DAS BEWEGTE 2013

2013 wird als jenes Jahr in Erinnerung bleiben, in dem das erste Mal seit fast 600 Jahren ein Papst der römisch-katholischen Kirche zurücktrat, Österreich nur elf Jahre nach 2002 bereits vom zweiten „Jahrhunderthochwasser“ heimgesucht wurde, die rot-weiß-rote Außenpolitik endgültig abdankte und eine Fußgängerzone die Wiener Gemüter bis in den Winter hinein erhitzte. Ein Schnelldurchlauf durch 12 bewegte Monate.



von Peter Huber

14. Jänner

Das Jahr 2013 beginnt innenpolitisch mit einem Paukenschlag. Am 14. Jänner wird der ehemalige ÖVP-Innenminister Ernst Strasser (56) wegen Bestechlichkeit zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Das Gericht begründet: „Es hat in der Zweiten Republik wenige Menschen gegeben, die dem Ansehen der Republik so viel Schaden zugefügt haben (...). Darum war es notwendig, eine Strafe zu verhängen, die eine abschreckende Wirkung auf mögliche Nachahmungstäter hat. Und davon gibt es wohl einige.“ Das Urteil wird am 26. November allerdings an die erste Instanz zurückverwiesen.
Ein Freispruch scheint aber unwahrscheinlich.

» Artikel: Strasser: „Dem Ansehen der Republik geschadet“

» Artikel: Causa Strasser: Erneute Verurteilung „sehr naheliegend“


20. Jänner


Es ist eine klare Abfuhr für SPÖ-Verteidigungsminister Norbert Darabos. 60 Prozent der Österreicher entscheiden sich bei einer Volksbefragung für die von der ÖVP beworbene Beibehaltung der Wehrpflicht (samt Zivildienst). Das rote Berufsheer-Modell ist damit Geschichte. Darabos bleibt aber vorerst im Amt, ehe ihn Gerald Klug am 11. März ablöst und kurz darauf eine der folgenreichsten außenpolitischen Entscheidungen der Nachkriegszeit treffen wird. Aber dazu mehr im Juli.

20. Jänner

US-Präsident Barack Obama wird für die zweite Amtszeit angelobt.

Es wird ein turbulentes Jahr für ihn!

15. Februar


In Tscheljabinsk zieht am 15. Februar ein Meteorit wie ein Feuerball über den Himmel, dann folgen Feuerwerkslärm und eine Druckwelle. Am Ende kommt noch Gestank nach Feuer und Schwefel. Mit 19,8 Metern Durchmesser ist der Meteorit der größte „Superbolide“ seit 1908. Damals schlug in Sibirien ein Himmelskörper ein, der so gewaltig war, dass er noch in London die Nacht illuminierte. „Als der Himmel ins Glühen kam“.

» Artikel: Tscheljabinsk: Als der Himmel ins Glühen kam

17. Februar

Der 23-jährige Salzburger Marcel Hirscher hat Nerven wie Stahlseile und macht sich bei der Heim-WM in Schladming zum „ÖSV-Heilsbringer“, wie „Presse“-Sportchef Wolfgang Wiederstein schreibt. Er gewinnt den abschließenden WM-Slalom, nachdem er zuvor Silber im Riesenslalom und Gold mit der Mannschaft geholt hat. Mit drei Goldmedaillen (Super-G, Riesentorlauf, Super-Kombi) ist nur US-Läufer Ted Ligety erfolgreicher.

» Artikel: Ski-WM: Slalom-Weltmeister - Bronze für Matt

25. Februar

Zwei Österreicher prägen die 85. Oscarverleihung in Los Angeles wesentlich mit: Regisseur Michael Haneke und Schauspieler Christoph Waltz (im Bild). Haneke gewinnt mit „Amour“ seinen ersten Oscar in der Kategorie Bester nicht-englischsprachiger Film, Waltz seinen bereits zweiten für seine Rolle als Dr. King Schultz im Quentin-Tarantino-Film „Django Unchained“. Den ersten Goldjungen holte er sich 2010 mit Tarantinos Vorgänger „Inglourious Basterds“.

3. März

Am 3. März kommt es zum Exodus aus der Votivkirche. 76 Tage hatte eine Gruppe von rund 60 Asylwerbern in der Kirche ausgeharrt und für eine menschenwürdige Asylpolitik protestiert. Sie übersiedeln ins Servitenkloster in Wien-Alsergrund. Im Juli werden mehrere Votivkirchen-Aktivisten verhaftet, weil sie laut BKA unter dem Verdacht stehen, einer „großen, kriminellen Organisation“ anzugehören. Im Lauf des Jahres werden zahlreiche der Votivkirchen-Besetzer abgeschoben.

» Artikel: 76 Tage in der Votivkirche

3. März

Kärnten und Niederösterreich eröffnen den Reigen der Landtagswahlen. Während das Ergebnis in Kärnten ein politisches Erdbeben bringt (siehe Grafik), bleibt Niederösterreich weiter fest in ÖVP-Hand. Ebenso Tirol, das Ende April wählt. Zu einem Machtwechsel kommt es hingegen Anfang Mai in Salzburg, wo SPÖ-Landeshauptfrau Gabi Burgstaller nach dem Spekulationsskandal ihren Posten räumen muss. Ihr folgt Wilfried Haslauer von der ÖVP nach.


10. März

2013 brachte viele neue „Tatort“-Ermittler auf den TV-Schirm. Til Schweiger, der wohl prominenteste Neuzugang, wurde als neuer Kommissar von der Kritik nahezu leidenschaftlich verrissen. Anders urteilte übrigens „Presse“-TV-Kritikerin Isabella Wallnöfer, die Til Schweiger als nuschelndem Actionhelden durchaus positive Seiten abgewinnen konnte. Den Zusehern war es egal. „Willkommen in Hamburg“ lockte 12,57 Millionen Menschen vor die TV-Geräte - so viel wie zuletzt im September 1993.

» Artikel: Tatort: Til Schweigers nuschelnder Actionheld


13. März

„Liebe Brüder und Schwestern! Guten Abend!“. Mit diesen Worten wendet sich Franziskus, der neue und 266. Papst der römisch-katholischen Kirche, an die Gläubigen. Am 11. Februar hatte sein Vorgänger Papst Benedikt XVI. überraschend verkündet, am 28. Februar zurückzutreten. Er fühle sich angesichts seines fortgeschrittenen Alters nicht mehr länger in der Lage, die Aufgaben seines Amtes angemessen zu erfüllen, begründete Benedikt. Dem neuen Papst kommen viele Sympathien zu. In seiner „Regierungserklärung “ Ende November erteilt Franziskus dem Klerikalismus eine Absage.
Er lädt Frauen ein, eine größere Rolle zu spielen, die Weihe zu Priesterinnen schließt er aber weiter aus.

8. April

Auf Wintereinbruch folgt Wintereinbruch folgt Wintereinbruch. So fühlt es sich zumindest an. Erst Anfang April verschwindet auch in Wien der Schnee von den Straßen und beendet einen schier endlosen Winter. Und wer es nicht glaubt: Einen meteorologisch ungemütlicheren Frühlingsbeginn gab es in Wien zuletzt im Jahr 1944.

» Artikel: Ungemütlichster Frühlingsbeginn seit 69 Jahren

15. April

Um 14.50 Uhr explodieren nahe des Zielbereichs des traditionellen Boston-Marathons zwei in Rucksäcken versteckte Bomben. Drei Menschen sterben. 264 werden verletzt, mindestens 14 von ihnen müssen Gliedmaßen amputiert werden. Drei Tage später werden die Attentäter, zwei Brüder, identifiziert. Tamerlan Tsarnaev wird im Zuge einer aufsehenerregenden Menschenjagd, bei der auch ein Polizist stirbt, getötet. Sein jüngerer Bruder Dzhokhar entkommt vorerst. Er wird einen Tag später schwer verletzt festgenommen. Das Motiv: Die Brüder wollten offenbar die US-Angriffe auf Irak und Afghanistan rächen.

» Artikel: Es herrscht hier absolute Panik

14. Mai


Hollywood-Star Angelina Jolie (37) lässt bekanntgeben, dass sie sich vorsorglich beide Brüste amputieren und rekonstruieren hat lassen. Zuvor hatten Ärzte festgestellt, dass ihr Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, bei 87 Prozent liegt. Drei Wochen später zeigt sie sich bei der Premiere des Films „World War Z“ an der Seite ihres Partners Brad Pitt (49) erstmals wieder der Öffentlichkeit. Dabei zeigt sie sich von den positiven Reaktionen auf ihr Bekenntnis tief ergriffen.

» Artikel: Brustkrebs - Radikaler Schnitt für angstfreies Leben

25. Mai

Am 25. Mai kommt der 20-jährige österreichische Ausnahmekicker David Alaba mit Bayern München auf Europas Fußballthron an. Im Champions-League-Finale gegen Borussia Dortmund reicht ihm eine abgeklärte Leistung, um sich mit seiner Mannschaft im Londoner Wembley-Stadion die europäische Krone aufzusetzen. Auch im ÖFB-Dress läuft Alaba zu Topform auf. Er erhält den WM-Traum zumindest bis am 11. Oktober am Leben, ehe der Schwede Ibrahimovic diesen zunichte macht.

3. Juni

Hochwasser-Alarm in großen Teilen Österreichs. Auf das „Jahrhunderthochwasser 2002“ folgt nur elf Jahre später bereits das nächste „Jahrhunderthochwasser “. Es ist der erste große Auftritt der mobilen und teuren Hochwasserschutzsysteme, die in vielen Orten die Bewohner (im Bild: Spitz an der Donau) beschützen. Andere Orte an der Donau, wie Melk und Emmersdorf, die noch über keinen eigenen Hochwasserschutz verfügen, gehen jedoch unter.

» Artikel: Mobiler Schutz - Wie dünne Aluplanken mächtige Flüsse zähmen

9. Juni


Edward Snowden, der ehemalige Mitarbeiter des US-Geheimdienstes NSA, ist zweifellos die Person des Jahres. Niemand anderer hat das Jahr 2013 so geprägt wie er. Anfang Juni übermittelt er dem Guardian-Journalisten Glenn Greenwald als streng geheim eingestufte Informationen, am 9. Juni gibt er seine Identität bekannt. Er tritt eine Lawine los: Seine Enthüllungen gewähren einen einzigartigen Einblick in die weltweite Überwachung durch US-Geheimdienste. Snowden wird zum Staatsfeind Nummer eins. Das FBI erwirkt einen Haftbefehl. Er wird wegen Spionage gesucht. Wochenlang sitzt er in Folge am Moskauer Flughafen fest, ehe ihm Russland Anfang August Asyl gewährt und er seitdem inkognito an einem unbekannten Ort in Russland lebt.

9. Juni

Das ehemalige Flaggschiff des deutschsprachigen Fernsehens droht endgültig zu sinken. Die aus Mallorca übertragene Show ist besonders reich an Peinlichkeiten. Als erste Konsequenz werden die Sommer-„Wetten, dass...?“-Ausgaben gestrichen. Am 11. November folgt dann der absolute Quotentiefpunkt: Es sehen überhaupt nur mehr 6,55 Millionen Deutsche und 532.000 Österreicher zu. Und „Presse“-TV-Kritiker Maciej Palucki schreibt: „Das Musikantenstadl hat nun Konkurrenz “

» Wetten Dass...? Musikantenstadl hat nun Konkurrenz

2. Juli

Aus österreichischer Sicht erreicht die Snowden-Affäre im Juli ihren Höhepunkt. Boliviens Präsident Evo Morales muss gegen 23 Uhr in Wien wegen angeblicher Probleme mit der Treibstoffanzeige notlanden. Kurz danach geht im Wiener Außenamt ein dringlicher Anruf ein. US-Botschafter William Eacho behauptet bestimmt, dass sich Edward Snowden an Bord befinde. Er verweist auf eine diplomatische Note, in der die USA die Auslieferung Snowdens verlangen. Tatsächlich kommt es zu Luftraumsperren, weshalb Morales vorerst nicht weiterreisen kann. Bundespräsident Heinz Fischer eilt zum Flughafen. Nach zwölf Stunden ist der Spuk vorbei. Nach einer „freiwilligen Nachschau“ - Boliviens UN-Botschafter spricht von einem „Akt der Aggression“ - darf Morales Wien wieder verlassen.

» Artikel: USA verlangten von Wien Snowdens Auslieferung

6. Juli

Der Juli ist ein Monat der Katastrophen. Am 6. Juli legt eine Boeing 777 in San Francisco eine Bruchlandung hin, durch viel Glück sterben nur zwei Menschen. Fast zeitgleich sterben in Kanada 47 Menschen, als ein führerloser Ölzug die Kleinstadt Lac-Mégantic verwüstet. Die Betreiberfirma des Zugs muss in Folge Insolvenz anmelden. Und im spanischen Santiago de Compostela sterben am 25. Juli 79 Menschen, als ein Hochgeschwindigkeitszug mit 190 statt der erlaubten 80 Kilometer pro Stunde in eine Kurve fährt.

» Diashow: San-Francisco, Bruchlandung einer Boeing 777

» Artikel: Kanada, Zug explodiert - US-Firma kann nicht zahlen

22. Juli

„It's a Boy“. Das „Royal Baby“ ist da - es wiegt etwas mehr als 3,8 Kilogramm und ist um 16.24 Uhr auf die Welt gekommen. Die meistgelesene britische Zeitung „The Sun“ ändert das Logo kurzerhand auf „The Son“ um. Und zwei Tage später hat das Kind von Prinz William und Prinzessin Kate einen Namen: George Alexander Louis. Der erste Fototermin lässt nicht lange auf sich warten - Jungvater William wirkt dabei noch ein wenig unbeholfen. „Er ist ein großer Bub, er ist ziemlich schwer“, sagt er.

» Diashow: Ein großer Bub: Der erste Fototermin des kleinen Prinzen

» Artikel: It's a boy: Wie die Presse jubelt

31. Juli

Am 31. Juli heißt es „Fahne eingeholt, Soldaten heimgeholt“. Österreichs längster und wohl auch prestigeträchtigster Auslandseinsatz ist offiziell zu Ende. Die letzten 44 verbliebenen rot-weiß-roten Soldaten werden vom Golan heimgeholt. Um 2.30 Uhr in der Früh werden sie von SP-Verteidigungsminister Gerald Klug am Flughafen Wien-Schwechat empfangen. In 39 Jahren dienten 29.000 Soldaten des Bundesheeres am Golan. Wolfgang Petritsch, der österreichische Botschafter bei der OECD, spricht von einer „völligen Aufgabe von Österreichs Außenpolitik“. Und „Presse“-Chefredakteur Rainer Nowak schreibt angesichts des Abzugs in einem Leitartikel davon, dass die Bundesregierung auf dem Golan die „Regeln des Anstands“ verletzt.

» Artikel: Faymann und Co verletzen Regeln des Anstands

8. August

Summer of Doom

Im Sommer, in den USA traditionell neben Weihnachten die stärkste Kinozeit, gehen heuer einige Blockbuster spektakulär baden. „The Lone Ranger“ (Österreich-Kinostart am 8. August) mit Johnny Depp wird prominentestes Opfer dieses „Summer of Doom“: Die Kosten für Produktion und Marketing sollen sich auf 375 Millionen Dollar belaufen. Das weltweite Einspielergebnis betrug 259 Millionen Dollar. Weitere Flops: Der wegen seiner Scientology-Botschaft gerügte Endzeit-Film „After Earth“ mit Will Smith, Roland Emmerichs „White House Down“ und der Science-Fiction-Action-Movie „R.I.P.D.“.

12. August

Am 12. August steht es nach langem Hin und Her fest: Der Umbau der Drogeriekette Schlecker zu dayli ist gescheitert. Es handelt sich um die größte Handelspleite seit 20 Jahren. Insgesamt 3468 Beschäftigte verlieren ihren Job, alle 522 Filialen werden geschlossen. Nur der ehemalige dayli-Eigentümer Rudolf Haberleitner will es bis heute nicht wahrhaben. Er träumt von einem „professionellen Restart“, wie er in einem mit 21. November datierten Brief an die Vermieter der vormaligen dayli-Filialen schreibt. Dayli ist aber nicht die größte Pleite des Jahres: Der Niedergang der Alpine Bau GmbH kostet 4883 Jobs. Ein weiteres prominentes Opfer ist die Fotokette Niedermeyer, deren Insolvenz weitere 787 Beschäftigte arbeitslos macht.

16. August

Es klingt wie eine klassische Sommerloch-Geschichte. Doch kein anderes Thema erregt das Wiener Gemüt derart wie die Verkehrsberuhigung der Mariahilfer Straße. Die Einkaufsmeile wird am 16. August zur Fußgängerzone - und zum Politikum. Vor allem die Route der Autobuslinie 13 A sorgt für Aufregung und zivilen Ungehorsam. Anrainer protestieren, Fahrgäste sind genervt. Es ist aber auch die erste echte Zerreißprobe der rot-grünen Koalition in Wien. Erstmals fliegen in der Koalition die Fetzen. Die Grünen orten beim Koalitionspartner SPÖ Chaos. Die SPÖ wirft den Grünen De-fact-Gesprächsverweigerung vor. Und eines steht jetzt schon fest: Die Mariahilfer Straße wird auch 2014 die Wogen hoch gehen lassen, sollen doch Umbau und Neugestaltung rund 25 Millionen Euro kosten.

26. August

Me, My Selfie and Miley

Das englische Wörterbuch Oxford Dictionaries hat „Selfie“ zum Wort des Jahres gekürt. Bei einem solchen handelt es sich um eine zeitgenössische Art des Selbstporträts, die primär auf Instagram präsentiert werden. Als Selfie-„Vorbild“ fungiert in diesem Jahr Miley Cyrus. Die US-Sängerin („Wrecking Ball “) hat 2013 außerdem den „Twerk“ bekannt gemacht. Der Name für den anstößigen Tanzstil stand ebenso auf der Nominierten-Liste. Ein Spiegelbild der Gesellschaft eben.

Mileys Wandlung vom Kinder- und Teeniestar zur personifizierten Provokation ist 2013 übrigens eines der spannendsten Phänomene der Glitzerwelt. Neu ist das allerdings nicht: Es ist das typische Disney-Star-Schicksal. Zuerst schneidet sich die 20-Jährige die Haare radikal ab, zeigt dann immer tiefere Einblicke, reibt sich bei dem MTV Video Awards an Robin Thicke und sorgt mit einem Joint erneut für Aufsehen. Das eigentlich Faszinierende daran: Dass das noch jemanden aufregt.

27. August

Am Abend des 27. August feiert die Wiener Austria ein Fußball-Märchen, indem sie erstmals in die Gruppenphase der Champions League aufsteigt. Erstmals seit 2005/2006 ist damit wieder ein österreichischer Verein in der Millionenliga vertreten. Und die Austria verpasst zwar den Aufstieg, entpuppt sich aber nicht als Kanonenfutter, wie viele befürchtet haben.

» Artikel: Champions-League - Austria feiert ein Märchen

14. September

Nach der Strasser-Verurteilung zu Jahresbeginn ist das ein weiterer Paukenschlag. Der Lobbyist Peter Hochegger wird im Telekom-Prozess zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Insgesamt sollen 960.000 Euro der Telekom Austria dem BZÖ zur Finanzierung des Nationalratswahlkampfs im Herbst 2006 zugeflossen sein. Die zentrale Rolle spielte nach Ansicht des Gerichts Hochegger. Er wird als Beitragstäter zur Untreue und wegen falscher Aussage vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss verurteilt. Dem BZÖ wird# eine Strafzahlung von 960.000 Euro aufgetragen.

17. September

Nächtliches Sirenengeheul um 4 Uhr in der Früh im Hafen des italienischen Orts Giglio. Das Wrack des im Vorjahr havarierten Kreuzfahrtschiffs „Costa Concordia“ steht wieder aufrecht. 19 Stunden lang wurde das 290 Meter lange und 114.500 Tonnen schwere Schiff aufgerichtet. Die Kosten der Bergeaktion, an der 500 Arbeiter beteiligt waren, betragen rund 600 Millionen Euro. Beim dem Schiffsunglück im Jänner 2012 waren 32 Menschen ums Leben gekommen.

17. September

Es ist die aufsehenerregendste Bluttat des Jahres in Österreich. Ein Wilderer tötet bei einem Amoklauf drei Polizeibeamte und einen Sanitäter, ehe er sich in seinem Hof verschanzt. Dort wird schließlich seine verbrannte Leiche in einem geheimen Raum seines Anwesens gefunden. Was bleibt sind die Frage nach dem Warum sowie die Kritik am Einsatz der Elite-Polizeieinheit Cobra.

» Artikel: Amoklauf - Die Suche nach dem Warum

29. September

Alles ist anders - und doch bleibt alles gleich. Die SPÖ verteidigt bei den Nationalratswahlen Platz eins, fällt aber ebenso wie die ÖVP auf einen historischen Tiefststand. Die FPÖ gewinnt deutlich dazu, die Grünen nur leicht. Stronach und Neos schaffen den Einzug ins Parlament, während sich das BZÖ aus diesem verabschieden muss. Doch schon am Wahlabend steht so gut wie fest: SPÖ und ÖVP werden wieder die Regierung bilden, der Weg dorthin erweist sich wie erwartet als zäh.

29. September

2013 ist ein Serienjahr der Superlative: HBOs Fantasy-Epos „Game of Thrones“ erzielt im Frühjahr den zweifelhaften Rekord der am häufigsten illegal heruntergeladene Serie der Welt. Positiveres gibt es für „Breaking Bad“ zu vermelden: Die Serie über Chemielehrer Walter White (Bryan Cranston), der gemeinsam mit Gehilfe Jesse Pinkman (Aaron Paul) zum Drogenbaron aufsteigt, schafft den Eintrag ins Guiness Buch der Rekorde als bestrezensierte Serie der TV-Geschichte. Mit „Felina “ zeigt Privatsender AMC Ende September die letzte Folge der Machttragödie in Shakespear'scher Tradition.

Auch der ORF ist auf den Seriengeschmack gekommen und hebt – neben der gelungenen Eigenproduktion „Janus“ - die Politdramen „House of Cards“ und „Borgen“ ins Programm. Gute Auswahl, an der Sendezeit darf man noch arbeiten.

3. Oktober

Endstation Hoffnung. Seit Jahren nimmt die Zahl afrikanischer Bootsflüchtlinge, die versuchen über dem Seeweg nach Europa zu gelangen zu. Die italienische Insel Lampedusa ist der EU-Vorposten, um illegale Einwanderer abzufangen. Am 3. Oktober kommt es zu einem der schwersten Unglücke, als ein Schiff mit rund 545 Flüchtlingen an Bord sinkt. Zwischen 300 und 400 Menschen finden den Tod. „Unser Meer wird zum Friedhof“, klagt der maltesische Premierminister Muscat. Der Ruf nach einer gemeinsamen EU-Flüchtlingspolitik wird zwar laut, verhallt aber wie schon so oft in der Vergangenheit.

27. Oktober

Der Deutsche Sebastian Vettel dominiert die Formel 1 wie einst Michael Schumacher. Beim Grand Prix in Indien kürt sich Vettel zum vierten Mal in Serie zum Formel-1-Weltmeister. Es war eine Saison der Superlative. Beim letzten und 19. Saisonrennen in Brasilien fuhr er den 13. Sieg ein. Damit egalisierte Vettel den Allzeitrekord von Schumacher aus dem Jahr 2004. Zudem feierte er neun Grand-Prix-Sieg in Serie. die bisherige Rekordmarke hielt ebenfalls Schumacher, der 2004 sieben Rennen in Folge gewinnen konnte. Eine Radikalreform („die größte technische Veränderung in der Geschichte“) soll nun 2014 wieder mehr Spannung in die Königsklasse des Motorsports bringen.

» Artikel: Formel 1: Rückkehr der Turbomotoren und tiefer Flügel

27. Oktober

Die NSA-Affäre erreicht ihren Höhepunkt. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel soll seit 2002 systematisch vom US-Geheimdienst überwacht worden sein - und US-Präsident Obama soll davon gewusst haben. Nur Tage später wird bekannt, dass auch Papst Franziskus bespitzelt worden sein soll. Der ehemalige NSA-Chef Michael Hayden versteht die weltweite Aufregung übrigens nicht: „So gehen erwachsene Nationen miteinander um. Und das ist völlig akzeptabel“, sagt er.

30. Oktober

Springt er ab oder nicht? Diese bange Frage stellt sich eine ganze Fußballnation tagelang. Am 30. Oktober schafft Marcel Koller endlich Klarheit: Der Schweizer bleibt ÖFB-Teamchef. „Mein Bauchgefühl hat mir gesagt, du kannst noch nicht gehen“, erklärt er seine Entscheidung. Die Spieler zeigen sich erfreut. „Ganz Österreich hat Grund zur Freude“, sagt Sebastian Prödl stellvertretend für seine Mitspieler. Dazu fehlt nun nur noch die erfolgreiche Qualifikation für die Europameisterschaft 2016.

7. November

Die Zinsen in Europa gehen gegen null. Aus Angst vor der Deflation senkt die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins überraschend auf 0,25 Prozent - den tiefsten Stand seit Einführung des Euro. Die EZB reagiert damit auf das unerwartete Sinken der Inflation im Oktober. Käme es zu Deflation, würde das die gerade erst wieder anziehende Wirtschaft erneut dämpfen, da bei sinkenden Preisen Kaufentscheidungen und Investitionen aufgeschoben werden. Ihr Pulver hat die Zentralbank damit aber noch nicht verschossen. „Wir haben die Untergrenze noch nicht erreicht“, sagt EZB-Chef Mario Draghi.

Die größten Naturkatastrophen 2013

  • Am 15. Oktober bebt die Erde in der Provinz Bohol auf den Philippinen. Mindestens 154 Menschen kommen dabei ums Leben.
  • Das Beben auf den Philippinen erreicht eine Stärke von 7,2. Betroffen sind auch zahlreiche sakrale Bauten, wie die Kirche St. Peter in Loboc.
  • Das verheerendste Erdbeben des Jahres 2013 erschüttert am 24. September eine wenig besiedelte Region Pakistans. In der Provinz Balochistan kommen durch das Beben am 24. September über 800 Menschen ums Leben. Das Erdbeben erreicht die Stärke 7,7 auf der Richterskala.
  • Orkan „Xaver“ erreicht am 6. Dezember in Deutschland seine stärkste Kraft. Auf der Straße zwischen den polnischen Dörfern Wicko und Poraj (im Bild) kommen drei Menschen durch einen umstürzenden Baum ums Leben. Insgesamt starben europaweit mindestens 14 Menschen im Sturm.
  • Die Dramatik von Taifun „Haiyan“, der am 8. November über die Philippinen hinwegfegt, wird erst im Laufe der folgenden Tage klar. Der Schaden ist groß. Über 5700 Menschen kommen durch den Sturm ums Leben, 1,2 Millionen Häuser werden zerstört. Bilder der verwüsteten Stadt Tacloban.
  • „Haiyan“ gilt als der stärkste Taifun, der je an Land kam. Zehntausende Menschen warteten tagelang auf Hilfe. Rettungskräfte drangen nur langsam in entlegene Dörfer vor.
  • Danielle Stephan und ihr Freund Thomas Layton stehen vor dem Haus von Stephans Familie, das am 20. Mai von einem riesigen Tornado in der kleinen US-Stadt Moore erfasst wurde. Nahe der Stadt Oklahoma City kommen durch den Tornado mindestens 24 Menschen ums Leben. Am Höhepunkt seiner Kraft erreicht der Wirbelsturm eine Breite von etwa drei Kilometern.
  • Zyklon „Phailin“ zieht am 13. Oktober über Ostindien. Er verwüstet große Abschnitte der Ostküste, wie hier die Stadt Girisola. Mindestens 100 Menschen kommen ums Leben.
  • Ein kleines Feuer eines Jägers am 17. August im Stanislaus National Forest in Kalifornien löst schließlich den drittgrößten Waldbrand in der Geschichte des US-Bundesstaates aus. Erst am 25. Oktober kann die Feuerwehr vermelden, dass der Brand gelöscht wurde. Das Feuer wurde mit großer Sorge beobachtet, weil die Flammen gefährlich nahe der Trinkwasservorräte der Stadt San Francisco loderten.
  • Die Region Sichuan in China wird am 20. April von einem schweren Erdbeben erschüttert. Das Beben hat eine Stärke von 6,6 bzw. nach chinesischen Angaben 7,0. Die Schäden sind enorm, 217 Menschen sterben. 2008 kamen durch ein Erdbeben in der Region 80.000 Menschen ums Leben.

27. November

Es ist ein skurriles Stück österreichischer Innenpolitik. Die Nationalrat-Karriere der „wilden“ Abgeordneten Monika Lindner bleibt auf einen einzigen Tag, den ihrer Angelobung (29. Oktober), beschränkt. Am 27. November legt sie ihr Mandat mit sofortiger Wirkung zurück. Lindner hatte ihr Mandat über die Stronach-Bundesliste erhalten. Wenige Tage nach der Nominierung kehrte sie der Partei aber den Rücken, nahm das Mandat nach der Wahl aber dennoch an. Die ehemalige ORF-Generaldirektorin stellt damit einen Rekord auf: Nur 29 Tage vergingen zwischen Angelobung und Politik-Rückzug.

28. November

Bei dem Milliardenloch Hypo Alpe Adria wird die Höhe der notwendigen Staatszuschüsse mehrmals nach oben revidiert. Am 23. Juli wird bekannt, dass der Staat 700 Millionen Euro zuschießen muss. Am 22. November sind es dann noch einmal 1,05 Milliarden Euro, die benötigt werden, um bilanzieren zu können. Nach einem „Presse"-Bericht vom 28. November (LINK), der besagt, dass eine Pleite Kärntens billiger ist als die Rettung der Hypo, gehen erneut die Wogen hoch. Sofort reagiert Nationalbank-Chef Nowotny: „Ein Konkurs der Hypo ist auszuschließen“, sagt der Gouverneur. Mit einiger Verspätung, nämlich am 3. Dezember schließt auch die Regierung eine Insolvenz aus.

» Artikel: Pleite Kärntens wäre für Bund billiger als Hypo-Rettung

30. November

Die Toten des Jahres

  • Paul Walker, Schauspieler, 1973-2013
  • Doris Lessing, Literaturnobelpreisträgerin, 1919-2013
  • Tom Clancy, Bestsellerautor, 1947-2013
  • Marcia Wallace, "Simpsons"-Stimme, 1942-2013
  • Ray Manzarek, Mitglied der Band The Doors, 1939-2013
  • Marcel Reich-Ranicki, Literaturkritiker, 1920-2013
  • Lou Reed, Rocklegende und Gründer von Velvet Underground, 1942-2013
  • James Gandolfini, Schauspieler und "Sopranos"-Familienoberhaupt, 1961-2013
  • Cory Monteith, Star der TV-Serie "Glee", 1982-2013
  • Wolfgang Herrndorf, Autor und Künstler, 1965-2013

10. Dezember

Das Jahr neigt sich nach dem Abzug des Bundesheers vom Golan mit einem weiteren außenpolitischen Schnitzer zu Ende. Während die ganze Welt in Südafrika zu Gast ist, um von Nelson Mandela Abschied zu nehmen, „hört ein von unbeugsamen Älplern bevölkertes Land nicht auf, der Trauerfeier Widerstand zu leisten", wie „ Presse"-Außenpolitikredakteur Helmar Dumbs in seinem Kommentar schreibt. Österreich schafft es nicht, einen offiziellen Vertreter pünktlich zur Trauerfeier zu entsenden. Nachdem die Koalitionsverhandlungen „im Endstadium" Bundespräsident, Kanzler und Außenminister angeblich zum Bleiben zwingen, reist Bundesratspräsident Reinhard Todt nach einem offenbar unaufschiebbaren Besuch des marokkanischen Senatspräsidenten in Wien um einen Tag verspätet an.

» Artikel: Zur Trauerfeier? Könnt' ja ein jeder kommen!

16. Dezember

78 Tage nach den Nationalratswahlen am 29. September wird die neue rot-schwarze Regierung angelobt. Danach macht sich das Team rund um SP-Kanzler Werner Faymann und VP-Vizekanzler Michael Spindelegger auf den kurzen Weg von der Hofburg ins Bundeskanzleramt. Die Stimmung ist gelöst. Am Ballhausplatz werden die Regierungsmitglieder von der Schützenkompanie Brandenberg aus Tirol empfangen. Kanzler und Vizekanzler verkosten gut gelaunt Schnaps.

17. Dezember

Es wurde seit einer kleinen Ewigkeit verhandelt, 2013 sollte es endlich beschlossen werden: Ein neues, modernes Lehrerdienstrecht. Doch eine ergebnislose Verhandlungsrunde reiht sich an die nächste – bis die Regierung im August den Lehrern plötzlich den Fehdehandschuh hinwirft. Kurz vor der Wahl schickt sie ohne Zustimmung der Gewerkschaft einen Dienstrechtsentwurf auf den Beschlussweg.

Die Empörung ist groß, der Entwurf wird scharf kritisiert: Die Qualität des Unterrichts an höheren Schulen werde sinken, so das Fazit der Kritiker. Einerseits, weil die Lehrer schon mit Bachelor und auch fachfremd unterrichten sollen und andererseits, weil sie deutlich mehr Klassen übernehmen müssen. Claudia Schmied kündigt am Tag nach der Nationalratswahl ihren Rücktritt als Unterrichtsministerin an. Tatsächlich bleibt die Regierung aber auch im Folgenden hart: Trotz aller Kritik wird das Gesetz am 17. Dezember beschlossen.