Trophée Gourmet: Nominiert heißt ausgezeichnet

Gastgeber Christian Grünwald (Mitte) mit den Siegern der Trophée Gourmet, links von ihm steht der internationale Ehrengast Gaggan Anand.
Gastgeber Christian Grünwald (Mitte) mit den Siegern der Trophée Gourmet, links von ihm steht der internationale Ehrengast Gaggan Anand. (c) Richard Tanzer für „A la Carte“
  • Drucken

Ein curryliebender Flughafenmitarbeiter, eine Prise Kennedy und viel Applaus für prämierte Köche, Winzer, Produzenten: die Trophée Gourmet.

"You understand English, right?“ Gaggan Anand war sich auf der Bühne der Hofburg offenbar nicht mehr so sicher, was die Fremdsprachenkompetenz des hiesigen Publikums betraf. Der in Bangkok kochende Inder war anlässlich der Verleihung der „Internationalen Ehrentrophée“ des Gastropreises Trophée Gourmet nach Wien gekommen. Und wurde am Einreiseschalter des Flughafens gleich mit einem „Oh, you cook? I love Curry!“ willkommen geheißen.

Später, in einer Boutique in der Innenstadt, habe ihn eine Frau angesprochen: Sie kenne ihn doch von irgendwoher. „Netflix!“, fiel es ihr dann ein. (Gaggan Anand ist tatsächlich einer der Protagonisten der Serie „Chef's Table“.) Und in Richtung von Christian Grünwald, Chefredakteur des Guides „A la Carte“ und Gastgeber der Trophée Gourmet, rief Gaggan, wie ihn alle nennen: „Ich weiß nicht, wie viel du diesen Leuten gezahlt hast, aber ich mochte das wirklich!“

Ein Preis mit Geschichte

Seit 1989 vergibt „A la Carte“ die Trophée Gourmet in verschiedenen Kategorien, im ersten Jahr im Palais Ferstel in Anwesenheit des damaligen Bundeskanzlers, Franz Vranitzky. Das Prozedere: „A la Carte“ nominiert jeweils drei Kandidaten in Kategorien wie Gourmandisen oder Gastrokonzept. Die Mitglieder einer Fachjury notieren auf Fragebögen ihre Favoriten, die Fragebögen gehen an einen Notar.

Erst auf der Bühne der Hofburg wird enthüllt, wer die Gewinner der Trophée Gourmet sind. Der Publikumspreis wird freilich von Lesern des „A la Carte“ vergeben – heuer freute sich Erich Mayrhofer vom Bärenwirt in Petzenkirchen, Bezirk Melk, darüber. Mit bekannten Namen kann die lange Liste der bisherigen Gewinner des internationalen Ehrenpreises aufwarten: Dieser ging unter anderem schon an die Köche Paul Bocuse, Eckart Witzigmann und Ferran Adrià, an Slow-Food-Begründer Carlo Petrini, den piemontesischen Winzer Angelo Gaja sowie den Münchner Delikatessenhändler und Gastronomen Gerd Käfer.

Das Team hinter dem Gastropreis Trophée Gourmet will allein die Nominierung schon als Auszeichnung verstanden haben. Richard Rauch, Koch im steirischen Trautmannsdorf, ist nach dieser Lesart einer jener, die schon mehrfach ausgezeichnet worden sind (wie etwa auch die Familien Eselböck und Reitbauer sowie Fabio Giacobello): Schließlich war Rauch schon einmal nominiert, in der Kategorie „Österreichische Küche“. Diesmal wurde ihm die schwere, von Sven Boltenstern entworfene güldene Trophäe dann tatsächlich überreicht.

Richard Rauch, der das Restaurant Geschwister Rauch vulgo Steira Wirt gemeinsam mit seiner für Wein und Service verantwortlichen Schwester Sonja Rauch führt, konnte sich in der Kategorie „Kreative Küche“ gegen Mario Döring vom Chef's Table im Interalpen-Hotel und Alois Traint vom Nobeljapaner Shiki in der Wiener Innenstadt durchsetzen. Dieser Preis wurde von Modemacher Atıl Kutoğlu überreicht, der auch das rote Fransenkleid der Moderatorin der Gala, Nadja Bernhard vom ORF, designt hat.

Einen historischen Moment der Politikgeschichte von 1963 zitiert Bernhard Otts Ausspruch „Ich bin ein Veltliner“. Ott, Winzer aus dem niederösterreichischen Feuersbrunn, erhielt die Trophée Gourmet für Wein. Das Applausometer im Großen Festsaal der Hofburg hatte schon darauf hingedeutet. In der Kategorie „Österreichische Küche“ siegte das Duo Stefan Csar und Bernd Konrath von Wachter & Wiesler Ratschen im burgenländischen Deutsch Schützen.

Ohne Bauern keine Köche

Der Preis für das beste Gastrokonzept ging an das Hotel Triest, und bei den Gourmandisen hieß es für Artischockenbäurin Stephanie Theuringer, die Bühne des Festsaals zu erklimmen. Ihre Mitanwärter auf den Preis: das Unternehmen Hut & Stiel, das in Wien Pilze auf Kaffeesatz züchtet, sowie die Fischzucht Payr aus Sirnitz in den Kärntner Nockbergen.

Die Trophée Gourmet für Gourmandisen wurde von Barbara van Melle überreicht, die unter anderem das Brotfestival Kruste & Krume veranstaltet und auch für Slow Food Wien verantwortlich ist. Sie machte klar, wie wichtig die Produzenten und Bauern sind: Ohne diese könnte man schließlich erst gar keine Köche auszeichnen.

AUF EINEN BLICK

Trophée Gourmet. Seit 1989 kürt das kulinarische Fachmagazin „A la Carte“ jährlich die besten Köche, Winzer und Produzenten in unterschiedlichen Kategorien. Donnerstagabend wurde die aktuelle Trophée Gourmet in der Hofburg vergeben. Die Gewinner: Erich Mayrhofer, Bärenwirt (Publikumstrophée), Gaggan Anand (Internationale Ehrentrophée), Stefan Csar & Bernd Konrath, Wachter & Wiesler Ratschen (Österreichische Küche), Richard Rauch, Geschwister Rauch (Kreative Küche), Das Triest, Collio & Das Porto Restaurant (Gastrokonzept), Bernhard Ott (Winzer) und Stephanie Theuringer, Theuringers Artischocken (Gourmandisen). www.alacarte.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.04.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.