Gazprom kauft sich in OMV-Gasspeicher ein

(c) AP (Sergei Grits)
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Erst vor wenigen Tagen versetzte Gazprom dem OMV-Projekt "Nabucco" einen herben Rückschlag. Für den Gasspeicher in Baumgarten verkünden jetzt beide Unternehmen große Pläne.

Der russische Gasmonopolist Gazprom beteiligt sich mit 50 Prozent an einer Handelsplattform für Erdgas im niederösterreichischen Baumgarten. Die Handelsplattform gehörte bisher hundertptozentig der  OMV.

Bei der Vertragsunterzeichnung haben Gazprom-Vizepräsident Alexander Medwedew und OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer auch vereinbart, gemeinsam unterirische Speicher, sogenannte Gas-Hubs, bauen zu wollen.

Die Pläne sehen den Ausbau Baumgartens zur größten Handelsplattform für Erdgas in Zentraleuropa vor. In Europa gebe es mittlerweile etliche Gas-Hubs, "wir glauben, dass nach einer Konsolidierung nur ein paar überleben werden. Einer davon wird Baumgarten sein", sagte OMV-Gas-Chef Werner Auli.

Rund ein Drittel aller Gasexporte Russlands nach Westeuropa fließen über die Kompressorstation in Baumgarten. 2010 sollen bis zu drei Milliarden Kubikmeter im Monat gehandelt werden, etwa das Doppelte der aktuellen Menge. Zum Vergleich: Der Verbrauch in Österreich beträgt derzeit neun Millionen Kubikmeter Gas pro Jahr.

Keine Gespräche über OMV-Übernahme

Die Beteiligung der Russen an der Handelsplattform war beim Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Wien im vergangenen Mai grundsätzlich beschlossen worden.

In der Vergangenheit hat es auch immer wieder Spekulationen über einen Einstieg von Gazprom bei der OMV gegeben. Dazu äußerte sich Medwedew ausweichend: "Aktuell sprechen wir weder mit dem Management, noch mit den Eigentümern."

Die Vereinbarung zwischen der OMV und Gazprom kommt wenige Tage, nachdem der russische Erdgasmonopolist sein Projekt "South Stream" entscheidend voranbringen konnte.

Dabei unterzeichnete Gazprom mit Bulgarien und Serbien Verträge über den Bau einer neuen Gas-Pipeline, die Erdgas im großen Stil nach Europa bringen soll. "South Stream" steht in direkter Konkurrenz zum europäischen Gemeinschaftsprojekt "Nabucco", bei dem der OMV die Federführung hat.

Kritik an "South Stream" zurückgewiesen

Medwedew ließ diese Kritik naturgemäß nicht gelten und wiederholte das bisherige Mantra von Gazprom: "South Stream" stehe nicht in Konkurrenz zur "Nabucco"-Pipeline. Die Bezugsquellen seien andere und der Gasbedarf in Europa wachse so stark, dass mehrere Pipelines gebraucht werden könnten.

Medwedew wies internationale Zeitungsberichte zurück, nach denen wichtige Lieferländer in Zentralasien mittlerweile Exklusivverträge über die Einspeisung ihres Gases in das russische System geschlossen hätten. Nach dieser Darstellung haben Turkmenistan und Kasachstan Putin Ende 2007 zugesagt, ihr Gas künftig nicht an Russland vorbei, sondern über Russland in den Westen fließen zu lassen.

Die Suche nach gemeinsamen unteririschen Gasspeichern wird in Österreich, aber auch in seinen Nachbarländern stattfinden. Wenigstens einer dieser Speicher wird aber in der Alpenrepublik gebaut werden. Gazprom kontrolliert bereits jetzt zusammen mit der deutschen Wingas (BASF/Gazprom) den kürzlich ausgebauten Speicher Haidach in Salzburg.

(Ag./Red.)

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