Letztes TV-Duell: Obama punktet gegen zahmen Romney

Barack Obama and Mitt Romney during the final presidential debate in Boca Raton, Florida
Barack Obama and Mitt Romney during the final presidential debate in Boca Raton, FloridaREUTERS
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Der US-Präsident gewinnt zwar das TV-Duell gegen Romney. Viel helfen dürfte ihm das aber nicht: Denn sein Herausforderer gibt sich staatsmännisch - und besteht damit den Commander-in-Chief-Test.

Es war das letzte TV-Duell vor der US-Präsidentenwahl und ein angriffslustiger Amtsinhaber Barack Obama hat es für sich entschieden - laut Blitzumfragen mit 53 zu 23 Prozent (CBS). Obama fuhr eine Doppelstrategie: Er versuchte in der Debatte über die US-Außenpolitik mitunter humorvoll die Glaubwürdigkeit seines republikanischen Herausforderers Mitt Romney anzugreifen und ihm eine rückwärtsgewandte Politik, ja ein veraltetes Weltbild nachzuweisen.

Stellenweise führte Obama, als US-Präsident auch Oberbefehlshaber der Streitkräfte, den Außenpolitik-Neuling Romney vor. Ein Höhepunkt der Debatte: "Wir haben diese Dinger, Flugzeugträger genannt, da können Flugzeuge drauf landen", erklärte er Romney. Der Republikaner hatte kritisiert, dass die US-Flotte auf den Stand von 1917 geschrumpft sei. Obama klärte weiter auf: Die US-Armee habe zudem auch weniger Pferde und Bajonette.

--> Pferde und Bajonette: Netz spottet über Romney

Und mit der Bezeichnung Russlands als "geopolitischer Gegner" führe Romney die USA auf einen Standpunkt des Kalten Krieges zurück, kritisierte der Präsident. "Sie wollen offenbar die Außenpolitik der 80er Jahre zurückholen."

"Mich anzugreifen ist noch kein Programm"

Romney ließ die Attacken gelassen über sich ergehen. Nur einmal erklärte er dem Präsidenten: "Mich anzugreifen ist noch kein Programm." Der zahme, staatsmännische Auftritt des im ersten TV-Duell noch so angriffslustigen Herausforderers mag aber durchaus Taktik gewesen sein:  Romneys Ziel war es weniger die Debatte zu gewinnen als den "Commander-in-Chief"-Test zu bestehen. Romney musste zeigen, dass er das Zeug zum Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte hat - und Amerika nicht in das nächste militärische Abenteuer führen würde, wie das der letzte republikanische US-Präsident, George W. Bush getan hat. Aggressive Töne wären da eher hinderlich gewesen.Und Romney hat den Test bestanden, wie etwa der politische Kommentator und Ex-Präsidentenberater David Gergen auf CNN urteilte.

Analysten des Nachrichtensenders wunderten sich nach der Debatte dennoch, wie oft Romney der Politik und den Ausführungen des US-Präsidenten im Verlauf der Debatte zugestimmt hatte. Die umstrittenen Drohnen-Angriffe? Sind "richtig", befand Romney. In Syrien würde auch er nicht Krieg führen. Allerdings warf er der Obama-Administration vor, zugesehen zu haben, als eine "Welle des Chaos" über die Region hereingebrochen sei. Der Republikaner forderte eine nachhaltige Strategie. Ländern wie Syrien oder Ägypten müsse geholfen werden, sich aus eigenen Stücken gegen Extremisten und Terroristen zu wehren.

Obama und Romney machten auch jeweils klar, dass sie eine weltweite Führungsrolle für die USA beanspruchen. "Amerika muss stark sein. Amerika muss führen", sagte Romney. Ganz ähnlich Obama, er unterstrich aber zugleich seine eigenen Erfolge. "Die Welt braucht ein starkes Amerika." Die USA seien jetzt stärker als vor vier Jahren. Zudem habe er nach der Bush-Ära die Beziehungen zu vielen Staaten und Verbündeten verbessert, sagte Obama. Dazu zähle auch Europa.

Romney beharrte bei der Debatte in Boca Raton (Florida) darauf, dass Obamas Politik gegenüber dem Iran kein Erfolg gewesen sei. "Der Iran ist jetzt näher an Atomwaffen als vor vier Jahren", warf er dem Präsidenten vor. Beide Politiker bekräftigten, dass sie keine atomare Bewaffnung des Iran dulden würden. "Solange ich Präsident der Vereinigten Staaten bin, wird Iran keine Atomwaffen erhalten", sagte Obama. Außerdem betonte der Präsident seine Unterstützung für den engen Verbündeten Israel, der sich durch das iranische Atomprogramm direkt bedroht sieht. "Ich werde an der Seite Israels stehen, wenn es angegriffen wird", sagte er.

Romney für Militäraktion gegen Iran

Romney kritisierte dagegen, dass sich die Beziehungen zwischen den USA und Israel unter Obama verschlechtert hätten. Die "Spannungen" seien "sehr bedauerlich", sagte er. Der Republikaner erklärte, das iranische Atomprogramm sei "inakzeptabel". Als Präsident werde er sich für eine Verschärfung der Sanktionen gegen Teheran einsetzen. Außerdem müsse die iranische Führung international weiter isoliert werden. "Und natürlich ist eine militärische Aktion das letzte Mittel", sagte Romney.

Zu einem harten Schlagaustausch kam es beim Thema China. Romney versprach eine harte Gangart etwa gegen Währungsmanipulationen Pekings sowie gegen unfairen Handel. Der Präsident betonte, er betrachte China als Partner, solange es sich an die Regeln halte.

Am Abzugstermin aus Afghanistan zum Ende des Jahres 2014 gab es aus Sicht beider Rede-Kontrahenten nichts zu rütteln. 

USA wählen am 6. November

Die US-Präsidentenwahl findet am 6. November statt. Die erste wirtschafts- und innenpolitische TV-Debatte am 3. Oktober hatte Romney für sich entschieden, in der zweiten am Dienstag vergangener Woche hatte Obama gepunktet. In die dritte Konfrontation ging der Amtsinhaber mit Vorschusslorbeeren. Viele US-Bürger trauten ihm noch vor der Debatte eine bessere Außenpolitik zu. Und der Kinderkanal Nickelodeon organisierte eine Abstimmung, bei der Obama bei Kindern mit 65 Prozent deutlich als Sieger hervorging. Moderatorin Linda Ellerbee verwies im Hinblick auf die Präsidentenwahl am 6. November darauf, dass die Abstimmungen der Kinder bei fünf von sechs vorangegangenen Wahlen mit dem Ergebnis der Erwachsenen übereingestimmt hätten. Die beiden Kontrahenten liefern sich laut anderen Umfragen bisher aber ein Kopf-an-Kopf-Rennen.

(Red./APA/dpa/Reuters/AFP)

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