iPhone 5 kommt mit 4-Zoll-Display und LTE-Datenturbo

Phil Schiller, senior vice president of worldwide marketing at Apple Inc, speaks about iPhone 5 pricing during Apple Inc.'s iPhone media event in San Francisco
Phil Schiller, senior vice president of worldwide marketing at Apple Inc, speaks about iPhone 5 pricing during Apple Inc.'s iPhone media event in San FranciscoREUTERS
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Mit 112 Gramm und 7,6 Millimetern ist Apples Smartphone derzeit eines der schlanksten Mobilgeräte. Am 28. September kommt es nach Österreich. Preise für den heimischen Markt stehen noch nicht fest.

Eigentlich ist es ja das sechste iPhone und nicht das fünfte. Dennoch dürfte sich Apple dazu entschlossen haben, sein neues Handy iPhone 5 zu nennen. Bei der Präsentation enthüllte Apple-Manager Phil Schiller das neue Gerät, das wie die in diversen Blogs aufgetauchten Fotos aussieht. Statt des Glasrückens griff Apple auf das Design des Ur-iPhones zurück und nutzt jetzt Aluminium. Das Display wurde vergrößert und bietet nun vier Zoll Diagonale bei einer Auflösung von 1136 x 640 Bildpunkten. Dadurch passt eine weitere Reihe an App-Icons auf den Startbildschirm. Apps, die noch nicht auf diese Auflösung optimiert wurden, erhalten schwarze Balken, ähnlich wie bei Kino-Filmen im Fernsehen.

Beim Gehäuse hat Apple nicht nur das Material verändert, sondern auch die Abmessungen. Das iPhone 5 ist natürlich aufgrund des größeren Bildschirms länger geworden. Beim Gewicht konnte der Hersteller aber sparen. Mit 112 Gramm ist es um 20 Prozent leichter als der Vorgänger iPhone 4S. Mit 7,6 Millimetern Dicke ist es das derzeit wohl schlankste Smartphone. Im Inneren arbeitet ein neuer Prozessor, den Apple A6 getauft hat. Trotz der gesteigerten Leistung soll die Akkulaufzeit besser sein als beim iPhone 4S.

Kamera verbessert

Die Kamera, bei Apple firmengerecht iSight genannt, wurde ebenfalls aktualisiert. Sie bietet 8 Megapixel, wurde um angeblich 25 Prozent verkleinert und soll durch Software-Verbesserungen bei schlechten Lichtverhältnissen bessere Fotos machen und eine Panoramafunktion wurde ebenfalls integriert. Ein Kristall soll die Linse vor Kratzern schützen. Insgesamt soll die Kamera um 40% schneller sein als die des ein Jahr alten iPhone 4S. Ob Kinder mit der Kamera des iPhone 5 aber wirklich "glücklicher aussehen", wie Phil Schiller behauptete, bleibt dahingestellt.

Wie im Vorfeld vermutet, wird der bisher genutzte 30-Pin-Connector, der noch vom iPod aus dem Jahr 2003 stammt, nicht mehr verwendet. Der neue Stecker ist aber nicht etwa ein Micro-USB-Anschluss, wie ihn nahezu alle anderen Smartphone-Hersteller verwenden, sondern wieder eine proprietäre Schöpfung, die Apple "Lightning" nennt. Für Besitzer von Zubehör, das den alten Stecker benötigt, wird es einen etwas klobigen Adapter geben. Ob das den Kunden gefällt, bleibt dahingestellt.

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Ab 28. September in Österreich

Apple hat auch bereits einen Termin genannt. Am 21. September startet das iPhone 5 in den USA, Deutschland und anderen ausgesuchten Märkten. Österreich soll am 28. September folgen. Die Preisstruktur soll vom iPhone 4S übernommen werden. Wie bisher gibt es Versionen mit 16, 32 und 64 Gigabyte Speicher. Das iPhone 4S wird weiterhin erhältlich sein, allerdings nur noch mit 16 Gigabyte. Das iPhone 4 wird als abgespeckte 8-Gigabyte-Variante als "Einstiegsmodell" verkauft werden. Bisher wurden nur US-Preise bei gleichzeitigem Erwerb eines Zwei-Jahres-Vertrags genannt.

iPhone 4S erfüllte hohe Erwartungen nicht

2007 hat Apple mit dem iPhone einen neuen Standard für mobile Kommunikation gesetzt, Smartphones massentauglich gemacht und die Technik-Ikone der Nuller-Jahre geschaffen. Lange war dem Kultgerät damit der Thron der gesamten Branche sicher. Erst die Präsentation des iPhone 4S vor rund einem Jahr zeigte, dass auch Apple das Rad nicht immer neu erfinden kann. Zwar wurden die Innereien verbessert und der werbetechnisch gehypte, aber im Alltag weniger brauchbare Sprachassistent Siri integriert. Dem kommerziellen Erfolg tat das zwar keinen Abbruch, Fans und Analysten hatten aber auf ein grundlegend neues Design gehofft und nicht nur ein Gleichziehen, sondern Überholen der Konkurrenz.

Andere Hersteller boten damals bereits die flotte Datenfunktechnik LTE und Touchscreens jenseits der 3,5 Zoll des iPhone. Apple blieb seiner Gewohnheit treu, Dinge erst dann umzusetzen, wenn man die "richtige" Lösung dafür gefunden hat - man erinnere sich an die fehlende Funktion für Kopieren und Einfügen in den ersten Versionen des Betriebssystems iOS (damals iPhone OS).

Chronologie

iPhone - Das erste Modell erscheint 2007 in einem Aluminiumgehäuse. Datenübertragung klappt nur über WLAN und 2G-Funk (GPRS und EDGE).

iPhone 3G - Dieses Modell kam im Juli 2008 wahlweise mit einem schwarzen oder weißen Kunststoffgehäuse und nutzt UMTS (3G). Mit iOS kommt auch der App Store, der zum Erfolgsmodell wird.

iPhone 3GS - Ein flotterer Prozessor, eine bessere Kamera mit Videofunktion und HSDPA-Datenfunk wurden im Juni 2009 präsentiert. Mit iOS 3 lernte das iPhone endlich Copy & Paste.

iPhone 4 - Der wohl radikalste Schritt seit dem ersten Modell. Kantiger, mit Glas-Rückseite und Metallrahmen präsentierte sich das Modell im Juni 2010. Das "Retina Display" mit seiner damals hohen Auflösung sorgt für positives Echo.

iPhone 4S - Ähnlich wie beim iPhone 3GS wurden hauptsächlich Innereien und Software verfeinert. Nach längerer Wartezeit hatten viele auf mehr gehofft. Der Sprachassistent Siri wird als Alleinstellungsmerkmal gefeiert.

LTE in Österreich vielleicht irgendwann 2013

Bei LTE stellte sich vor der Präsentation die Frage, welche Frequenz genutzt wird. Das im Jänner vorgestellte iPad nutzt dafür 2100 MHz, die in Österreich und auch anderen Ländern wie Deutschland, Großbritannien und Australien nicht für LTE vorgesehen sind. Australien hatte Apple sogar verboten, das iPad mit der Bezeichnung "4G" anzupreisen. Österreich kommt noch immer nicht in den Genuss von Apple-Geräten mit LTE. Auf einer Europakarte präsentierte Schiller lediglich die Deutsche Telekom und den britischen Anbieter EE, die mit dem iPhone 5 kompatibel sein werden.

Das liegt an den genutzten Frequenzen. Apple baut ein Modul ein, dass 850, 1800 und 2100 MHz für LTE einsetzt, wie auf der Website des Herstellers ersichtlich ist. In Österreich sind dafür aber nur 2600 MHz erlaubt. Das könnte sich ändern, wenn 2013 die Funkfrequenzen neu versteigert werden und die 1800 MHz auch für LTE nutzbar gemacht werden. Bevor aber die anstehende Fusion von 3 und Orange nicht von den Wettbewerbshütern abgesegnet oder verboten wurde, wird das nicht geschehen. Das ehemalige Mobilfunk-Vorzeigeland fällt damit hinter andere Nationen zurück.

50 Milliarden Dollar Umsatz dank iPhone

Für Apple hängt inzwischen sehr viel am Erfolg des iPhones. Seit dessen erstem Modell vor fünf Jahren hat der Konzern nur mit seinem Handy mehr als 50 Milliarden Dollar eingenommen. Fast die Hälfte davon, mehr als 24 Milliarden Dollar, wurden allein vom dritten Quartal 2011 bis zum zweiten Quartal 2012 in Apples Kassen gespült. Das liegt auch am hohen Preis des Geräts. Durchschnittlich erhält Apple pro verkauftem Gerät 618 Dollar. Die Zahlen kamen durch den Patentprozess gegen Samsung in dieser Deutlichkeit erst ans Licht.

Fehde mit Samsung

Der Kult-Hersteller wird am Smartphone-Markt aber nicht ewig vom Pionier-Bonus leben können. Daran ändert auch nichts, dass Apple im aufsehenerregenden Patentverfahren gegen Samsung mehr als eine Milliarde Dollar Schadenersatz zugesprochen wurde. Dass der Konzern den Erfolg von Googles Betriebssystem Android ernst nimmt, zeigt der verbissene Krieg gegen den koreanischen Hersteller.

Samsung hat Apple 2011 bei Smartphone-Verkäufen überholt, ist seither in diesem wichtigen Segment Marktführer. Damit haben die Koreaner den Zorn der iPhone-Macher auf sich gezogen. In fast allen großen Märkten bezichtigt Apple den Konkurrenten vor Gericht, dreiste Kopien von iPhone und iPad anzubieten. Geschworene vor einem US-Gericht sind Apples Argumentation gefolgt. Im Dezember entscheidet eine Richterin über Verkaufsverbote. Für Samsung ist der Rechtsstreit gutes Marketing - böse Zungen meinen, das US-Gericht hätte bestätigt, dass Samsung-Smartphones das gleiche bieten wie das iPhone, aber zu einem niedrigeren Preis.

Google vor Apple

Derzeit ist der Smartphone-Markt fest in der Hand von Googles Android und Apples iOS. Gemeinsam halten sie laut Zahlen des Marktforschungsunternehmens IDC mehr als 80 Prozent des weltweiten Marktes - 68 Prozent entfallen dabei auf Android. Neben Google und Apple strebt aber auch ein weiterer Player den Smartphone-Thron an: Microsoft versucht mit aller Kraft Windows Phone 8 als dritte Kraft zu etablieren. Die enge Verknüpfung mit dem kommenden Windows 8 ist da sicherlich ein Vorteil. Marktforscher von Gartner bescheinigen Microsoft gar, von derzeit weniger als vier Prozent bis 2013 auf mehr als zehn Prozent Marktanteil zu kommen - in etwa der Wert, den Blackberry-Hersteller RIM 2011 noch für sich verbuchen konnte.

Nokia hofft auf Windows Phone 8

Microsofts engster Partner Nokia hat erst vor einer Woche sein neues Flaggschiff Lumia 920 in Stellung gebracht. Es lockt mit drahtloser Stromaufladung, einer sehr guten Kamera und einem auch bei Tageslicht noch gut lesbarem Display. Die neue Nokia-Hoffnung wird aber bestimmt nicht das einzige interessante Smartphone mit Windows Phone 8 bleiben. Apples aktueller Erzfeind Samsung hat auf der Elektronikmesse IFA Ende August in Berlin auch ein Oberklasse-Handy mit dem Microsoft-Betriebssystem angekündigt.

Apple streift Geld ein

Alle Hersteller müssen derzeit aber noch auf die Entwickler in Redmond warten. Im Gegensatz zu Windows 8 ist Windows Phone 8 noch nicht fertig. Aus diesem Grund konnte Nokia auch noch keine Erscheinungstermine und Preise für seine Geräte nennen. Das bleibt wohl wieder einmal Apple überlassen. Der Hersteller stellt üblicherweise Produkte kurz vor der Markteinführung vor, um den Vorbestellungsreigen anzuheizen. Während Apples Kassen also schon sehr bald zu klingeln beginnen, müssen die Windows-Phone-Underdogs noch warten. Und damit rechnen, dass viele potenzielle neue Smartphone-Käufer sich bereits für ein iPhone 5 entschieden haben, wenn sie endlich mit ihren Terminen und Preisen herausrücken.

(db/sg)

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