Heimische Autoindustrie im Leerlauf

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magna(c) APA (MAGNA STEYR)
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Kurzarbeit bei Magna, Werksferien bei BMW-Steyr: Ruhende Bänder in Deutschland treffen auch die bisher so erfolgsverwöhnte heimische Zulieferindustrie. BMW, der als der größte Einzelkunde gilt, hat seine Produktion erneut für fünf Tage angehalten.

Eine Welle von Kurzarbeit, Werksferien und anderen produktionsdämpfenden Maßnahmen beherrscht ab dieser Woche die heimische Autozulieferindustrie. Allein in der Steiermark sind seit Montag 4.000 Mitarbeiter der bisher erfolgsverwöhnten Branche in Kurzarbeit. Anderswo behilft man sich vorerst noch mit kurzfristigen Werksferien und "flexiblen Arbeitszeitmodellen".

Die österreichische Zulieferindustrie folgt damit ihren meist deutschen Kunden, die in Deutschland und der Slowakei immer wieder die Bänder anhalten. So stehen seit diesen Montag die BMW-Werke in München, Regensburg und Dingolfing für fünf Tage still. Neben Daimler gilt BMW als der größte Einzelkunde der österreichischen Zulieferindustrie.

Durch die Pausen in den Werken will BMW die Produktion in diesem Jahr um 25.000 Fahrzeuge zurückfahren und damit auf die sinkende Nachfrage reagieren.

1.600 bei BMW-Steyr betroffen

Parallel zu den bayerischen Werken hält BMW auch seine Motorenfertigung im oberösterreichischen Werk in Steyr an - zwei Tage bei den Benzinmotoren (Donnerstag, Freitag) und die ganze Woche bei den Dieselaggregaten, mit denen rund zwei Drittel des Outputs gemacht wird. Rund 1.600 der gut 2.600 Mitarbeiter sind nach früheren Angaben betroffen.

Während des Stillstands werden allfällige Überstunden abgebaut, ein vor Jahren eingeführtes "Arbeitskonto" erlaubt flexibles Arbeiten "jetzt einmal in die andere Richtung", wie ein Sprecher des BMW-Motorenwerkssagt. Andere oberösterreichische Zulieferbetriebe haben bis Ende vergangener Woche zusammen 500 Beschäftigte zur Kurzarbeit angemeldet.

4.000 in Steiermark in Kurzarbeit

Am Montag sind ferner in der Magna-Autofabrik in Graz-Thondorf 2.616 Personen in Kurzarbeit gegangen - vorerst bis Ende Jänner 2009, wie ein Magna-Sprecher am Montag auf Anfrage bestätigte. Dazu kommen noch 380 Personen im Magna-Karosseriewerk in Albersdorf. Hier ist bis in die dritte Februarwoche 2009 Kurzarbeit vereinbart. Albersdorf liefert nach Graz-Thondorf, ein guter Teil geht auch zu VW in Bratislava. Mit den Einschnitten bei Magna sind allein im steirischen Autocluster 4.000 Menschen in Kurzarbeit. Weitere 1.000 Beschäftigte arbeiten in der Steiermark in anderen Branchen kurz.

Das GM-Powertrain-Werk in Aspern hatte bereits im Oktober einige Tage lang die Produktion einstellen müssen. Für November gibt es weitere produktionsfreie Tage - nur einen bei den Motoren und bis zu sechs Tage bei den Getrieben, sagte eine Sprecherin der APA. Besonders flau ist die Nachfrage bei den Fünfganggetrieben.

"Minusstunden" statt Überstunden

Die frühere Opel-Fabrik hat mit der Belegschaftsvertretung ein "Bandbreitenmodell" vereinbart, das es erlaubt, in der produktionsfreien Zeit "Minusstunden" zu schreiben. Natürlich werden auch noch bestehende Überstunden abgebaut.

Die Leiharbeiter werden als erste von den Maßnahmen getroffen. Sie wurden in Zeiten der Hochkonjunktur eingestellt worden, um die Arbeitsspitzen abzufedern. Doch sie sind nicht wie wie die angestammten Arbeiter von umfassenden Arbeitsrechten geschützt und werden jetzt zu Tausenden abgebaut. Oder die Großbetriebe verlängern den Leihfirmen die Verträge nicht.

Beim Stammpersonal sind größere Kündigungswellen bisher noch nicht bekannt geworden. Die einzige Ausnahme hier ist Magna.

(Ag./Red.)

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