Klarer Sieg für Fischer, Wahlbeteiligung auf Rekordtief

Klarer Sieg fuer Fischer
Klarer Sieg fuer Fischer(c) REUTERS (LEONHARD FOEGER)
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Bundespräsident Fischer wird mit knapp 79 Prozent wiedergewählt. Rosenkranz verfehlt mit 15,6 Prozent ihr Wahlziel, Gehring liegt abgeschlagen. Rund die Hälfte der Wahlberechtigten bleibt den Urnen fern.

Heinz Fischer bleibt für weitere sechs Jahre Hausherr in der Hofburg. Der Bundespräsident ist am Sonntag mit klarer Mehrheit für eine zweite Amtszeit gewählt worden. Laut vorläufigem Endergebnis erreicht er 78,9 Prozent. Fischer zeigte sich am Sonntagabend "überaus glücklich und dankbar".

Mit seinem Ergebnis verfehlt der Präsident knapp den Rekord von Rudolf Kirchschläger, der 1980 mit 79,87 Prozent wiedergewählt wurde und damit das beste Ergebnis bei einer Hofburg-Wahl erreichte.

Die Kandidatin der FPÖ, Barbara Rosenkranz, kommt auf 15,6 Prozent. Damit verfehlt sie ihr Wahlziel, das beste FPÖ-Ergebnis bei einer Bundespräsidentenwahl (Willfried Gredler 1980 mit 16,96 Prozent) zu erreichen. Noch deutlicher liegt sie unter der Latte, die ihr Parteichef Heinz-Christian Strache legte: Er träumte im Wahlkampf von 35 Prozent.

Rosenkranz bezeichnete ihr Ergebnis am Sonntag dennoch als "durchaus respektabel": "Ich bin nicht glücklich, aber durchaus zufrieden".

Rudolf Gehring von der Christlichen Partei Österreichs erhält 5,4 Prozent der Stimmen. Gehring zeigte sich damit "außerordentlich zufrieden". Die Verfehlung seines Wahlziels, in eine Stichwahl gegen Fischer zu kommen, schob er auf die Nichtwähler.

Das Ergebnis

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Die Wahlbeteiligung sinkt auf ein Rekordtief: Nur 49,2 Prozent der Wähler gingen am Sonntag zu den Urnen. Mit den Briefwahl-Stimmen dürfte die Beteiligung noch auf knapp über 50 Prozent kommen. 2004 lag die Wahlbeteiligung noch bei fast 72 Prozent.

Die Zahl der ungültigen Stimmen ist mit 7,26 Prozent hingegen nicht so hoch wie von einigen Experten vorhergesagt. Sie liegt sogar knapp unter dem Wert des Jahres 1980.

Noch nicht mitgezählt sind im vorläufigen Endergebnis die Briefwahl-Stimmen. Sie müssen spätestens am Freitag um 14 Uhr bei der zuständigen Bezirkswahlbehörde eingelangt sein.

Verbotsgesetz-Debatte schadete Rosenkranz

Dass sich die Österreicher für die Hofburg-Wahl nicht sonderlich erwärmen konnten, lag wohl nicht nur am schönen Wetter am Wahltag und dem vorhersehbaren Ergebnis, sondern auch am ausgesprochen lahmen Wahlkampf. Der sorgte nur ganz am Anfang für Emotionen, als Rosenkranz mit umstrittenen Aussagen zu Verbotsgesetz und Gaskammern die Schlagzeilen dominierte.

Genau damit dürfte die freiheitliche Kandidatin viele potentielle Wähler verschreckt haben. Und auch die "Kronen-Zeitung" fuhr ihre Werbung für Rosenkranz nach den umstrittenen Äußerungen zurück. Laut einer ISA/SORA Wahltagsbefragung haben am Sonntag dann auch nur 14 Prozent der Wähler, die sich ausschließlich über die "Krone" informieren, für Rosenkranz gestimmt.

Fischer leistete sich im Wahlkampf zwar keine Schnitzer, konnte aber mit seinen staatstragenden und unverbindlichen Auftritten offenbar auch nicht groß zum Wahlgang mobilisieren.

SPÖ spürt "ganz wichtigen Rückenwind"

Die SPÖ bemühte sich am Sonntag, den Spagat zwischen Respektierung der überparteilichen Kampagne Fischers und dessen langjähriger SPÖ-Mitgliedschaft zu schaffen. Bundesgeschäftsführer Günther Kräuter ortete "ganz wichtigen Rückenwind" für seine Partei, auch wenn sich die SPÖ den Wahlsieg Fischers keineswegs auf die Fahnen schreibe. Mancher in der SPÖ erhofft sich nach der Serie an roten Wahlverlusten nun wohl eine Trendwende.

Auch die FPÖ wollte die Hofburg-Wahl eigentlich als positiven Impuls für die Wien-Wahl nutzen. Schon nach der Verbotsgesetz-Aufregung kühlte Straches Enthusiasmus für seine Kandidatin aber merklich ab. Politologen erwarten, dass er nun versuchen wird, "aus dem rechtsextremen Eck raus in Richtung Mitte zu rücken". Am Sonntag machte Strache vorrangig die Medien für das schlechte Abschneiden verantwortlich.

"ÖVP schuld an geringer Wahlbeteiligung"

Die Grünen hatten im Wahlkampf eine Empfehlung für Fischer abgegeben. "Die Wahlempfehlung war eindeutig richtig", sagte Bundesgeschäftsführer Stefan Wallner am Sonntag. Der Ausgang der Wahl sei "ein gutes Ergebnis für Österreich und für Fischer". Die Schuld an der geringen Wahlbeteiligung sah er - ebenso wie die SPÖ - bei der ÖVP.

Die ÖVP weist das zurück: Für die Wahlbeteiligung seien die jeweiligen Kandidaten sowie die Mobilisierungsfähigkeit der wahlwerbenden Parteien ausschlaggebend, sagte VP-Generalsekretär Fritz Kaltenegger. Die Partei hatte im Wahlkampf keine Empfehlung abgegeben: Einige ÖVP-Politiker lobten Fischer ausdrücklich, andere deklarierten sich als Weißwähler.

Das amtliche Endergebnis der Wahl wird erst am 10. Mai vorliegen. Am 8. Juli wird Fischer dann für seine zweite und letzte sechsjährige Amtszeit angelobt.

(Ag./kron)

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