Satellitenbilder deuten auf neuen Atomtest Nordkoreas hin

Der nordkoreanische Diktator Kim Jong-un.
Der nordkoreanische Diktator Kim Jong-un.REUTERS
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Pjöngjang könnte zum 105. Geburtstag des Staatsgründers einen weiteren Atomwaffentest durchführen, sagen US-Experten. Trump bietet China für Unterstützung in der Nordkorea-Frage einen Handelsdeal an.

Der nächste Atomwaffentest Nordkoreas könnte nach Einschätzung von US-Experten unmittelbar bevorstehen. Das Testgelände Punggye Ri im Nordosten Nordkoreas sei "vorbereitet und bereit", erklärten die Experten der Gruppe "38 North" von der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore. Auf Satellitenbildern vom Mittwoch seien "andauernde Aktivitäten" am Nordportal der Anlage, "neue Aktivitäten" im Hauptverwaltungsbereich und "einige Mitarbeiter" am Kommandozentrum zu sehen gewesen.

Wie der US-Auslandssender Voice of America am Mittwochabend unter Berufung auf US-Regierungsvertreter und andere Quellen berichtete, wurde "offenbar" bereits ein atomarer Sprengsatz in einen Tunnel geschoben. Er könne am Samstagmorgen nordkoreanischer Zeit gezündet werden. Am Samstag wird in Nordkorea der 105. Geburtstag des verstorbenen Staatsgründers Kim Il-sung gefeiert.

Das Testgelände Punggye Ri befindet sich in einer abgelegenen bergigen Region 200 Kilometer von der russischen und 100 Kilometer von der chinesischen Grenze entfernt. Die Anlage wird regelmäßig von Aufklärungssatelliten fotografiert.

Trump umwirbt Chinas Xi

Angesichts der Krise mit dem nordkoreanischen Regime bricht US-Präsident Donald Trump mit seinem Wahlversprechen, China als Währungsmanipulator einzustufen. "Sie sind keine Währungsmanipulatoren", sagte Trump dem "Wall Street Journal" am Mittwoch. Die Regierung in Peking verzichte seit einigen Monaten darauf, sich über die Bewertung der Landeswährung Yuan einen Vorteil zu verschaffen, sagte Trump. Dies werde sich auch im halbjährlichen Bericht des US-Finanzministeriums niederschlagen.

Im Wahlkampf hatte Trump dagegen angekündigt, bereits an seinem ersten Tag im Amt China als Währungsmanipulator einzustufen. In einem Reuters-Interview Ende Februar hatte er die Chinesen dann als "Großmeister der Währungsmanipulation" bezeichnet. Der Zeitung zufolge begründete Trump seinen Sinneswandel zudem damit, dass der Schritt die Verhandlungen mit China über den Umgang mit Nordkorea gefährden könnte.

Tatsächlich dürfte Trump Peking einen Deal angeboten haben: Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg am späten Mittwochnachmittag (Ortszeit) in Washington bekräftigte Trump, er habe Xi gesagt, der Weg, ein "gutes Handelsgeschäft" mit den USA zu machen, sei, den USA bei Nordkorea zu helfen. "Ich denke, wir haben eine sehr gute Chemie", sagte der
US-Präsident zu seinem Verhältnis mit Xi Jinping.

Trump: "Werden es alleine machen"

In den vergangenen Wochen haben die Spannungen zwischen dem isolierten kommunistischen Nordkorea und den USA zugenommen. Nach mehreren nordkoreanischen Raketentests beorderten die USA einen Flottenverband mit dem Flugzeugträger "USS Carl Vinson" in die Region. Japans Marine plane eine gemeinsame Übung mit den US-Kriegsschiffen, berichtete am Mittwoch das Verteidigungsministerium in Tokio. Als Reaktion hatte Nordkorea am Dienstag den Ton verschärft und mit "härtesten Gegenmaßnahmen gegen die Provokateure" gedroht.

>>> Dossier: Das Who is Who eines mörderischen Clans

Trump lobte China am Mittwoch zwar dafür, Schiffe mit Kohlelieferungen aus Nordkorea zurückgeschickt zu haben, als "großen Schritt", betonte aber erneut, das Problem notfalls im Alleingang lösen zu wollen. Wenn China nicht helfe, "werden wir es alleine machen", sagte Trump.

China drängt auf Stopp des Atomprogramms

Die Führung in Peking signalisierte dem stalinistischen Regime in Pjöngjang am Donnerstag seine Unterstützung. Sie dringt auf einen Stopp des Atomprogramms. "Sobald Nordkorea sich an Chinas erklärten Rat hält und Atomaktivitäten aussetzt, wird China aktiv daran arbeiten, die Sicherheit einer entnuklearisierten nordkoreanischen Nation und des Regimes zu schützten", hieß es in einem Leitartikel der unter staatlicher Schirmherrschaft erscheinenden "Global Times" am Donnerstag. "Dies ist Pjöngjangs beste Option."

Chinas Außenminister Wang Yi forderte ebenso wie Staatschef Xi eine friedliche Lösung. Militärische Gewalt könne das Problem nicht beseitigen. Er äußerte sich optimistisch, dass man den Weg zurück zu Gesprächen finden werde. Zugleich warnte er, dass derjenige, der eine "Nordkorea-Situation" provoziere, dafür die historische Verantwortung übernehmen müsse.

In dem "Global Times"-Artikel hieß es, Nordkorea wolle mit dem Atomprogramm die Sicherheit des Landes schützen und sich auf Augenhöhe mit den USA begeben. Diese Bestrebungen seien aber nichts anderes als eine Utopie angesichts der militärischen Stärke der USA und der Sanktionen des UN-Sicherheitsrats. Nordkorea sei derzeit das wohl am meisten isolierte Land der Welt. "Ein moderner Staat kann so nicht weiter existieren."

>>> Artikel auf "38 North".

Fakten zum nordkoreanischen Atomprogramm

Nordkoreas Atomprogramm bereitet der internationalen Gemeinschaft seit Jahrzehnten Sorgen. Jüngste Schätzungen beziffern die Anzahl von Atombomben auf zwischen zehn (südkoreanisches Verteidigungsministerium vom Jänner 2017) und 21 (US-Organisation Institute for Science and International Security vom Juni 2016).

In den 1960er-Jahren wurde das Atomzentrum in Yongbyon errichtet. Etwa 20 Jahre später begann das kommunistische Land mit der Entwicklung von Atomwaffen. 1994 zog Pjöngjang seine Mitgliedschaft in der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) nach 20 Jahren zurück.

Februar 2005: Nordkorea bekennt sich erstmals zum Besitz von Atomwaffen. Es verpflichtet sich im September zwar zur Aufgabe seines Nuklearprogramms, stellt die Vereinbarung aber wenig später wieder infrage.

Oktober 2006: Nordkorea startet den ersten unterirdischen Atomtest. Die Vereinten Nationen verhängen Sanktionen gegen Nordkorea, die nach weiteren Tests in den Folgejahren immer wieder verschärft werden.

Mai 2009: Das abgeschottete Land unternimmt einen zweiten Atomtest.

Februar 2013: Pjöngjang startet einen dritten Atomtest.

Jänner 2016: Das Land zündet nach eigenen Angaben erstmals erfolgreich eine Wasserstoffbombe, deren Sprengkraft üblicherweise um ein Vielfaches stärker ist als bei einer Atombombe. Experten in Südkorea und anderen Ländern bestätigen den vierten Kernwaffentest, bezweifeln aber, dass eine Wasserstoffbombe detonierte.

September 2016: Pjöngjang testet zum fünften Mal einen Atomsprengkörper. Südkoreas Militär spricht von der bisher stärksten Explosion bei einem nordkoreanischen Atomversuch. Ende November verhängt der UNO-Sicherheitsrat seine bisher schärfsten Sanktionen gegen Nordkorea.

(APA/dpa)

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