Heute wird weiter über die Löhne von mehr als 100.000 Pflegern, Tagesmüttern und Behindertenbetreuern verhandelt. Kommt es zu keiner Einigung, wird es nächste Woche Warnstreiks geben.
Erst die Metaller, dann die Eisenbahner, und in Kürze vielleicht die Pfleger: Schon nächste Woche könnte es in Österreich den nächsten Streik geben. Es wird derzeit um Löhne und Arbeitszeit der privaten Pfleger, Behindertenbetreuer und Tagesmütter gefeilscht. Und nach einer Einigung sieht es ganz und gar nicht aus.
Es geht zwar nur um etwas mehr als 100.000 Beschäftigte. Tatsächlich ist die Reichweite des Themas aber deutlich größer. Hilfsorganisationen rechnen damit, dass die Zahl der Pflegebedürftigen von derzeit 450.000 bis zum Jahr 2050 auf 750.000 ansteigt. Regelmäßig wird vor einem Pflegenotstand gewarnt. Arbeitgeber und Gewerkschaft wollen beide mehr Personal und bessere Bedingungen für die Beschäftigten. Bei Forderungen und Angebot liegt man aber weit auseinander. Die Gewerkschaften fordern sechs Prozent mehr Lohn, die Arbeitgeber bieten eine Erhöhung von 2,5 Prozent.
Vor allem bei der Arbeitszeit liegt eine Einigung in weiter Ferne: Die Gewerkschaft verlangt eine 35-Stunden-Woche bei vollem Lohn- und Personalausgleich sowie eine sechste Urlaubswoche. Für die Arbeitgeber ist die 35-Stunden-Woche eine rote Linie. Alleine dadurch würden für die Branche Mehrkosten von zehn Prozent entstehen. Der Personalmangel würde dadurch noch verstärkt. Würde man den gesamten Forderungskatalog erfüllen, würde das die Kosten um 25 Prozent in die Höhe schrauben.
Staat kann den Bedarf nicht decken
Schon im Vorjahr eskalierten die Verhandlungen bis zum Warnstreik.Am Wochenende hat der ÖGB die Streikfreigabe erteilt. Falls heute wieder keine Einigung zustande kommt, werde es nächste Woche Warnstreiks in den Betrieben geben, heißt es von der Gewerkschaft. Bislang gab es Betriebsversammlungen und einen Protestmarsch.
Der Staat kann den Bedarf an Pflege- und Betreuungsplätzen nur teilweise decken, private, gemeinnützige und kirchennahe Organisationen springen ein. Sie finanzieren ihre Arbeit zum Teil über Kostensätze von der öffentlichen Hand. Auch darüber wird jedes Jahr neu verhandelt. Die Arbeitgeber spielen den Ball deshalb weiter an die Länder und Gemeinden: Nur wenn die Zuschüsse entsprechend erhöht würden, könne man das an die Beschäftigten weiter geben.
(hie)